• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "12. Deutscher Fachärztetag: Kooperation anstelle von Spaltung" (03.12.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "12. Deutscher Fachärztetag: Kooperation anstelle von Spaltung" (03.12.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

E

in GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), das in seiner ersten Fassung das Herausdrängen der Fachärzte aus der ambulanten Versorgungsebene vorsah, darf es nach Auffassung der nie- dergelassenen Fachärzte nicht mehr ge- ben. Dies betonte der Vorsitzende des Deutschen Facharzt-Verbandes (DFV), Dr. med. Thomas Scharmann, vor dem 12. Deutschen Fachärztetag in München.

Der Verband will deshalb bis zur näch- sten Bundestagswahl 2006 fachärztliche Themen verstärkt in Politik und Parteien transportieren.

Fachärzte und Hausärzte sollten ler- nen, professioneller miteinander umzu- gehen, denn vor allem die Politik profi- tiere von der Spaltung, führte Schar- mann aus. Die Hausärzte sollten sich nicht die gesamte Verantwortung für die ambulante Versorgung aufbürden lassen, meinte der Münchner Augen- arzt. Im Sinne einer besseren Koope- ration will der DFV künftig Modelle zur fachärztlich-hausärztlichen Ver- sorgung der gemeinsamen Patienten entwickeln. Gemeinsam mit dem Haus- ärzteverband wolle man dabei einen Konsens finden.

Mittelfristig hat der Verband die Eta- blierung eines so genannten Versorger- facharztes im Visier. Die Vorstellungen sind in dieser Hinsicht offenbar noch recht vage. Auf der Tagung war von ei- nem Facharzt die Rede, der in Koopera- tion mit den hausärztlichen Kollegen vor Ort Ansprechpartner der Patienten für die fachärztliche Versorgungsebene wäre. Dennoch scheint diese Konstruk- tion Mut für kommende Auseinander- setzungen zu machen: „Kein Politiker, keine Partei wird in Zukunft an uns vor- beikommen“, kündigte Scharmann an.

Wenn nötig, werde der Verband auch über Aktionen des „zivilen Ungehor-

sams“ nachdenken müssen, wie das ge- rade „die Kollegen in Frankreich vor- machen“.

Bayerns Sozialministerin Christa Stewens, die einen kurzen Abstecher vom parallel stattfindenden CSU-Par- teitag zum Fachärztetag unternommen hatte, versicherte den Fachärzten, dass sie auch in Zukunft ihren Platz in der Versorgung der Patienten haben und ei- ne wichtige Rolle spielen werden. Sie appellierte an die niedergelassenen Spezialisten, die durch das GMG eröff- neten neuen Gestaltungsmöglichkeiten aufzugreifen und offensiv die Chancen des neuen Gesetzes zu nutzen.

Rürup: Mehr Chancen als Risiken für Fachärzte

Diesen Rat gab auch der Darmstädter Ökonom, Prof. Bert Rürup, einer der fünf Wirtschaftsweisen, die der Bundesre- gierung soeben ihr Gutachten überreicht haben. Insgesamt sieht Rürup mehr Chancen als Risiken für die Zukunft der Fachärzte, wenn sie sich auf mehr Wett- bewerb einstellen. Sowohl das GMG als auch die neue (Muster-)Berufsordnung eröffneten den Leistungsanbietern eine Reihe neuer Möglichkeiten.

Die neuen Versorgungsformen kön- nen zur Überwindung der Sektoralisie- rung und zum Abbau von Doppelstruk- turen beitragen, erläuterte er. Rürup sieht aber zugleich auch ein beachtliches Maß an Krankenhauslastigkeit in den gesetzlichen Vorgaben. Der haus- arztzentrierten Versorgung bescheinigte der Ökonom zwar einen „theoretischen Charme“, doch wo sie praktiziert würde, seien die Ergebnisse ambivalent. Ent- scheidend sei allein die Qualität der Hausärzte. Der Beweis, dass diese

flächendeckend vorhanden sei, stehe noch aus.

Die möglichen neuen Vergütungsfor- men liefen im Prinzip auf Pauschalen hinaus, die von Ökonomen grundsätzlich begrüßt würden. Sie bergen in sich aber auch den Trend zur Minimierung von Leistungen und zur Konzentration auf

„gesunde“ Kranke, räumte Rürup ein.

Motor für Innovationen ist für ihn der Wettbewerb. Nun hätten die Fachärzte die Chance, Individualverträge außer- halb des Kollektivvertragssystems der Kassenärztlichen Vereinigungen abzu- schließen. Dieser Vertragswettbewerb erhöhe den Druck, Leistungen billiger anzubieten. Deshalb wären die Ärzte gut beraten, sich nicht als Einzelkämpfer in die Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen zu begeben, sondern sich einen juristischen Beirat zuzulegen.

Einem besonderen Risiko sind nach Rürups Einschätzung die niedergelas- senen Fachärzte in Einzelpraxen ausge- setzt. Die Einzelpraxis werde zwar nicht sterben, aber in Ballungsregionen weit- gehend zerrieben. Überleben könne sie dagegen in ländlichen Regionen, in de- nen größere spezialisierte Strukturen nicht tragbar sind. Für medizinisch in- novativ und unternehmerisch denken- de Fachärzte eröffne die Reform jedoch vielfältige Möglichkeiten, um größere Einheiten zu bilden – auch in Koopera- tion mit Krankenhäusern.

Die neuen Versorgungsformen haben nach Rürups Interpretation ein Janus- Gesicht: Sie können einerseits durch Pau- schalen neue Einkommensmöglichkeiten erschließen, andererseits bergen sie auch Risiken, wenn es nicht zu größeren Be- triebseinheiten kommt.Durch die Reform werde die Gegenüberstellung von Frei- beruflern und abhängig Beschäftigten an Bedeutung verlieren, weil auch im am- bulanten Bereich Anstellungen möglich sind, ohne dass diese Ärzte an den BAT- Knebel im Krankenhaus gebunden sind.

Prof. Fritz Beske, Direktor des Insti- tuts für Gesundheitssystemforschung Kiel, empfahl den Fachärzten, sich zwei starke Verbündete zu suchen: den Pa- tienten und den örtlichen Politiker, der unter erheblichen Druck gerate, wenn sein Wahlvolk begönne, sich um die Verfügbarkeit der flächendeckenden wohnortnahen fachärztlichen Versor- gung zu sorgen. Klaus Schmidt P O L I T I K

A

A3312 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 493. Dezember 2004

12. Deutscher Fachärztetag

Kooperation anstelle von Spaltung

Der Deutsche Facharzt-Verband will die Spannungen

zwischen Hausarzt und Facharzt möglichst bald überwinden.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Gefragt sei nicht die Verantwortung für Tätigkeiten, sondern für Resul- tate.. Die KV brauche deshalb eine schlagkräftige Organisation mit ei- nem effizienten Übergang von

Bei einer vertragsärzt- lichen Struktur in der alle Vertragsärzte und Psychotherapeuten solidarisch kooperieren – wie dies bis jetzt in der Kassenärztlichen Ver- einigung Bayerns

Neu ist, dass die Vertragspartner der Integrierten Ver- sorgung sich auf der Grundlage ihres jeweili- gen Zulassungsstatus für die Durchführung der Integrierten Versorgung

Die Schüler sollen sich einen Satz, eine Wortgruppe oder ein Wort, das sie besonders anspricht, merken.. Lesen

Da sich die Pilze vom Raps durchaus auf Rucola im Tunnel und auf andere Cruciferen unter den Gemüsearten sowie auf wilde Kreuzblütler ausbreiten können, erhöhen

Für ihn laufe die Öff- nung der Hochschulkliniken darauf hinaus, dass die ambulante fachärztli- che Versorgung durch niedergelassene Ärzte zerstört und letztlich in das

Henry Johnson University of Otago New Zealand The editors of this proposed volume are now seeking. interdisciplinary/theoretical and ethnographic papers for a collection of

Schwellung oder Rötung. Eine Abrechnung der Pos. 7a für denselben Hausbesuch ist nicht möglich.. Anleitung bei Leistung EURO- Beträge.