er Bundesverband niederge- lassener Fachärzte (BNF) und sein Vorsitzender Dr. med.
Axel Munte meinen, daß die Kas- senärztliche Bundesvereinigung und die Kassenärztlichen Vereinigungen eine neue Struktur brauchen. Sie baten deshalb den Züricher Unter- nehmensberater Dr.-Ing. Bernhard Schwoerer um Vorschläge. Zur Über- raschung der Zuhörer bekannte sich auch der politische Hauptgast der Veranstaltung, der Leiter der Ab- teilung II (Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung) im Bonner Gesundheitsministerium, Dr. med.
Hermann Schulte-Sasse, zu einer KV- Reform, die sehr viel Ähnlichkeit mit Schwoerers Ideen aufweist.
Die Politik, räumte Schulte-Sas- se ein, hat sich noch nicht entschie- den, in welcher Hinsicht Handlungs- bedarf gegenüber den KVen besteht.
Deshalb könne er auch nur seine per- sönliche Ansicht mitteilen, und da stehe zunächst die Analyse: „Die KV- Landschaft sendet die Botschaft, daß sie als kalkulierbarer Partner im Sy- stem nicht erkennbar ist.“ Man sollte also überlegen, was zu tun ist. Die Vorschläge reichen von der völligen Abschaffung der KVen über eine Zweiteilung in eine Hausarzt- und eine Facharzt-KV bis zu einer Um- gestaltung, ähnlich wie sie die gesetz- lichen Krankenkassen schon vollzo- gen haben.
Was spreche dagegen, meinte der Ministerialdirektor, daß die KVen von hauptamtlichen Kräften geleitet wer- den? Dann könnte eine Art Auf- sichtsrat der Ärzte den Rahmen vor- geben, die Ziele definieren und die Tagesarbeit einem hauptberuflich tätigen Vorstand überlassen. Im Zuge
der anstehenden Strukturreform 2000 wird die Politik sich damit wohl ge- nauer auseinandersetzen.
Der Züricher Unternehmensbe- rater Schwoerer legte ein Konzept mit sieben Bausteinen für eine funkti- onsfähige KV vor: Die Ziele einer KV müssen klar und meßbar sein, fordert er. Was ist der Existenzgrund?
Parameter, die sich messen lassen, wären unter anderem die Zufrieden- heit der Patienten, das öffentliche Ansehen der Ärzte, aber auch das Einkommen der Ärzte und dessen Verteilung. Um die Ziele zu errei- chen, ist eine Strategie erforderlich, die das Umfeld – Politik, Konkur- renz, Markt, medizinische Entwick- lung – im Auge hat.
Verantwortung für die Resultate der Arbeit
Dann sei eine motivierende Führungsphilosophie gefragt. Dazu gehören die Delegation der Verant- wortung für definierte Teilresultate.
Gefragt sei nicht die Verantwortung für Tätigkeiten, sondern für Resul- tate. Die KV brauche deshalb eine schlagkräftige Organisation mit ei- nem effizienten Übergang von Basis- demokratie auf professionelles Ma- nagement. Entscheidend sei, daß je- der nur einen Chef und nicht mehrere hat. Alle Gremien brauchten klare Verantwortung und müßten regel- mäßig Rechenschaft ablegen.
Am Beispiel der KBV ging Schwoerer dann ins Detail. Ähnlich wie bei einer Aktiengesellschaft die Aktionärsversammlung, sollte bei der KBV die Generalversammlung von Ärzten mit 46 Mitgliedern (die
Ersten und Zweiten Vorsitzenden je- der KV) das oberste Organ sein. Die- se wählt einen teilamtlichen Auf- sichtsrat bzw. Verwaltungsrat, dem drei bis fünf Ärzte und Manager an- gehören. Diese wählen einen Ma- nager als Vorstandsvorsitzenden der Geschäftsführung für eine Periode von sechs Jahren.
Der Verwaltungsrat bestimmt in diesem Modell die Richtlinien der Po- litik und setzt den Rahmen für die Ar- beit der Geschäftsführung. Er ratifi- ziert auch die Vorschläge des Vor- standsvorsitzenden für die weiteren Ressort-Vorstandsmitglieder, profes- sionelle hauptamtliche Manager, die ebenfalls für sechs Jahre vertraglich gebunden werden.
Die Vorstandsmitglieder sind in ihren Ressorts für die Resultate ih- rer Arbeit verantwortlich. Sie legen regelmäßig Rechenschaft darüber ab, wieweit die Zielsetzungen ihrer Ressorts erreicht wurden. Der Vor- standsvorsitzende ist für das Gesamt- resultat und den Gesamthaushalt der KBV verantwortlich. Daneben soll es Fachbeiräte geben, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden und nur beratende Funktion haben.
Das Management sollte mit Pro- fis besetzt werden, wobei das durch- aus auch Ärzte sein können, aber nicht müssen. Schließlich sollte die Leitlinie der KBV lauten: beraten, be- schließen, handeln. Höchstens 50 Pro- zent der Zeit sollten in Sitzungen ver- bracht werden. Die Strategien sollten umgesetzt werden, ohne zu versu- chen, es allen recht zu machen.
Der Unternehmensberater zeigte sich überzeugt, daß die KV durchaus eine Überlebenschance habe, wenn sie straff organisiert sei, konsequent handele, Grabenkämpfe vermeide, professionelles Management einbe- ziehe und vor allem mit den dezen- tralen Netzen effizient zusammen- arbeite. Aber: Interessenvertretung und Versorgungsauftrag zugleich,
„das kann man nicht beides effizient machen“, meinte Schwoerer.
Der Unternehmensberater hält eine Kapitalgesellschaft, GmbH oder Dienstleistungs-AG für die geeignete Rechtsform der ärztlichen Organisa- tionen. Praxisnetze könnten letztlich dahin führen. Klaus Schmidt A-3110 (22) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 49, 4. Dezember 1998
P O L I T I K AKTUELL