Hartmannbund
Aktionen gegen die Nullrunde
Niedergelassene Ärzte sollen künstlichen Engpass erzeugen.
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b dem 22. Januar sollen die niedergelassenen Ärz- te ihren Unmut über die„Nullrunde“ auf ihre Patien- ten übertragen: Jeweils mitt- wochs sollen sie ihre Praxen schließen und die freie Zeit beispielsweise zur Fortbildung nutzen. Dazu hat der Hart- mannbund am 7. Januar in Berlin aufgerufen.
Nach Angaben des Hart- mannbund-Vorsitzenden, Dr.
med. Hans-Jürgen Thomas, wird den niedergelassenen Ärzten bereits jetzt ein Drit- tel der erbrachten Leistungen nicht bezahlt. Die gesetzlich
vorgeschriebene „Nullrunde“
sei für die Niedergelassenen eine Minusrunde von minde- stens acht Prozent. Sie sei ei- ne „Unverschämtheit, die an Dreistigkeit nicht zu überbie- ten ist“, so Thomas. Da es die Politik nicht für notwendig er- achte, die fehlenden Mittel in das Gesundheitssystem zu stecken, müsse auf der Anbie- terseite gekürzt werden.
Nach dem Vorschlag des Hartmannbund-Vorsitzenden sollen ab dem 22. Januar die Vertragsärzte zunächst in Westfalen-Lippe ihre Praxen mittwochs geschlossen hal- ten. Im Laufe des Jahres sind dann bundesweite Teilzeit- schließungen geplant.
Einen Reformvorschlag hält der Hartmannbund eben- falls bereit: Selbstbehalt der Patienten, Kostenrückerstat- tung, Leistungsausgrenzung und private Zusatzversiche- rungen sollen dem Gesund- heitssystem zusätzliches Geld zuführen.
Mehr Einzelverträge
Auflösung der GKV möglich
Forschungsinstitut analy- siert Diskussion um Sicherstellungsauftrag.
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inzelverträge zwischen den Krankenkassen und Ärzten ohne Beteiligung der Kas- senärztlichen Vereinigungen (KVen) führen dazu, dass der Sicherstellungsauftrag für die vertragsärztliche Versorgung vollständig an die Kassen übertragen wird. Damit wür- de ein Systembruch vollzo- gen, an dessen Ende die Auf- lösung der Gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) und ein rein marktwirtschaftlich orientiertes Gesundheitswe- sen stehen könnten. Zu die- sem Schluss kommen Prof.Dr. med. Fritz Beske und vier weitere Autoren in einer Stu- die über den Sicherstellungs- auftrag. Beske ist Direktor des Instituts für Gesundheits- System-Forschung in Kiel.
Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Zunahme von Einzelverträgen dazu führe,
dass bei den KVen ein Infor- mations- und Steuerungsdefi- zit entstehe: „Mit einem unkal- kulierbaren Restbudget würde sich ein unkalkulierbarer Ver- sorgungsrest nicht abdecken lassen.“ Die Wissenschaftler halten es zudem für ausge- schlossen, dass die Kassen durch Einzelverträge mit rund 122 000 Ärzten eine flächen- deckende Versorgung sichern können. Sie gehen davon aus, dass nicht jede Kasse mit je- dem Arzt einen Vertrag ab- schließen würde. Leidtragende wären die Patienten; für sie werde die freie Arztwahl auf- gehoben, und wirtschaftliche Gesichtspunkte würden bei der Vertragsgestaltung vor me- dizinische gestellt.
Die Autoren heben einen weiteren Aspekt hervor: „Das gesamte Regelwerk, das heu- te die Funktionsfähigkeit der GKV bestimmt, wäre aufge- hoben.“ Dies gelte für Gremi- en wie Zulassungsausschüsse oder den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkas- sen, aber auch für Abrech- nungsprüfungen oder Qua- litätskontrollen. Die Studie kann gegen eine Gebühr von zehn Euro bestellt werden un- ter Telefon: 04 31/3 89 52 24;
E-Mail: stiftung@igsf.de.
Tuberkulose/Lepra
Neuer Name für Hilfswerk
Bundespräsident stand Pate bei Namensänderung.
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as Deutsche Aussätzi- gen-Hilfswerk hat bei einem Empfang von Bun- despräsident Johannes Rau offiziell seine Na- mensänderung in Deut- sche Lepra- und Tuberku- losehilfe e.V. bekannt ge- geben. Nach eigenen An- gaben will der Verein weiterhin seiner Aufgabe treu bleiben, die Lepra zu besiegen, Kranke zu hei- len und Entwicklung zu fördern. Die Organisation feiert am 18. Januar ihr 46-jähriges Bestehen. Grund für die Namensänderung: Der Verein ist der Auffassung, dass heutzutage nur noch wenige Menschen etwas mit dem Begriff „Aussatz“ anfangen können.A K T U E L L
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A70 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 317. Januar 2003
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er Gebrauch von Ecstasy geht deutlich zurück. Da die Möglichkeiten, sich diese Substanzen zu besorgen, viel- fältig und einfach sind, lässt dies auf ein verändertes Ver- halten der jungen Erwachse- nen schließen. Das ist auch als Erfolg der Präventionsarbeit zu deuten. Dagegen ist dieBereitschaft, Cannabis auszu- probieren, gestiegen; mehr als 50 Prozent der 18- bis 25- Jährigen haben mit Cannabis Erfahrungen. Diese Auswer- tungen sind dem Tagungs-
band „Drogenkonsum in der Partyszene“ zu entnehmen, den die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) herausgegeben hat.
Unterschiedliche Wege zu einer erfolgreichen Drogen- Prävention zeigen diverse nie- derschwellige Angebote von Projektpartnern der BZgA.
So wird in vielen Ein- richtungen und an In- foständen offen über die positiven Aspekte des Rauschs geredet, bevor die Probleme zur Sprache kommen, die sich hinter der je- weiligen Droge ver- bergen.Auf diese Wei- se will man die Eindämmung von Ecstacy fördern und den unkritischen Umgang mit Can- nabis und Alkohol einschrän- ken. Informationen im Inter- net unter: www. bzga.de
Das Hilfswerk unterstützt auch die soziale Rehabilitation Leprakranker.
Party-Drogen
Ecstasy-Konsum ist rückläufig
Bundeszentrale: Prävention ist erfolgreich.
Die Möglichkeiten, sich Ecstasy-Tabletten zu beschaffen, sind vielfältig. Foto: ddp
Foto:DAHW