Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
Im Zusammenhang mit dem jüng- sten Deutschen Ärztetag hat der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) seine Vorstands- und erweiter- te Vorstandssitzung in Berlin un- ter dem Vorsitz der Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Frau Dr. Hedda Heuser, veranstaltet. Es gab eine ganze Reihe allgemein in- teressierender Probleme dieses Verbandes zu verhandeln. Zu glei- cher Zeit tagte in Berlin ein Sat- zungsausschuß des DÄB, der die notwendige Neufassung der Sat- zungen für die Mitgliederversamm- lung vorbereitete.
Mitarbeit bei
flankierenden Maßnahmen
Nachdem der Deutsche Ärztinnen- bund sich sehr für die Teilzeit-Wei- terbildung eingesetzt hat und der Deutsche Ärztetag 1972 diese Mög- lichkeit für Ärzte mit Familien- pflichten in die Weiterbildungsord- nung aufgenommen hat, treten nun Schwierigkeiten auf, solche Teil- zeitweiterbildungsstellen für Ärztin- nen zu finden. Der Deutsche Ärz- tinnenbund ist daher an die Deut- sche Krankenhausgesellschaft als Organisation der Krankenhausträ- ger herangetreten, damit auch ver- mehrt Teilzeitstellen für Ärztinnen bereitgestellt werden. Das Angebot solcher Stellen hängt leider weit- gehend von der „Konjunkturla- ge" der entsprechenden Arztstellen ab.
Der Gesichtspunkt, den Ärztinnen neben oder nach der Erfüllung von Familienpflichten die Berufswei-
terbildung zu ermöglichen, um wie- der ganz oder teilweise der ärztli- chen Versorgung zur Verfügung zu stehen, wird leider noch nicht be- rücksichtigt.
Die Zusammenarbeit mit anderen Frauenverbänden, besonders deren Dachorganisation, dem „Deutschen Frauenrat", soll intensiviert wer- den, auch im Hinblick auf das In- ternationale Jahr der Frau.
Zum § 218 stellte sich der Deut- sche Ärztinnenbund auf die Basis der Meinung der Bundesärztekam- mer. Die Entscheidung über den
§ 218 trifft der Gesetzgeber, und es ist nun besonders die Aufgabe der Ärztinnen, dafür Sorge zu tragen, daß die Frauen dem Gesetz ent- sprechend gut versorgt und be- raten werden. Es sollte auch ver- mieden werden, daß eventuelle Schwierigkeiten durch die Wahl des Gynäkologen die hilfesuchen- den Frauen belasten. Es ist daher vor allem eine Mitarbeit der Ärztin- nen bei den flankierenden Maßnah- men notwendig, damit es möglichst gar nicht erst zum Schwanger- schaftsabbruch kommt. Daher soll die Zusammenarbeit des Deut- schen Ärztinnenbundes mit Pro Fa- milia gefördert werden.
Kurse für Ärztinnen
nach dem Berufsförderungsgesetz Ein weiteres wesentliches Problem des Deutschen Ärztinnenbundes war der erste Förderungskursus für Ärztinnen und Ärzte nach dem Be- rufsförderungsgesetz, den die Aka-
Sehvermögen
denen Feinmechanikbetrieben fest, daß die Unterschiede im Arbeits- erfolg zu rund 55 Prozent aus Un- terschieden der Sehschärfe zu er-
klären sind.
Da sich der Arbeitserfolg nicht nur im Einkommen und im sozialen An- sehen widerspiegelt, sondern zu- gleich auch auf das Verhältnis zwischen den Vorgesetzten und Mit- arbeitern rückwirkt, kann über eine Korrektur von Sehschäden eine der möglichen Ursachen von Konflikten am Arbeitsplatz beseitigt werden.
Einen hohen Stellenwert besitzt nach Ansicht von Professor Schmidtke die Fehlsichtigkeitskor- rektur an Arbeitsplätzen mit künst- licher Beleuchtung, da einige Arten der Fehlsichtigkeit um so stärker in Erscheinung treten, je geringer das Leuchtdichteniveau am Arbeitsplatz ist. Kunstlicht erreicht in der Regel nicht die Helligkeit des Tageslich- tes und erschwert damit — bei gleichzeitiger Änderung der spek- tralen Zusammensetzung — beson- ders dem nicht hinreichend korri- gierten Alterssichtigen die Arbeit erheblich, selbst wenn er sich an Arbeit bei Kunstlicht subjektiv ge- wöhnt hat und darin keine zusätzli- che Belastung sieht.
Professor Schmidtke zog aus sei- nen Feldstudien folgende arbeits- medizinische Erkenntnis: „Sollen Brillen am Arbeitsplatz eine echte Hilfe darstellen, so müssen sie auch auf die jeweils spezifischen Arbeitsbedingungen zugeschnitten sein.
Die Verordnung einer Lesebrille für einen Arbeiter, der zu 60 Prozent im Abstand von 0,5 Meter und zu 40 Prozent in einem solchen von 4 Meter Sehaufgaben wahrzuneh- men hat, ist sinnlos und führt zur Ablehnung der Brille. Hier kann tat- sächlich nur eine auf diese Entfer- nungen genau abgestimmte Bifo- kalbrille helfen, die zugleich eini- gen ästhetischen Mindestanforde- rungen genügen muß, um die nor- male menschliche Eitelkeit zu be- friedigen." Dr. Harald Clade
THEMEN DER ZEIT
Mehr Teilzeitstellen
für Ärztinnen erforderlich
Aus der Arbeit des Deutschen Ärztinnenbundes Themen der Vorstandssitzung beim Ärztetag in Berlin
3102 Heft 43 vom 24. Oktober 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
Deutscher Ärztinnenbund
Berufsfragen der weiblichen Ärzte beriet der Vorstand des Deutschen Ärztinnenbundes anläßlich des Deutschen Ärztetages in Berlin. Auf dem linken Bild im Vordergrund 2. von rechts die in Berlin mit der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzte- schaft ausgezeichnete Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. med. Lena Ohnesorge; auf dem rechten Bild von links nach rechts die Vorstandsmitglieder Vizepräsidentin Dr. Helga Thieme (Goslar), Präsidentin Dr. Hedda Heuser (Oberaudorf), Schriftführerin Dr. Gerda Henning (Berlin), Vizepräsidentin Prof. Dr. Ingeborg Falck (Berlin) Foto: Neusch
demie für ärztliche Fortbildung Berlin, unter der Leitung von Prof.
Dr. Heim, durchgeführt hat (DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT, Heft 26/1974, Seite 1869). Es nahmen zwei Kol- legen und 20 Kolleginnen an die- sem Kursus teil, der der Rückfüh- rung nicht berufstätiger Ärzte in den ärztlichen Beruf dienen soll. Der Erfolg dieses Kurses hat dazu ge- führt, daß im Frühjahr 1975 ein zweiter Kursus stattfinden soll.
Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Kursus ist eine minde- stens fünfjährige Unterbrechung der Berufsausübung. Nach Beendigung 'des Kurses muß für zwei Jahre eine ärztliche Tätigkeit in abhängiger Stellung aufgenommen werden.
1> Anmeldungen sind zu richten an Frau Dr. Gerda Henning, 1 Berlin 37, Kleiststraße 24.
Zu dem Tagesordnungspunkt des Deutschen Ärztetages „Lage der Psychiatrie in 'Deutschland" be- standen aus der Sicht des Deut- schen Ärztinnenbundes keine spe- ziellen Probleme. Allerdings herrscht gerade in der Psychiatrie ein großer Ärztemangel, der das
„Elend der Psychiatrie" erheblich verstärkt. Dies zeigt deutlich, wie nötig es ist, die Rückführung von Ärztinnen, die durch Familien- pflichten aus dem Berufsleben aus-
geschieden . sind oder waren, zur erneuten Berufsausübung zu för- dern. Der Einsatz von ausländi- schen Ärzten würde gerade auf dem psychiatrischen Sektor spe- zielle Probleme mit sich bringen.
Im Oktober 1924 wurde der Deut- sche Ärztinnenbund in Berlin ge- gründet. Zum 50jährigen Bestehen wird eine Veröffentlichung geplant.
Sozialrechtliche Absicherung der „Internatsteilnehmer" auch bei Mutterschaft
Der Deutsche Ärztetag 1974 zeigte wiederum, daß Ärztinnen in der Standespolitik nur gering vertreten sind. Unter den 260 gewählten Ver- tretern der Deutschen Ärzteschaft waren nur 10 Ärztinnen, obgleich der Anteil der Ärztinnen unter der Ärzteschaft 20 Prozent beträgt. Es ist nun weiterhin mit einem Anstei- gen des Anteils an Ärztinnen zu rechnen, da die Zahl der Medizin- studentinnen steigt und dement- sprechend auch unter den Medizi- nalassistenten der Anteil der Frau- en ständig zunimmt. Der Deutsche Ärztetag hatte aber nicht gleich daran gedacht, denn bei einem An- trag, der das zukünftige Internats- jahr betraf, war nicht berücksich- tigt worden, daß 30 Prozent der In- ternatsteilnehmer Frauen sein wer-
den. Es muß für diese Zeit eine so- zialrechtliche Absicherung der In- ternatsteilnehmer nicht nur bei Krankheit, Tod, Kur und Berufs- krankheit erfolgen, sondern auch bei Mutterschaft; denn das Mutter- schutzgesetz kann nicht zur An- wendung kommen, weil es sich um ein Ausbildungs- und kein Arbeits- verhältnis handelt.
Der Deutsche Ärztinnenbund berei- tete ferner die Teilnehmer an dem
Kongreß des Internationalen Ärz- tinnenbundes im Oktober 1974 in Rio de Janeiro vor. Es werden dort als deutsche Teilnehmerinnen zu dem Thema „Umweltschädigun- gen" die Damen Dr. Hedda Heuser (Oberaudorf) und Prof. Dr. Meta Alexander (Berlin) sprechen.
Der Deutsche Ärztetag 1974 schloß mit der Verleihung der Paracelsus- Medaille an die „Past-Präsidentin"
des Deutschen Ärztinnenbundes, Frau Minister a. D. Dr. Lena Ohne- sorge. Dies machte deutlich, daß die deutsche Ärzteschaft ihrem un- ermüdlichen Einsatz für die beson- deren Probleme der weiblichen Ärzte Anerkennung zollt.
Anschrift der Verfasserin:
Prof. Dr. med. Ingeborg Falck 1 Berlin 41
Grillparzerstraße 2