Endoskopische Untersu- chungen machen vielen Pati- enten angst. Daher sollte der Patient wählen können, ob er vor dem diagnostischen Ein- griff sediert werden möchte.
Midazolam (Dormicum®, Hoffmann-La Roche AG) hat sich dazu in der ambulan- ten Praxis bewährt, da durch dieses kurzwirkende Benzo- diazepin in niedriger Dosie- rung die Mitarbeit des Patien- ten nicht beeinträchtigt wird.
Nur zwei Milligramm intra- venös reichen meistens aus.
Der Patient sollte nach Been- digung der Untersuchung keinesfalls ein eigenes Fahr- zeug führen, ideal ist eine Be- gleitperson, die ihn nach Hause bringt.
Wenn in bestimmten Fäl- len mehr als zwei Milligramm erforderlich sind, kann nach der Untersuchung der Effekt von Midazolam durch den Benzodiazepin-Antagonisten Flumazenil (Anexate®) au- genblicklich aufgehoben wer- den. Ein durch eine höhere Dosis Midazolam induzierter Tiefschlaf kann vor allem bei Koloskopien und Polypekto- mien notwendig sein. Von Vorteil für den Patienten kann auch die Erinnerungslücke
sein, die sich infolge der An- xiolyse bei rund der Hälfte der Patienten einstellt. Sie tritt do- sisabhängig auf. Nur wenige der Patienten empfinden die- se Amnesie als unangenehm.
In einer Studie wurden 202 Patienten (106 Männer, 96 Frauen) vor der Gastro- skopie befragt, worin sie den Grund für ihre Angst sehen.
Es wurden angegeben: Wür- gereiz bei der Untersuchung (58 Prozent), Krebsangst (50 Prozent), Unsicherheit (36 Prozent), Schmerz (26 Pro- zent), Verlust der Selbstkon- trolle (15 Prozent), Angst vor Verletzungen (14 Prozent) und Angst vor Infektion (sie- ben Prozent). Die Sedierung hat aus der Sicht des Patien- ten den Vorteil, daß ein unan- genehmer Eingriff erträglich wird. In deutschen Praxen wird in Vergleich zu England und den USA deshalb so we- nig sediert, weil meistens ein
„Aufwachraum“ fehlt.
Vorsicht bei der Basis-Se- dation ist geboten, wenn es sich um Alkoholiker, Dro- gensüchtige oder Patienten mit Analgetika-Abusus han- delt. Gezielt danach gefragt, erhält der Arzt in den mei- sten Fällen keine wahrheits-
gemäße Antwort. Diese Pati- enten benötigen in der Regel höhere Midazolam-Dosen.
Bei einer Koloskopie sollte Flunitrazepam (Rohypnol®) appliziert werden, dessen Ef- fekt mit Anexate® wieder aufgehoben werden kann.
Auf Patienten mit höhe- rem Lebensalter und Überge- wicht muß besonderes Au- genmerk gelegt werden, außerdem auf fortgeschrit- tene Herzinsuffizienz und/
oder koronare Herzkrank- heit, ausgeprägte Carotis- Stenose (cave: Arrhythmien), Rhythmusstörungen, einge- schränkte Lungenfunktion so- wie Gerinnungsstörungen.
Diese Risikopatienten erfor- dern ein intensives Monito- ring. Von der Deutschen Ge- sellschaft für Endoskopie
wird Sedierung und Analge- sie generell empfohlen bei diagnostischen und therapeu- tischen Endoskopien wie ERCP, endoskopische Blut- stillung, Varizensklerosie- rung, Lasertherapie, Stent- Implantation, Koloskopie und Gastroskopie.
Nach den verbindlichen Richtlinien der Bundesärzte- kammer darf nur ein Facharzt die Endoskopie durchführen.
Es müssen räumliche, appa- rative und hygienische Vor- aussetzungen erfüllt sein, und der Untersucher muß an qua- litätssichernden Maßnahmen teilnehmen. Ist eine tiefe Se- dierung erforderlich, muß ei- ne entsprechende anästhesio- logische oder intensivmedizi- nische Versorgung sicherge- stellt sein. Siegfried Hoc
A-2347 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 37, 12. September 1997 (63)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Endoskopische Untersuchungen
Ängstliche Patienten bevorzugen Sedation
Zur Migränetherapie ha- ben sich 5-HT1-Rezeptorago- nisten bewährt. Mit der Vor- läufersubstanz Sumatriptan sind mittlerweile weltweit zirka 100 Millionen Migrä- neattacken behandelt wor- den, was einer praktischen Erfahrung an etwa fünf Mil- lionen Migränepatienten ent- spricht. Wie Dr. Helen Con- nor (GlaxoWellcome) wäh- rend des 8. Kongresses der International Headache So- ciety in Amsterdam erklärte, haben präklinische Studien
gezeigt, daß mit Naratriptan ab Oktober ein oral appli- zierbarer, potenter, zugleich aber ausgesprochen selekti- ver Agonist der 5-HT-1B/1D- Rezeptoren zur Verfügung steht. Vor allem die ausge- prägte Rezeptor-Selektivität, die hohe Bioverfügbarkeit und Lipophilie führen dazu, daß die Gabe von 2,5 mg Na- ratriptan (Naramig®) etwa der Gabe von 100 mg Suma- triptan bei besserer Verträg- lichkeit therapeutisch äquiva-
lent ist. EB