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Archiv "Medikamentöse Migränetherapie bei Kindern" (07.12.2001)

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und Gliederschmerzen, Kopfschmer- zen und Bauchschmerzen. „Schreiba- bys“ nennt man gesunde Babys, die in den ersten sechs Lebensmonaten an- fallartig schreien und sich nicht beruhi- gen lassen. Sie können Schmerzen ha- ben aufgrund einer muskulären Tonus- Asymmetrie oder durch Sodbrennen wegen einer Regulationsstörung der Nahrungsaufnahme. Auch eine gestör- te Eltern-Kind-Beziehung kann die Ur- sache des Schreiens sein. Die gute Dia- gnostik erfordert die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Fachgebiete.

Handelt es sich um eine Tonus-Asym- metrie, so ist eine manualmedizinische Behandlung angebracht. Oft reicht eine – in Einzelfällen mehrere – kurzfristige Behandlung aus, um den Säugling in ei- ne symmetrische Haltung zu bringen, wodurch er schmerzfrei wird. Ist die Ur- sache des Schreiens eine Störung der El- tern-Kind-Beziehung, bedarf es der psy- chotherapeutischen Therapie, welche die Eltern mit einschließt.

Muskuloskelettale Schmerzen – Spannungskopfschmerzen, unspezifische Bauchschmerzen, Glieder- und Wirbel- säulenschmerzen – sprechen sehr gut auf eine manualmedizinische Therapie an. Wichtig für diese Behandlung ist die Fähigkeit des Arztes, eine präzise neuropädiatrische Untersuchung selbst durchzuführen oder sehr eng mit einem Pädiater zusammenzuarbeiten. Schmer- zen an Wirbelsäule und Gliedmaßen be- ginnen bereits im Säuglingsalter und ziehen sich durch die ganze Kindheit bis ins Erwachsenenalter.

Viele Kinder werden im Alter von sechs bis elf Jahren wegen Spannungs- kopfschmerzen behandelt. Im Durch- schnitt hatten diese Kinder aber bereits seit mehr als zwei Jahren regelmäßig Kopfschmerzen, meist mehrmals pro Woche. Für die Kinder entsteht eine lange Leidenszeit vor Beginn der Be- handlung. Etwa ein Drittel der Kinder nimmt regelmäßig oder gelegentlich Medikamente wegen der Kopfschmer- zen, und ebenfalls ein Drittel stammt aus einer „Kopfschmerzfamilie“.

Die manualmedizinische Untersu- chung zeigt bei vielen dieser Kinder vielfältige Funktionsstörungen im Be- wegungssystem, vorwiegend aber auch im Bereich der Kopfgelenke. Findet

man keine organischen Ursachen, so kann die biomechanische Entspannung mit den Verfahren der manuellen Medi- zin das Kind oft sehr schnell von den Kopfschmerzen befreien.

Entspannung gelingt auch mit psy- chologischen Verfahren, zum Beispiel autogenem Training. Die Einnahme von Medikamenten ist auf die Dauer weniger günstig, da sie die Schmerzur- sachen meist nur verdecken, nicht be- seitigen. Migränen beginnen bei gut zwei Drittel aller daran Erkrankten be- reits im Kindesalter und werden dann häufig mit Medikamenten behandelt, die nicht für Kinder zugelassen sind.

Grundsätzlich sollten Kinder und Ju- gendliche keine Antiemetika und Mut- terkornpräparate erhalten, sondern ein wirksames Schmerzmittel.

Kopfschmerzen können aber auch

„Störungen der seelischen Funktion“

sein. Bei Kopfschmerz als Reizverar- beitungsstörung braucht das Kind mit zu vielen Antennen Filter zur Beseiti- gung der Störung. Bei (Selbst-)Wahr- nehmungsstörung ist die Selbstwahr- nehmung zu verbessern und nach innen zu wenden. Hemmung von Extraversi- on und Aggression braucht ein Rauslas- sen der Wut in sozialverträglicher Form. Die Behandlung richtet sich nach dem, was das Kind hat, nicht nach dem, was ihm fehlt.

Bauchschmerzen sind ein alltägliches Erlebnis. Meist sind sie harmlos und dau- ern nur kurz. Sie können aber auch Zei- chen einer ernsthaften Erkrankung sein, akut oder chronisch, mit oder ohne Fie- ber, weshalb eine rasche und sorgfältige

Diagnose notwendig ist. Wenn Bauch- schmerzen ohne körperlichen Befund lang anhalten oder immer wiederkehren, kann eine unerkannte seelische, eine psy- chosomatische Störung zugrunde liegen.

Wie sie verläuft – rasch abklingend, kri- senhaft immer wieder aufflackernd oder chronisch –, hängt mit ab von einem Be- ziehungsgeflecht aus biologischer Aus- stattung, seelischer Konstitution sowie physiologischen und psychosozialen Be- dingungen. Schmerz wird dann zum Kommunikationsmittel in der Familie und dient der Beziehungsregulierung.

Ventil für Beziehungsprobleme

Schmerzen tun weh, aber das Leiden dar- an ist unterschiedlich. Ein Schmerz, der als wichtig angesehen wird oder in unbe- wusster Verbindung zu einer Bedrohung steht, verursacht mehr Leiden als ein Schmerz, der banal und nebensächlich erscheint, auch bei gleicher Schmerzin- tensität. Wenn ein Kind durch Schmerz- äußerung eine negative oder gar keine Reaktion hervorruft, wird es bei gleich starken Schmerzen kaum klagen, da es nichts Gutes damit erreichen kann.

Ein Kind aus einer Familie, in der Zu- wendung vor allem über körperliche Be- schwerden zu erhalten ist, wird den Schmerz in ganz anderer Weise in den Mittelpunkt seines Erlebens rücken. Be- ziehungsprobleme in der Familie kön- nen einerseits zu funktionellen Bauch- schmerzen führen, andererseits können diese Bauchschmerzen als Problemlö- sung dienen. Elisabeth Pflanz P O L I T I K

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A3262 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 49½½½½7. Dezember 2001

Medikamentöse Migränetherapie bei Kindern

Nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) müssen wiederkehrende und chronische Kopfschmerzen bei Kin- dern „frühzeitig, grundlegend und wirksam“ behandelt werden. Für die medi- kamentöse Therapie empfiehlt die DMKG Ibuprofen (10 mg/kg) oder Para- cetamol (15 mg/kg). Um Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden, sollten die Kinder vor der Einnahme des Analgetikums mit Domperidon versorgt werden.

Bei schweren Attacken, die auf diese Behandlung nicht ansprechen, empfiehlt es sich, einen Spezialisten zu konsultieren, der zum Beispiel die Indikation von Triptanen als Nasenspray abwägen kann. Nicht nur bei Kopfschmerzen, son- dern auch bei Migräne kann ein TENS-Gerät zum Einsatz kommen. Hierfür werden die Elektroden im Nackenbereich aufgeklebt. Mit diesem Verfahren können sich bereits Kinder ab dem 6. Lebensjahr ein bis zweimal täglich für 30

bis 40 Minuten selbst behandeln. zyl

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