S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 3 / 1 1 15 K U R Z - I N F O
Der Sommer geht dem Ende entgegen …
Dank der zurrzeit sehr guten Wachstumsbedingungen entwi- ckeln sich die Trauben optimal.Von der Trockenheit im Frühjahr ist in der Deutschschweiz kaum noch etwas zu spüren. Im Ge- genteil. Am Zürichsee sind bereits wieder 900 mm Regen gefal- len. Leider wurden im Limmattal und am oberen Zürichsee ei- nige Gemeinden durch Hagelzüge heimgesucht. Dank Warn- meldungen auf www.agrometeo.ch konnten die Mehltaukrank- heiten aber meist in Schach gehalten werden.
Arbeiten zur Reifezeit Während der Reife sind die Vogelschutznetze unbe- dingt zu kontrollieren: Das Wohl der Tiere steht imVor- dergrund. Nur so können unschöne Diskussionen mit Passanten und Tier- schutzorganisationen um- gangen werden. Wichtig sind solche Kontrollen vor allem nach Sturm und Re- gen.
In der Traubenzone kann nötigenfalls noch da und dort vorsichtig ausgelaubt werden. Aber Achtung:
Beerenverletzungen kön- nen zu Fäulnis führen! Die Erntearbeit wird durch ei- ne lockere Laubwand stark vereinfacht und man spart Zeit und Kosten. Dieses Jahr wurden vermehrt Ohr- würmer beobachtet. Bei eingeklemmten Trauben, aber auch in engbeerigen Klonen sind häufig Nester vorhanden. Ohrwürmer sind Nützlinge, sie dürfen aber nicht in grosser Zahl in den Most oder die Mai- sche gelangen.
Erntevorbereitungen Eine frühe Ernte bedingt auch eine zeitige Vorberei- tung im Keller und beim Erntegeschirr. Das Bereit- stellen der nötigen Gerät- schaften braucht Zeit.
Nicht nur das Erntegeschirr bedarf einer «Entstau-
bungsaktion», sondern auch die Kellermaschinen, Pumpen, Ab- beervorrichtungen, Presse usw. müssen hergerichtet werden.
Auch Maische- und Weinschläuche sind sorgfältig zu reinigen.
Nicht vergessen werden dürfen Tanks und Gärtrichter. Alle Massnahmen sind im betriebseigenen Hygienekonzept be- schrieben. Es lohnt sich, die Abläufe im Detail zu Papier zu brin- gen. Fehler werden so sichtbar! Die Einkäufe von ausgewählten Hefen, Gärhilfsmitteln, Filterhilfsmitteln, Gärtrichterflüssigkeit etc. sind getätigt. Die Ernte der frühen Sorten kann beginnen.
Und zu guter Letzt: Die Ernteequipe ist informiert und instru- iert.
Gesetzliche Kontrollen Es ist der Stolz jedes Win- zers, Spitzen-Oechslegrade zu erreichen. Dieses Ziel beflügelt gleichermassen Traubenproduzenten, Trau- benaufkäufer, Selbstkelterer und Selbstvermarkter. Die früher gern gesehenen Besu- che des amtlichen «Oechs- lers» wurden aber fast über- all aus finanziellen Gründen stark eingeschränkt. Meist wird das Traubengut nun selbst gewogen und «ge- oechselt». Das Weinbauge- setz schreibt eine Kontrolle vor. Die dazu nötigen Geräte werden ebenfalls am besten jetzt schon vorbereitet und geeicht. Die meisten Kanto- ne stellen dazu eine Eichlö- sung zur Verfügung. Eine se- riöse Messung der Oechsle- grade ist wichtig und auch für Jahresvergleiche im Be- trieb interessant. Die Kanto- ne führen aber weiterhin stichprobenweise Messun- gen durch. Auch Trauben- aufkäufer sind in der Regel weiter auf eine offizielle Ern- tekontrolle angewiesen.
Es sei hier erwähnt, dass nicht nur die Oechslegrade für einen guten Wein verant- wortlich sind. Das Zu- cker/Säureverhältnis («idea- le» Reife) wie auch die Trau- bengesundheit spielen eine ebenso entscheidende Rol- le. Je besser die Trauben- qualität, desto einfacher ist es, einen Spitzenwein zu produzieren. Falls nun noch ein sonniger Herbst folgt, ist vor al- lem bei den frühen Sorten die Säure im Auge zu behalten.
Extension Weinbau, ACW■
Arbeiten im Rebberg und Keller
Dank der guten Bedingungen entwickeln sich die Trauben optimal.