Sortenwahl bei Neupflanzungen
Zurzeit ist vielerorts die Traubenernte im Gang. Eine gute Ge- legenheit, sich über eine allfällige Neupflanzung Gedanken zu machen. Die Hauptgründe dafür sind mangelnde Erträge, vie- le Lücken oder eine defekte Drahtanlage. Auch eine Anpas- sung des Sortenspiegels oder die Neuterrassierung der Parzel- le können eine Rolle spielen. Die Rebschulisten begrüssen frühzeitige Bestellungen, insbesondere wenn es sich um we- niger gängige oder gar neue Sorten handelt. Die Wahl ist schwieriger geworden, denn die traditionellen Sorten werden zunehmend verdrängt von anderen bekannten Sorten oder Neuzüchtungen. Die Wünsche der Weinkunden und Trauben- aufkäufer müssen berücksichtigt werden. Auch die Standort- wahl spielt eine Rolle. Die Klimaveränderung hatte Verschie- bungen zur Folge. So ist die Sorte Müller-Thurgau in frühen Lagen zunehmend fäulnisanfällig geworden. Hier kann eine Umstellung auf fäulnistolerantere Sorten Vorteile bringen.
Die Erstellungskosten einer Neuanlage belaufen sich auf 80 000 bis 120 000 Franken. Dieser Aufwand lohnt sich nur bei einem langfristigen Konzept. Von Modeströmungen ist abzu- sehen. Hier können Rebschulisten, aber auch die Forschungs- anstalten, Beratungsstellen und erfahrene Kollegen wertvolle Ratschläge erteilen.
Arbeitsplanung mit betriebsfremden Unternehmern Wenn eine Neupflanzung ansteht, muss der Winzer frühzeitig an die Rodung und Bereitstellung der Anlage denken. Be- triebsfremde Unternehmen wie Spezialisten für das Terrassie- ren schätzen eine frühzeitige Planung der Winter- und Früh- lingsarbeiten. Vielfach sind diese Unternehmen im Frühjahr
völlig überlastet und wetterbedingt können sich Verschiebun- gen ergeben. Eine erste Besichtigung im Rebberg nach der Ernte mit einem Fachmann ist sicher von Vorteil.
Aktuelles bei der Weinbereitung
Der Sommer 2010 war geprägt von langen Nässeperioden mit relativ hohen Temperaturen. Vielerorts traten Verrieselung, Stiellähme oder Traubenwelke auf. Darauf muss bei der Verar- beitung des Traubenguts Rücksicht genommen werden: Bei verrieselten Trauben ist die Reife oft inhomogen, wobei aber auch die kleinen Beeren hohe Zuckergehalte erreichen kön- nen. Stiellahmes Traubengut dagegen soll besser nicht für die Weinbereitung verwendet werden, da es oft sauer und bitter ist. Maischestandzeiten dürfen nur mit gesundem Traubengut durchgeführt werden. Selbst gut gesönderte Trauben enthal- ten immer noch viel mehr Mikroorganismen als gesunde, vor allem wilde Hefen und Essigbakterien. Deshalb ist eine rasche Verarbeitung der Ernte zu empfehlen. Hohe pH-Werte können durch Aufsäuerung mit Weinsäure (erlaubt sind maximal 2.5 g/L) um zirka 0.2 Einheiten gesenkt werden. Der Säurezu- satz soll so früh wie möglich stattfinden. Um bei der pH-Mes- sung im Most einigermassen zuverlässige Werte zu erhalten, darf die zu messende Probe bei weissen Mosten erst entnom- men werden, wenn die gesamte Saftmenge nach dem Pressen in einem Tank gut durchmischt wurde. Bei Rotweinmaischen entnimmt man die Probe mit Hilfe eines Spitzsiebs aus dem Maischebehälter, am besten nach ein paar Stunden Standzeit, bevor die Gärung einsetzt.
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Arbeiten im Rebberg und Keller
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S C H W E I Z E R I S C H E Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B AU 2 0 / 1 0
Terrassierung in Steillage. Stiellähme bei Räuschlingtrauben.