S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 0 / 1 2
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K U R Z - I N F O
Witterung und Austrieb
Nach der 14-tägigen Kälteperiode im Februar überraschte uns der März mit viel Sonne und hohen Temperaturen. Die Durch- schnittswerte lagen allgemein 3 °C über dem langjährigen Mit- tel. In den Bergen lagen Ende April immer noch rekordver- dächtige Schneemengen. Im Mittelland verzeichneten wir hin- gegen in den ersten vier Monaten ein beachtliches Nieder- schlagsdefizit. Am Zürichsee beträgt zurzeit (30. April) die auf- summierte Regenmenge seit Januar lediglich 200 mm, das sind 150 mm weniger als im langjährigen Mittel. Die milden Tempe- raturen im März und anfangs April führten zu einem frühen Austrieb der Reben. Kaum war das Wolle- bis Grünpunktstadi- um um den 5. April erreicht, wurde nach Ostern der weitere Austrieb durch kühles und wechselhaftes Aprilwetter gestoppt.
Ende April brachte dann eine Südwestlage kräftigen Föhn und für die Jahreszeit aussergewöhnlich hohe Temperaturen. Da- rauf reagierten die Reben mit einem starken Wachstumsschub und bald zeigten sich bereits ein bis zwei entfaltete Blätter. Der Austrieb präsentiert sich Ende April allerdings sehr unausgegli- chen. Es hat «verhockte» Reben, bei denen man nicht sicher ist, ob nur drei bis vier Augen austreiben. Daneben gibt es Stöcke mit sehr regelmässigem und kräftigem Austrieb. In der Regel erholen sich die verhockten Reben, sobald die Tempera- turen ansteigen.
Pflanzenschutz
Die Austriebsbehandlung war wegen der Witterung schwierig zu platzieren. Der optimale Zeitpunkt war kurz nach Ostern, al- lerdings erreichten die Temperaturen kaum die Zehn-Grad- Marke, so dass Zweifel zurWirkung von Netzschwefel und Oleo- Diazinon bestehen. Ab dem Dreiblatt-Stadium empfiehlt sich eine genaue Kontrolle auf Kräusel- und Pockenmilbenbefall.
Notfalls können Kiron oder Envidor kurativ gegen Kräuselmil- ben eingesetzt werden.
Ab Mitte Mai ist in der Regel mit den ersten Primärinfektions- bedingungen des Falschen Rebenmehltaus zu rechnen. Auf der Internetseite (www.agrometeo.ch) wird täglich auf die aktuel- len Infektionsgefahren hingewiesen. Bei wiederholt boden- durchnässenden Niederschlägen und Temperaturen über 10 °C können bereits ab dem Vierblatt-Stadium Infektionen zustan- de kommen. Für die ersten ein bis zwei Mehltaubehandlungen empfehlen wir das Kontaktmittel Folpet. Kurativ wirkende Mit- tel (Strobilurine, Phenylamide, Carbonsäureamide) werden in der Regel ab der 2. Vorblütebehandlung eingesetzt. Während und nach der Blüte ist die Gefahr von Infektionen mit Echtem und Falschem Mehltau in der Regel sehr hoch. In dieser Zeit- spanne sind bei häufigen Infektionsbedingungen die Abstände zwischen den Behandlungen auf zirka zehn Tage zu begrenzen.
Als Vorbeugung gegen Resistenzbildung sind die einzelnen Fungizidgruppen alternierend einzusetzen, das heisst nach zwei Behandlungen mit Mitteln aus derselben Gruppe ist auf eine andere Gruppe zu wechseln. Extension Weinbau, ACWI
Arbeiten im Rebberg und Keller
Kräuselmilben- und Thripsbefall.(Fotos:Werner Siegfried, ACW) Ansiedeln von Raubmilben mit Trieben beim Erlesen.