Krankenhäuser
Immer weniger Investitionen
Krankenhausgesellschaft befürchtet Auswirkungen auf die Versorgung.
T
rotz steigenden Investitions- bedarfs tätigen die Kran- kenhäuser immer weniger In- vestitionen – vor allem, weil die Bundesländer ihrer Ver- pflichtung zur Investitionsfi- nanzierung kaum noch nach- kommen. Dies ist das wich- tigste Ergebnis des aktuellen Krankenhaus-Barometers des Deutschen Krankenhausinsti- tuts. Demnach sank die Inve- stitionsquote von 15,3 Prozent im Jahr 2002 auf 11,3 Prozent im Jahr 2004.Der Präsident der Deut- schen Krankenhausgesellschaft, Dr. Rudolf Kösters, warnte da- vor, den Spitzenplatz deut- scher Kliniken bei Innovatio- nen zu gefährden. Mittelfristig bestünde die Gefahr, dass ei- ne hochwertige Versorgung nach dem neuesten Stand der
Wissenschaft nicht mehr flächendeckend zur Verfügung stünde. Er forderte die Bun- desländer nachdrücklich auf, ihrer Verpflichtung zur Investi- tionsfinanzierung nachzukom- men. Über die letzten 30 Jahre hinweg habe sich ein Investiti- onsstau in Höhe von bis zu 50 Milliarden Euro entwickelt.
2004 wurden bereits mehr als ein Viertel der Investitio- nen vom Krankenhaus oder vom Krankenhausträger be- zahlt. Nur noch rund 67 Pro- zent der notwendigen Investi-
tionen wurden 2004 aus öf- fentlichen Fördermitteln fi- nanziert. Diese Tendenz wird sich nach Einschätzung der an der repräsentativen Erhe- bung beteiligten Krankenhäu- ser in den nächsten Jahren verschärfen – einerseits, weil sich wegen der leeren öffent- lichen Kassen das Fördermit- telaufkommen weiter redu- ziere; andererseits, weil die Krankenhausträger ihre Kli- niken nicht mit noch mehr In- vestitionsmitteln unterstützen
könnten. JF
Gesundheitsreform
Kauder gegen Einzelverträge
Der Fraktionsvorsitzende der Union plädiert für den Erhalt der KVen.
D
er Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundes- tag, Volker Kauder, hat den Kassenärztlichen Vereinigun- gen (KVen) den Rücken ge- stärkt: „Wir dürfen die Ge- sundheitsreform nicht gegen die Ärzte, sondern nur mit den Ärzten machen. Deshalb halte ich wenig von Vorschlägen, die KVen abzuschaffen“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe vom 12. Janu- ar). Wenn die Krankenkassen mit den Ärzten Einzelverträge abschließen könnten, sei der einzelne Arzt völlig der Macht der Krankenkasse ausgesetzt.
Kauder: „Das wäre so, als wollten wir Gewerkschaften abschaffen und den Arbeiter allein mit dem Großkonzern über seinen Lohn verhandeln
lassen.“ JF
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006 AA85
Magenkeime
Hinweis auf weitere exotische Bakterien
L
ange galt das saure Milieu des Ma- gens als absolut lebensfeindlich für Bakterien. Dann wurde vor 20 Jahren Helicobacter pylori entdeckt, der heute für peptische Ulzera und Magenkrebs verantwortlich gemacht wird. Jetzt be- schreiben US-Forscher (Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas. 0506655103) nicht weni- ger als 128 verschiedene Bakterien-Ar- ten im Magen von gesunden Proban- den. Die Studie ist das Ergebnis moder- ner Nachweismethoden für Bakterien und Viren. Elisabeth Bik und Mitarbei- ter der Stanford-Universität führten an 23 Freiwilligen Magenbiopsien durch.Daraus wurden alle Genspuren iso- liert und in „DNA-Bibliotheken“ ein-
gebaut. Dort werden sie so weit ver- mehrt, bis eine Analyse und Einord- nung möglich ist. Gefunden wurde eine Vielfalt von zum Teil exotischen Bakte- rien: Caulobacter, Actinobacillus, Co- rynebacterium, Rothia, Gemella, Lep- totrichia, Porphyromonas, Capnocyto- phaga, TM7, Flexistipes und Deinococ- cus lauten die Familien der Erreger, von denen zahlreiche Species gefunden wurden.
N
ur 43 der 128 identifizierten Bakte- rien sind bekannte Bewohner der Mundflora, und man darf vermuten, dass sie von dort auch in den Magen ge- langten. Die anderen sind im Menschen bisher nicht nachgewiesen worden, und einige wichen in ihren Genen um mehr als fünf Prozent von allen bekannten Mikroben ab. Unter den bereits taxo- nomisch erfassten Bakterien befanden sich auch Exoten wie Deinococcus ra- diodurans. Dieses Bakterium gedeiht in extremer Umgebung, darunter – wieder Name andeutet – in radioaktivem Abfall. Er wird jedoch auch in den Faeces einiger Tiere gefunden, was er- klären mag, über welche Wege er viel- leicht in den Magen der Probanden ge- langte, die körperlich gesund waren.
G
ewisse Zweifel an den überraschen- den Entdeckungen von Bik und Mitarbeitern mögen erlaubt sein, so- lange die Ergebnisse nicht von anderen Gruppen reproduziert werden. Da nur genetische Spuren der Erreger nachge- wiesen wurden, kann daraus nicht auto- matisch geschlossen werden, dass auch vollständige Bakterien vorhanden sind.Für die Ärzte interessant dürfte sein, dass bei 19 Probanden Gene von H. py- lori gefunden wurden, während nur zwölf dieser Probanden positiv in den konventionellen Nachweistests waren.
Der genetische Nachweis war offenbar genauer. Ob dies von klinischer Bedeu- tung sein könnte, lässt sich aber zurzeit nicht sagen. Rüdiger Meyer Akut
Herkunft der Investitionsmittel in Prozent im Jahr 2004
Kreditfinanzierung 3,6 %
Förderung des Trägers 5,5 %
Einzelfördermittel 20,1 %
Pauschalfördermittel 47,0 % Eigenmittel
des Krankenhauses 20,4 %
Quelle:Deutsches Krankenhausinstitut
andere Quellen 3,3 %