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Archiv "Medikamente: Mehr Engagement dringend erforderlich" (20.06.2003)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003 AA1735

B R I E F E

gependelt) und nicht erklär- bar ist, wie ein Wirkstoff in Extremverdünnung physio- logisch wirkt und was eine geschüttelte Verdünnung von einer ungeschüttelten unterscheidet, kann der Homöopathie auch bei größ- tem Wohlwollen bestenfalls der Charakter einer Placebo- medizin zuerkannt werden.

Einzelne Erfolge können keine Allgemeingültigkeit belegen. Sonst wäre auch ei- ne Reise nach Lourdes ein naturwissenschaftliches Heil- verfahren.

Dr. rer. nat. Helmut Mylenbusch, Kirchweg 10, 86944 Unterdiessen

Homöopathie, ein Quanteneffekt?

Prof. Köster sieht die Homöopathie als quantenlo- gisch erklärbare Naturwis- senschaft. Die Quantenphy- sik bestätigt aber nur die klassische Naturwissenschaft und die auf ihr beruhende so genannte Schulmedizin. Der wohl bekannteste lebende Quantenphysiker Anton Zeilinger schreibt: „Letztlich ist also die Quantenphysik dafür verantwortlich, dass es Atome verschiedener che- mischer Elemente über- haupt gibt und dass diese stabil sind . . . Das heißt, erst durch die Quantenphysik ist die Chemie möglich, und

erst durch die Chemie ist es uns überhaupt möglich, mit all den chemischen Vorgän- gen, die in unseren Körpern vor sich gehen . . .“ (Ein- steins Schleier, Die neue Welt der Quantenphysik).

Für eine Funktion hinter vir- tuell miteinander verbunde- nen Symptomen ist da kein Raum, das wird weder durch die Theorie noch durch die berühmten Teleportations- experimente Zeilingers ge- deckt. Allenfalls die esoteri- sche New-Age-Physik eines Fritjof Capra käme da in Be- tracht. Richard Feynman, der immerhin den Nobel- preis für seine Forschungen auf dem Gebiet der Quan- tenphysik erhalten hat, hat gesagt: „Ich kann mit Sicher- heit behaupten, dass nie- mand die Quantenmechanik versteht“, wobei er sich selbst einschloss. Wenn sie schon niemand versteht, so glaubt doch jeder, sie benut- zen und für seine Zwecke umdeuten zu dürfen. Das be- ginnt schon beim Begriff Quantensprung. Er ist im Gegensatz zum täglichen Sprachgebrauch nicht etwas Großartiges, Neues, sondern im Gegenteil etwas winzig Kleines, das dazu noch ganz spontan abläuft und in kei- ner Weise beeinflusst wer- den kann.

Dr. med. Rolf Klimm, Bach 2, 83093 Bad Endorf

Medikamente

Zu dem Beitrag „Alles für alle ,für lau‘?“ von Christian von Kraack- Blumenthal in Heft 17/2003:

Mehr Engagement dringend erforderlich

Aids ist ein außerordentliches Problem, das durch außeror- dentliche Maßnahmen erfolg- reich bekämpft werden kann.

Im Ergebnis bedeutet ein Ver- zicht auf Compulsory Licens- ing (das rechtlich durch Not- standserklärungen der Mit- gliedsländer der WTO abgesi- chert werden muss) im Aids- Bereich mittelbar den Tod

von mehreren Millionen Menschen weltweit.Aids-Me- dikamente können nicht hei- len, sie bringen jedoch auch unter den Lebensbedingun- gen in weiten Teilen der so genannten Dritten Welt eine Hoffnung auf ein länger und gesünder verlaufendes Leben mit HIV. Eine verzweifelte Si- tuation für Menschen, die ihrem eigenen Tod entgegen- sehen und auf die Einsicht der Anteilseigner von Pharma- konzernen zum Verzicht auf Gewinnmargen hoffen müs- sen. Glücklicherweise schrei- ten immer mehr nationale Regierungen hiergegen ein.

Auch in Wirtschaftsbereichen über die einzelnen Pharma-

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konzerne hinaus, die bereits heute auf Rechte zugunsten der Weltgesundheitsorganisa- tion (WHO) verzichten, wird Engagement in der Dritten Welt als Form des Marketings und der Imagepflege erkannt.

Dem „kalten, juristisch-han- delspolitischen“ Argument, das den Gewinn aus dem Pharmamarkt den Konzernen allein zubilligt, tritt der Aspekt des weitreichenderen Nutzens humanitärer und auch entwicklungsfördernder Aktionen entgegen. Mögli- cherweise ist dies ja auch eine Form von Dankbarkeit ge- genüber den Teilnehmern an klinischen Studien, die für die Forschung ihr Leben einset- zen. Internationale Konzerne (z. B.Volkswagen, Daimler- Chrysler) investieren in Aids-Aufklärung und -be- handlung ebenso eigene Mit- tel, wie Pharmafirmen inzwi- schen nationale Systeme stützen.

Es führt zu einer unnötigen Polarisierung, von „Enteig- nung“ der Industrie durch Länder wie Indien, Kenia und Brasilien zu sprechen.

Unfair ist der Vergleich von Rüstungs- und Gesundheits- ausgaben, denn die Ver- schlechterung der Aids-Si- tuation, das Sterben von Tau- senden von Menschen täg- lich, gefährdet inzwischen mehr als alle Kriege Afrikas die Stabilität des Kontinents.

Einsicht der Regierungschefs hierein wäre sicherlich auch mehr vonnöten. Die Öffnung von Notkorridoren, in denen preisgünstige Arzneimittel gehandelt werden können, drängt. Wenn ein Land heute aus der eigenen Not heraus Aids-Medikamente zur Ret- tung seiner bedrohten Bevöl- kerung und Kultur ausgibt, ist darin kein unmittelbarer Schaden erkennbar. Darin sollten Juristen einstimmen können.

Mit dem Etat der US-Bun- desregierung kann nur ein kleiner Teil der Aufgaben der weltweiten Aids-Bekämp- fung finanziert werden. Ein stärkeres staatliches, aber auch privates Engagement in Europa ist dringend erforder-

lich. Hierzulande hat sich in kirchlichen Kreisen das Akti- onsbündnis Aids gegründet, um auch den weltweiten Zu- gang zu Therapien mit Nach- druck zu verbessern.

Dr. med. Matthias Wienold, M.S.P., Kramerstraße 25, 30159 Hannover

DMP

Zu der Meldung „Koronare Herz- krankheit: Neues DMP in Gang ge- setzt“ in Heft 19/2003:

Unausgegoren

Nun sind also, wie das DÄ in- formiert, auch die rechtlichen Grundlagen für Disease- Management-Programme (DMP) zur Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit geschaffen worden. Mehr aber auch nicht, denn wirklich „in Gang gesetzt“ ist meines Wissens auch für Diabetes mellitus Typ 2 oder Brustkrebs bun- desweit bislang erst ein einzi- ges dieser Behandlungspro- gramme. Wen wundert’s. Wie unausgegoren die ganze Un- ternehmung ist, zeigt sich für mich allein schon daran, dass es als Referentenentwurf nunmehr bereits die siebte (!) Fassung der Risikostruktur- ausgleichsänderungsveror- dung (RSAV) gibt, mit der den DMP sozusagen ihr rechtliches Stützkorsett ver- passt wird . . .

Dr. med. Gabriele Oberdoerster, Alte Jakobstraße 81/82, 10179 Berlin

Ideologischer Wahn

Tief besorgt bin ich über die zukünftige Entwicklung der medizinischen Versorgung in Deutschland. Wenn die ge- setzlich verordneten DMP für die Volkskrankheiten auch nur in Ansätzen dem DMP-Vertrag in Hessen zum Diabetes mellitus Typ 2 glei- chen, wird dies ineffizient, teuer und patientenfeindlich.

Als 33-jährige Hessin bin ich seit vier Jahren niedergelasse- ne Fachärztin für Allgemein- medizin auf dem Land mit ei- ner täglichen Arbeitszeit von

etwa 13,5 Stunden. Die Arbeit erfüllt mich, und evidenzba- sierte Leitlinien sind aus mei- ner Sicht ein sinnvolles Werk- zeug. Hielte ich mich aber an den DMP-Rahmenvertrag, ergäbe sich ein schlechterer Versorgungsstandard für Dia- betes in der Praxis. Ich müsste statt 13,5 Stunden knapp 14 Stunden täglich arbeiten, um die Dokumentationsbögen korrekt auszufüllen und da- mit teuren Datenmüll zu pro- duzieren: 55 kleine Kreuze er- geben ein großes auf dem Friedhof. Was mich aber am meisten schmerzt, ist die staatliche Lenkung meines ärztlichen Handelns hin zur Billigmedizin. Das ist ideolo- gischer Wahn von gestern. Die Menschen in Deutschland werden doch nur deshalb

ärztlich so gut versorgt, weil die meisten Kolleginnen und Kollegen enorm engagiert ar- beiten – trotz Bürokratie. Un- sere Politik, Kassen- und Standesvertretung müssen uns das Vertrauen und die Anerkennung bezüglich unse- rer Leistungsfähigkeit wieder geben, dafür gewähren wir hohes medizinisches Niveau – eine Basis der menschlichen Würde und gesellschaftlichen Energie. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, und die DMP verwirklicht werden, werde ich diesem System nicht mehr wie heute dienen, denn dann ist es nicht mehr das, in dem ich erzogen wur- de: freiheitlich und die Würde der Menschen achtend.

Dr. med. Susanne Springborn, Costloffstraße 47, 65207 Wiesbaden

A

A1736 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003

B R I E F E

Gesundheitsreform

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Leer- formeln“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 15/2003:

Triefende Lügen

Schlagworte und endloses Gerede ohne wirkliche Aus- sage der Politiker zu wesent- lichen Problemen der Men- schen dienen der eigenen Ar- beitsplatzbeschaffung und Erhaltung. Das ewige Ge- wäsch ist ärgerlich und hin- derlich, aber es ist relativ harmlos. Politiker versuchen zwar über alles im Leben der Menschen zu verfügen, ohne dass sie selbst irgendetwas produzieren außer diesen Verfügungswahn. Dies sollte ausreichen, dass die arbeiten- den Menschen diese Faulpel- ze zum Tempel rausjagen.

Leerformeln sind m. E. nicht leer. Leerformeln sind nicht ohne Inhalt. Leerformeln sind keine leeren Formeln, sondern sie sind prall gefüllt von triefenden Lügen, um die Menschen zu hintergehen.

Diese Lügen sprechen in ei- ner Sprache, die wir kennen.

Ihre Aussagen sind für uns nachvollziehbar, damit falsifi- zierbar und verlieren deshalb ihre Macht über uns. So ist natürlich die „Selbstbeteili-

gung“ der Versicherten an den Kosten der Krankenkas- sen, die paritätische Mitbe- stimmung der Arbeitgeber, der solidarische Wettbewerb u. a. klar als Lüge zu durch- schauen und somit ohne Macht. Erst eine Sprache, die durch Sinnverwirrung ihren Informationscharakter ver- liert, nur noch von der Clique der Mächtigen verstanden wird, wie sie G. Orwell in sei- nem systemkritischen Ro- man „1984“ entwirft, dieses Neusprech, zerstört durch die Sinnverdrehung der Inhalte der Worte eine Möglichkeit zur Verständigung und raubt durch menschliche Demago- gen der Menschengemein- schaft ihre Menschlichkeit, ihre Möglichkeit der Verstän- digung. Sie kann die Zer- störung des Menschen durch eine perfekte Staatsmaschi- nerie durchsetzen . . . Die „Sozial- und Gesund- heitspolitik muss von Men- schen ausgehen“, diese Aus- sage hat den Charakter von Neusprech, denn die Politik kann nichts für die Menschen tun, sie ist eine Institution.

Die Sprache der Politiker, das Neusprech, sollte niemals die Sprache der Ärzte wer- den.

Dr. med. Wolfgang Grote, Frohnhofweg 4, 50858 Köln

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