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Archiv "Die Gesellschaft braucht die Dynamik der Freien Berufe" (30.06.1977)

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Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

Die Gesellschaft

braucht die Dynamik der Freien Berufe

Vor den gesellschaftspolitischen Folgen der vielfältigen Reformen der letzten Jahre und vor der zunehmen- den Bürokratisierung des täglichen Lebens warnte der Volkswirtschaft- ler Prof. Dr. Gerhard Zeitel MdB, Bundesvorsitzender der Mittel- standsvereinigung der CDU/CSU, auf einer Vortragsveranstaltung des Verbandes Freier Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen Mitte Juni in Düsseldorf.

Prof. Zeitel bezeichnete den Mittel- stand als das „dynamische Element der Marktwirtschaft"; dies werde in Zukunft noch deutlicher werden, wenn sich nach dem Ende der Peri- ode hoher volkswirtschaftlicher Wachstumsraten der individuelle Bedarf des Bürgers mehr und mehr in solche Bereiche verlagert, in denen Produktion und Produktivität nicht wie an den Fließbändern der herstellenden Industrie gesteigert werden können, sondern durch die Leistung einzelner, für die allerdings der Staat den entsprechenden Rah- men zu setzen habe. Professor Zeitel nannte als Beispiele die Bereiche Touristik und Verkehr, Bildung, Ge- sundheit.

Zeitel forderte, auch für die näch- sten zehn bis zwanzig Jahre mög- lichst hohe, gesunde Wachstumsra- ten anzustreben; die Bundesrepu- blik sei darauf geradezu angewie- sen, schon um die durch die sich ändernde Bevölkerungsstruktur und andere Einflüsse entstehenden so- zialpolitischen Probleme lösen zu können. Hierfür seien ein Null- wachstum oder etwa irgendwelche Systemänderungen ebensowenig geeignet wie der Gedanke der „Um- verteilung".

Man müsse sich ohnehin darüber klar sein, sagte Zeitel, daß eine Um- verteilung bereits auf so vielen ver- schiedenen Bereichen stattfindet, daß niemand den gesamten Prozeß mehr übersehen kann. Umverteilung führe jedoch zu Neid, und Neid sei

für jede Gesellschaft aufs höchste gefährlich. Man müsse dabei blei- ben, daß Leistung gefordert, aber auch entsprechend belohnt werden muß.

Prof. Zeitel forderte auch die Ange- hörigen der Freien Berufe auf, zu erkennen, daß die allgemeine Büro- kratisierung für die ganze Gesell- schaft, aber auch für die Freien Be- rufe selbst ähnliche Gefahren mit sich bringt wie die falsche Besteue- rung der Freien Berufe. Als Beispiel führte er die Neuordnung der Kran- kenhauspflegesätze an, die durch die einseitige Hinlenkung der Auf- merksamkeit auf die Kostenproble- me im Krankenhausbereich dazu führe, daß der Blick für die größeren Zusammenhänge und für die Befrie- digung der wahren Bedürfnisse des Bürgers verlorengeht. Zeitel nannte es grotesk, daß unter Berufung auf die Kosten Mammutkrankenhäuser gebaut werden und niemand daran denke, daß kleinere, modern ausge- stattete und bürgernahe Kranken- häuser, die sowieso erheblich billi- ger seien, dem Bürger dazu noch beträchtliche Wegekosten ersparen können.

Im Zusammenhang mit den Bonner gesundheits- und sozialpolitischen Gesetzentwürfen bezeichnete es Prof. Zeitel als „Infamie", nur immer

„in den Arzthonoraren herumzu- wühlen", die keineswegs der wich- tigste Kostensteigerungsfaktor seien. Allerdings sei es unumgäng- lich, die Kostenexpansion im Ge- sundheitswesen zu bremsen, damit nicht das gesamte Gesundheitswe- sen unfinanzierbar werde. Und man müsse sich über eines im klaren sein: um eine finanzielle Selbstbe- teiligung des Patienten werde man auf lange Sicht einfach nicht herum- kommen.

Als Nachfolger des im vorigen Jahr verstorbenen Verbandsvorsitzenden Dr. med. Robert Schimrigk leitete der inzwischen neu gewählte erste Vorsitzende des Verbandes, der Prä- sident der Zahnärztekammer West- falen-Lippe, Dr. med. dent. Helmut Schmidt, die Veranstaltung. Als wei- teren Vertreter der Ärzteschaft hat

der Vorstand den Vizepräsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. med. Wolfgang Landgraff, für die restliche Amtszeit von Dr. Schimrigk in den Vorstand kooptiert. gb

Institut

für Freie Berufe untersucht

„Arzt-Image"

Beim Institut für Freie Berufe an der Universität Erlangen-Nürnberg (Di- rektor: Prof. Dr. Specht) wird zur Zeit eine Untersuchung über das

„Fremdbild" des Arztes in 52 deut- schen Presseerzeugnissen durchge- führt.

Diese neue Untersuchung folgt auf eine frühere Analyse des Fremdbil- des der Ärzte bei ausgewählten poli- tischen Entscheidungsträgern. Die in den ausgewählten Massenmedien publizierten Äußerungen über die ärztliche Berufsausübung und die standespolitischen Aktivitäten der Ärzteschaft sollen mit dem „Ideal- bild" des Arztberufes verglichen werden.

Mit Hilfe dieser Gegenüberstellung soll nunmehr festgestellt werden, welches Verhalten von Ärzten zu ei- nem „Imageverlust" des Arztes in der Presse führt und worauf dies möglicherweise beruht. Die Unter- suchung soll Mitte 1977 abgeschlos- sen werden.

Etwa gleichzeitig wird, wie es im Jahresbericht 1976 des Bundesver- bandes der Freien Berufe heißt, eine erste Veröffentlichung aus Untersu- chungen über sozioökonomische Merkmale ausgewählter Gruppen der Freien Berufe erwartet, also un- ter anderem Statistiken über Fach- richtung, Verteilungsdichte, Umsatz, Kosten- und Ertragsangaben. Zu den ausgewählten Freien Berufen gehören auch die der Ärzte und Zahnärzte.

Weitere Untersuchungen des Insti- tutes zielen auf die betriebswirt- schaftlichen und organisatorischen

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 26 vom 30. Juni 1977 1701

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Die Kosten

des Sozialapparats

Von jeder D-Mark erforderte die Verwaltung

(,975)

Arbeitsförderung

O einschl.Berufsberatung, Arbeitsvermittlung u.ä.

in Pfennig 12,6

"7

Sozialhilfe

11

0

Unfallversicherung 0 Ausbildungsförderung Vi

0 Wohngeld

O Lastenausgleich o Wiedergutmachung

* Krankenversicherung

(

0

1 °Kriegsopferversorgung Beamtenpensionen

I *

Rentenversicherungen I

2,2 9,9 9,3 9,1 7,o 5,8 5,7 5,3 5,3 5,1 2,7

12429

A •

Jugendhilfe

I0

Kindergeld

Die Verwaltung des Systems der sozialen Sicherung, das mittler- weile immerhin mehr als ein Drit- tel des Bruttosozialproduktes verschlingt, beansprucht einen immer größeren Verwaltungsko- stenanteil. Die Verwaltungsko- sten in den einzelnen Zweigen der sozialen Sicherung schwan- ken von 2,1 Prozent (beim Kin- dergeld) bis zu 12,6 Prozent in der Arbeitsförderung (Arbeitslo- senversicherung einschließlich Berufsberatung und Arbeitsver- mittlung). Der mittlere Verwal- tungskostenanteil liegt gegen- wärtig zwischen fünf und sieben Prozent DÄ/Globus Die Information:

Bericht und Meinung

NACHRICHTEN

Probleme bei der Gründung und Si- cherung selbständiger, freiberufli- cher Existenzen, auf das Verhältnis der freiberuflich Tätigen zu ihren Verbänden sowie auf die Organisa- tions- und Interessenstruktur der Verbände der Freien Berufe und die Kooperationsformen zwischen den Verbänden.

Hierbei sollen die Einstellung der einzelnen Mitglieder der Freien Be- rufe zu ihren Standesorganisationen qualitativ analysiert sowie die Ziel- setzungen der Verbände mit den Zielvorstellungen der einzelnen An- gehörigen der Freien Berufe vergli- chen werden.

Ein Teil dieser Arbeiten beschränkt sich zunächst auf das Land Bayern, jedoch will man die Arbeiten später auf die gesamte Bundesrepublik Deutschland ausdehnen.

Zur Vorbereitung dieser Arbeiten war Ende 1975 bei mehr als 3000 Angehörigen der Freien Berufe durch das Institut für Freie Berufe eine Fragebogenaktion durchge- führt worden. BFB/gb

Freie Berufe

wenden sich gegen Arbeitsmarktabgabe

Gegen die Absicht Bundesarbeits- minister Dr. Herbert Ehrenbergs, eine Arbeitsmarktabgabe für Selb- ständige und Freiberufler einzufüh- ren, hat sich der neugewählte Präsi- dent des Bundesverbandes der Freien Berufe, Dr. med. Rolf Schlö- gell (Köln) gewandt. Selbständige seien gegen das Risiko des Exi- stenzverlustes in keiner Weise ge- schützt.

Um so grotesker, sagte Schlögell, sei es, wenn der Bundesarbeitsmini- ster von ihnen einen Beitrag zur Ar- beitslosenversicherung verlangen wolle, der ihrer Natur nach nur den Arbeitnehmern, nicht aber den Selb- ständigen und Freiberuflern zugute kommen könne. DÄ

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst erhöht Beiträge

Für die Mehrzahl der in der Berufs- genossenschaft für Gesundheits- dienst und Wohlfahrtspflege, Ham- burg, im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung versicherten Be- rufsgruppen (Abteilungen) werden in diesem Jahr die Beiträge um min- destens 20 Prozent angehoben werden.

Wie die Berufsgenossenschaft in ei- nem Rundschreiben an ihre Mitglie- der mitteilte, sei diese „kräftige Bei-

tragsanhebung unumgänglich", weil das von den Mitgliedern aufzu- bringende Umlagesoll, von dem die Ausgaben gedeckt werden müssen (ohne Fremdlasten), gegenüber dem Vorjahr von 100 Millionen auf 120 Millionen DM gestiegen sei. Allein die Entschädigungsleistungen seien im vergangenen Jahr um rund 20 Millionen auf 108 Millionen DM ge- wachsen.

Außerdem nahm die Zahl der gemel- deten Unfälle und Berufskrankhei- ten um 8,5 Prozent zu. Die Zahl der erstmals entschädigten Unfälle stieg ebenfalls an. Außerdem wirken sich vor allem die um sieben Prozent ge- stiegenen Rentenleistungen (19.

Rentenanpassungsgesetz), die er- höhten stationären Heilbehand- lungskosten sowie die Anhebung der Höchst-Jahresarbeitsverdienst- grenze von bisher 48 000 DM auf 60 000 DM ausgabensteigernd

aus. DÄ

10,5 Millionen Privatversicherte

Bei den 39 privaten Krankenversi- cherungsunternehmen sind gegen- wärtig mehr als 10,5 Millionen privat krankenversichert (Anfang 1976:

10,4 Millionen). Trotz der jährlich er- höhten Versicherungspflichtgrenze für Angestellte hat sich der überwie- gende Teil der Privatversicherten von der Versicherungspflicht befrei- en lassen, und zwar zu 79 Prozent.

Auch sind der Vollversicherung — der Hauptversicherungsart der Pri- vatassekuranz — rund 330 000 Tarif- versicherte beigetreten, die vorher gesetzlich versichert waren. Diesem Zuwachs steht ein Abgang von rund 130 000 in die Pflichtkrankenversi- cherung gegenüber.

Neben den rund 3,4 Millionen Voll- versicherten sind bei der privaten Krankenversicherung mehr als 6,2 Millionen Personen zusatzversi- chert. Meist handelt es sich dabei um Mitglieder der RVO- einschließ- lich der Ersatzkassen, die einen Zu- satztarif für bessere Unterbringung und privatärztliche Behandlung im Krankenhaus abgeschlossen ha- ben. DÄ

1702 Heft 26 vom 30. Juni 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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