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Archiv "Chefärzte: Neue Qualitäten gefragt" (03.02.2006)

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A296 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 5⏐⏐3. Februar 2006

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hefärzte müssen in Zu- kunft noch mehr Verwal- tungs- und Management- aufgaben übernehmen. Das betonten Vertreter von öffent- lichen und privaten Trägern auf einer Tagung des Konvents lei- tender Krankenhauschirurgen (KLK) in Hamburg.

„Der Chefarzt muss nicht nur gut in seinem Fach sein, sondern auch Managerqualitä- ten besitzen“, sagte der Stutt- garter Bürgermeister Klaus- Peter Murawski.Chefärzte soll- ten künftig selbst über die Verwendung der Budgets ent- scheiden. „Dafür müssen sie betriebswirtschaftliche Grund- kenntnisse haben“, unterstrich Murawski. Das Berufsbild des Chefarztes habe sich komplett gewandelt. So sei der Chef- arzt mehr denn je auch für die Außendarstellung seiner Kli- nik verantwortlich. Murawski sprach sich auch für die Über- nahme der Pflegeleitung durch die Chefärzte aus, „damit die- ser Konkurrenzkampf mit den Pflegeleitungen ein Ende hat“.

Bei Rhön sollen die Kom- petenzen der Chefärzte weiter beschnitten und flachere Hier- archien durchgesetzt werden.

„Grundsätzlich ist die vertika- le, Chefarzt orientierte Kran-

kenhausorganisation ein Aus- laufmodell“, sagte Astrid Aul- kemeyer, Vorstandsmitglied der Rhön-Klinikum AG. Der Chefarzt müsse vor allem ein erfolgreicher Verfahrensma- nager sein, der Prozesse opti- miere und die Qualität der me- dizinischen Leistungen verbes- sere. Als Generalist müsse er sich auch um die Organisation, die interdisziplinäre Zusam- menarbeit und um die außer- betriebliche Ausbildung küm- mern, sagte Aulkemeyer. Zu- dem sollten sich Chefärzte ak- tiv an medizintechnischen In- novationen beteiligen.

Eine Zusatzausbildung für Fachärzte in Managementauf- gaben, empfahl der geschäfts- führende Direktor der Chir- urgischen Klinik des Univer- sitätsklinikums Heidelberg, Prof. Dr. Markus Büchler.

Managementaufgaben würden künftig 70 Prozent aller Auf- gaben von Chefärzten ausma- chen:„Die nächste Generation der chirurgischen Chefärzte muss deshalb eine betriebs- wirtschaftliche Zusatzausbil- dung nach der Facharzt- und Chefarztausbildung machen, um sich Wissen über Mitarbei- terführung, Budgetsteuerung, Kapazitätenauslastung und

Patientenmanagement anzu- eignen“, meinte Büchler.

In einer aktuellen Umfrage des Konvents unter knapp 292 leitenden Chirurgen bewerten die meisten Ärzte ihre Situati- on schlechter als noch vor we- nigen Jahren. „Viele Chefärzte fühlen sich überfrachtet mit Tätigkeiten, die eigentlich nicht zu ihrem Aufgabengebiet zählen“, erläuterte der KLK- Vorsitzende Prof. Dr. Reinhard Bittner. Die Zeit fehle für die Tätigkeiten am Patienten.

Als eine der zeitaufwendig- sten Arbeiten bezeichneten die Chefärzte die Kodierungen seit Einführung der DRGs.

Der Umfrage zufolge sind die Kodierungsarbeiten so zeitauf- wendig, dass 80 Prozent der Befragten die Auffassung äu- ßerten, dass diese Aufgabe von extra qualifiziertem Personal übernommen werden müsste.

Zudem wünschen sich viele der Befragten ein höheres Ein- kommen. 2005 verdiente etwa die Hälfte der befragten leiten- den Klinikchirurgen zwischen 100 000 und 175 000 Euro und etwa die andere Hälfte zwi- schen 200 000 und 250 000 Eu- ro.Drei von vier Chefärzten, insbesondere in der unteren Einkommensspanne, wünschen sich der Umfrage zufolge mehr Gehalt. „Im Grunde sind es die 30 Prozent mehr Gehalt, die der Marburger Bund für die Klinikärzte fordert“, sagte Bittner.

Doch trotz der Kritik am wachsenden Aufgabengebiet steht der Großteil der Befrag- ten Veränderungen im Kran- kenhausumfeld positiv ge- genüber. Die Einführung des Fallpauschalensystems in den Kliniken halten 65,2 Prozent der befragten Chefärzte für sinnvoll. Allerdings hat jeder fünfte Chefarzt erhebliche Pro- bleme mit der Geschäftsfüh- rung seiner Klinik.

Seit der letzten Umfrage des Konvents vor sieben Jahren hat sich die Anzahl der privaten Arbeitgeber verdoppelt. Jedes fünfte Krankenhaus hat den Träger gewechselt. Die Abtei- lungen werden tendenziell ver- kleinert; es gibt weniger Statio- nen mit mehr als 100 Betten, aber mehr Stationen mit einer Bettenzahl unter 60. In verklei- nerten Abteilungen kommt es zur Arbeitsverdichtung, zum Beispiel werden mehr Opera- tionen im gleichen Zeitraum durchgeführt. Mit dem Betten- abbau ging auch ein Stellenab- bau einher:Bei jedem vierten Chefarzt fielen durchschnitt- lich 1,5 Stellen in der Abteilung weg. Zugleich hat sich eine Arbeitsverdichtung vollzogen.

Knapp 80 Prozent der Befrag- ten gab an, dass die Anzahl der Operationen gestiegen sei. Je- der vierte Chefarzt beklagt Schwierigkeiten bei der Beset- zung von Arztstellen, erklärte Bittner.Als Gründe dafür wer- den die hohe Arbeitsbelastung, zu viel Bürokratie, die geogra- phische Lage des Krankenhau- ses sowie zu wenig gut ausge- bildete Ärzte genannt.

Trotz aller Kritik und Wi- drigkeiten sind aber knapp 75 Prozent der Chefärzte zufrie- den beziehungsweise sehr zu- frieden mit ihrem Posten. In den neuen Bundesländern ist die Zufriedenheit dabei deut- lich höher als in den alten Bun- desländern. Ihre beruflichen Perspektiven beurteilen die Chefärzte dagegen unter- schiedlich. Zwar denken weni- ger Chefärzte an eine vorzeiti- ge Aufgabe ihres Postens als noch vor sieben Jahren, aller- dings ziehen auch mehr Ärzte eine Verlängerung ihrer Le- bensarbeitszeit in Erwägung.

Inga Niermann

Chefärzte

Neue Qualitäten gefragt

Foto:MEV-Verlag;Tabelle:Konvent leitender Krankenhauschirurgen

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