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Arbeiten im Rebberg und Keller

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Academic year: 2022

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S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 2 2 / 1 1

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K U R Z - I N F O

Rückblick auf die Weinlese

Der Weinjahrgang 2011 ist mehrheitlich im Keller. Die Lese konnte bei optimalen Bedingungen zwei bis drei Wochen früher als üblich abgeschlossen werden. Ausser in den Hagelgebieten konnte fast überall gestaffelt nach Reifegrad und Gesundheits- zustand der Trauben geerntet werden. Nach der kurzen Regen- periode Mitte September platzten allerdings Beeren auf und der Saft lockte Wespen und Bienen an. In der Folge bestimmten oft Essigbeeren den Lesezeitpunkt. Der Arbeitsaufwand beim Sön- dern war zum Teil beträchtlich. Aber man darf mit Ertrag und Qualität sehr zufrieden sein.

Kellerbeobachtungen

Die ersten Laboranalysen der Moste und Jungweine zeigten jahrgangsspezifische Werte: Die Oechslegrade lagen zum Teil sehr hoch. Unser Stäfner Blauburgunder wurde mit über 110 °Oe geerntet. In etlichen Weinen stellten wir eine sehr langsame Ausgärung fest. In solchen Fällen muss das Gär-Ende gut über- wacht werden, am besten degustativ und mit einer Clinitest-Be- stimmung. Bei 0 °Oe können durchaus noch 10 bis 15g/L Zucker vorliegen.

Die pH-Werte im Most bewegten sich im normalen bis leicht er- höhten Bereich. Die Säuregehalte waren tendenziell etwas tief.

Wie meist in guten Jahren war deutlich mehr Wein- als Äpfelsäu- re vorhanden. Gelegentlich war eine leichte Aufsäuerung nötig.

Die mikroskopische Beurteilung zeigte besonders bei Trauben- gut mit Essigbeeren starke Populationen von Hanseniaspora uvarum. Mit Maischestandzeiten oder Spontangärungen war al- so Vorsicht geboten. Im Rahmen unserer Gärversuche mit ver- schiedenen Hefen wurde jeweils auch ein Ansatz spontan vergo- ren. Diese Variante wies beim Müller-Thurgau von Anfang an ei- ne deutliche Essigester-Note auf. Auch hier waren der Anteil an Hanseniaspora uvarum-Hefen und die flüchtige Säure höher als in den Reinzuchthefe-Versuchen. Bei Mosten mit hohem Zuckergehalt musste für optimale Gärbedingungen gesorgt werden. Dazu gehört eine gute Reaktivierung der Hefe, Sauer- stoffgabe im ersten Drittel der Gärung und optimale Temperatu- ren (nicht unter 16 °C bei weissen Mosten und 25 bis 30 °C bei ro- ten Maischen). Die Formolwerte waren bis auf wenige Ausnah- men in einem Bereich, der Nährstoffzugaben erübrigte.

Im ACW-Keller verliefen die Gärungen problemlos. Von über 100 Vinifikationen (inkl. Versuche) erwiesen sich nur zwei als leicht reduktiv. Bei zwei anderen lief die Gärung etwas schleppend aus.

Bei mehreren Weinen konnten wir bereits während der alkoho- lischen Gärung den Beginn eines spontanen Säureabbaus fest- stellen. Die Bedingungen scheinen also auch für Bakterien günstig.

Wie weiter?

Noch sind die neuen Weine nicht fertig und bis zur Abfüllung kann noch viel passieren. Aber die Voraussetzungen für einen ausgezeichneten Jahrgang sind gut. In der Ausbauphase sind re- gelmässige Kontrollen wichtig. Dazu sind alle Sinne der Keller- meister gefragt: Das Auge erkennt Trübungen und CO2-Ent- wicklung. Das Ohr am Spundloch hört das Knistern der platzen- den Gasbläschen. Das sind Hinweise auf mikrobiologische Vor- gänge wie den BSA. Mit der Nase erkennt man Böckser, Bretta- nomycesoder auch einen UTA-Fehlton (s. Kasten). Und schliess- lich nimmt man mit dem Gaumen die Entwicklung der jungen Weine wahr: Die Säure nimmt langsam ab und die Gerbstoffe verfeinern sich. Man kann auch das Mikroskop zu Hilfe neh- men, um die aktive Mikroflora zu beobachten und im Falle einer Fehlentwicklung rasch reagieren zu können.

Dies war der letzte Arbeitskalender 2011. Wir wünschen unserer Leserschaft noch viel Freude am neuen Jahrgang!

Extension Weinbau, ACW

Arbeiten im Rebberg und Keller

Gäransätze im Dutzend. Gärung im Barrique.

Untypische Alterungsnote «UTA»

Der «UTA»-Fehlton oder eine «Untypische Alterungsnote» äussert sich im Geruch nach Akazienblüten, Kampfer, Mottenkugeln oder Bohner- wachs, die die Fruchtaromatik überdecken. Die Ursachen für das Auf- treten sind mannigfaltig und nicht geklärt. Als Hauptgründe werden Trockenstress der Reben, hohe Erträge oder Nährstoffmangel erwähnt, die alle die Bildung von Indolessigsäure fördern. Dies ist die Vorstufe des unangenehm riechenden 2-Aminoacetophenons. Der Fehler ist kaum zu korrigieren. Die einzige bisher bekannte Möglichkeit ist ein Zusatz von Ascorbinsäure nach einer hohen Schwefelgabe zum klaren Wein kurz vor der Abfüllung. Sauerstoff beschleunigt die UTA-Bildung, weshalb gefährdete Weine möglichst reduktiv ausgebaut werden soll- ten. Im Fachhandel ist ein «UTAFIX-Test» erhältlich, mit dem die Nei- gung eines jungen Weins zur UTA-Bildung geprüft werden kann.

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