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Archiv "Karsten Vilmar zum Sechzigsten" (19.04.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT PERSONALIA

Karsten Vilmar zum Sechzigsten

Dr. med. Karsten Vilmar, der Präsident der Bundesärztekam- mer und des Deutschen Ärzteta- ges, steht seit zwölf Jahren an der Spitze der in den Ärztekammern öffentlich-rechtlich begründeten allgemeinen ärztlichen Selbstver- waltung. In dieser Position setzt er sich ebenso unermüdlich wie nachdrücklich dafür ein, unser freiheitlich-soziales Gesell- schaftssystem auch im Bereich des Gesundheitswesens zu erhal- ten und weiterzuentwickeln.

Man darf annehmen, daß sei- ne Grundhaltung vom Eltern- haus geprägt wurde: Sein Vater war niedergelassener Arzt in Bremen. Individuelle Kranken- versorgung, vertrauensvolle Arzt- Patient-Beziehung — das ist von früh an erlebte Berufswirklich- keit; freiheitliche Selbstverwal- tung — das ist erlebte Berufsnot- wendigkeit: Längst hatte er sich als engagierter Fürsprecher der ärztlichen Selbstverwaltung er- wiesen, ehe er in ihr eine Spit- zenfunktion innehatte. Spürt man der Persönlichkeit dieses Mannes nach, so lassen sich wei- tere Einflüsse familiären Her- kommens erkennen: Mehrere evangelische Pastoren sind unter den Vorfahren, Hugenotten.

Der Lebensweg

Der eigene Lebensweg mün- dete geradezu zwangsläufig in das verantwortungsvolle Amt an der Spitze der deutschen Ärzte- schaft. In Bremen am 24. April 1930 geboren, machte Karsten Vilmar sein Abitur am Alten Gymnasium zu Bremen (wo eine Schülergeneration zuvor auch der nachmalige Bundespräsident Karl Carstens zur Schule ging).

Das Medizinstudium absolvierte er von 1950 bis 1955 an der Lud- wig-Maximilians-Universität in München; dort legte er auch das Staatsexamen ab, und dort wurde er im gleichen Jahr promoviert.

Nach zweijähriger Tätigkeit in verschiedenen Kliniken der Städ- tischen Krankenanstalten Bre- men arbeitete er von 1957 bis 1961 in der Chirurgischen Klinik, ab 1961 in der Unfallchirurgi- schen Klinik; seit 1964 ist er Oberarzt der Unfallchirurgischen Klinik des Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße — Kranken- hausbetrieb der Freien Hanse- stadt Bremen. Doch die Erfül- lung im leidenschaftlich ausgeüb- ten Beruf muß angesichts der Aufgaben und der Verantwor- tung, die seine Kollegen ihm auf-

getragen und auferlegt haben, weit zurückstehen.

Schon früh hatte sich der Arzt für Chirurgie — Unfallchir- urgie — Karsten Vilmar berufspo- litisch engagiert, ursprünglich im Verband der angestellten und beamteten Ärzte Deutschlands — Marburger Bund, dessen Bun- desvorstand er ab 1970 angehör- te. Daneben arbeitete er in der Ärztekammer Bremen mit; in de- ren Delegiertenversammlung ist er seit 1968. Und seit 1972 ge- hört er auch der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen an. Seine Spitzenfunktion in Bremen: seit 1976 Präsident der Ärztekam- mer. Seine Spitzenfunktion im Marburger Bund: Erster Vorsit- zender von 1975 bis 1979 (seit 1979 Ehrenvorsitzender). Und schließlich seine Spitzenfunktio- nen in der Bundesrepublik und der Europäischen Gemeinschaft:

von 1975 bis 1978 Vizepräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, seit 1978 deren Präsident (bisher viermal von den Delegierten des Deut- schen Ärztetages mit großen Mehrheiten gewählt); und schließlich von 1986 bis 1989 (Amtsperiode): Präsident des Ständigen Ausschusses der Ärzte der EG.

Diese nüchternen Daten sa- gen nichts über den Inhalt und das Ausmaß der Arbeit aus, die in diesen Ehrenämtern geleistet wird, auch nichts über die Hal- tung und die Überzeugungen der Persönlichkeit, die diese Ämter ausfüllt. Der flüchtige Leser des Ärzteblattes mag gelegentlich auf eine Abbildung des Präsiden- ten stoßen, die aber nicht ihm zu- liebe veröffentlicht wird, sondern zu Ehren der mit ihm Abgebilde- ten, z. B. der Persönlichkeiten, mit denen er in den verschieden- sten Gremien verhandelt, oder jener Ärzte etwa, denen er eine Auszeichnung des Vorstandes der Bundesärztekammer oder gar des Deutschen Ärztetages zu überreichen hat. Der intensiver interessierte Leser stößt auf pu- blizistischen Niederschlag Vil- marscher Aktivitäten in Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik bei mannigfachen Gelegenhei- ten:

Die Aktivitäten

In jüngster Zeit bei der Vor- bereitung des im Mai anstehen- den Deutschen Ärztetages in Würzburg, in dessen Vorfeld

Fragen eines freiheitlich-sozialen Gesundheitswesens in einem ge- einten Deutschland den ersten Rang haben. Die Aktivitäten der jüngst vergangenen Zeit galten — und sie gelten weiterhin — insbe- sondere der anhaltenden Her- ausforderung der Ärzteschaft und ihrer Selbstverwaltung durch das Gesundheits-Reformgesetz.

Wobei Karsten Vilmar ebenso wohlbegründet wie hartnäckig (ceterum censeo . ..) darauf pocht, daß ökonomisch-politi- sche Gesichtspunkte auf die Dauer nicht die Oberhand über ärztlich-medizinische Orientie- rung des Gesundheitswesens be-

Karsten Vilmar

halten dürfen! Dem dient auch seine kritisch-aktive Mitwirkung an politischen Bemühungen, die

„prioritären Gesundheitsziele"

(so eine ministerielle Formulie- rung) zu definieren, besser ge- sagt: die dringlich zu bewältigen- den Gesundheitsprobleme.

Die Überzeugung Hier wie in den von Karsten Vilmar maßgeblich mitgestalte- ten, vom Deutschen Arztetag erstmals 1974 in Berlin beschlos- senen, 1977 in Saarbrücken über- arbeiteten, 1980 in Berlin weiter- entwickelten und zuletzt 1986 in Hannover verabschiedeten „Ge- sundheits- und sozialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft" (Blaues Papier) er- weist sich eine besondere politi- sche Begabung des Präsidenten:

auf breitester demokratischer Basis — in diesem Fall: der 250 Delegierten aller Kammern beim Deutschen Ärztetag — eine Pro- grammatik, um nicht zu sagen:

eine Ideologie auszuformulieren, an der sich das pragmatisch-ver- antwortliche Handeln des und der Repräsentanten der Gesamt- ärzteschaft orientiert.

Er selbst vertritt stets den ge- samten Berufsstand, wie es seine

Grundüberzeugung von der Un- teilbarkeit des ärztlichen Berufs- bildes entspricht. Sein Credo vom Arztberuf spiegelt sich in ei- nem Kernsatz: „In allgemein so- ziologischen, berufsrechtlichen, berufsethischen Fragen kann es keinen Unterschied zwischen der ärztlichen Berufsausübung in freier Praxis und in Angestellten- oder beamteten Positionen ge- ben, solange die dem Freien Be- ruf eigentümliche berufliche Ent- scheidungsfreiheit existiert und jederzeit ein Wechsel in die Frei- beruflichkeit möglich ist, der Be- ruf also nicht ausschließlich in abhängiger Stellung ausgeübt werden muß."

Höchsten Respekt nötigt nicht nur den Mitarbeitern in sei- ner näheren Amtsumgebung die außergewöhnliche Arbeitslei- stung ab, die Dr. Karsten Vilmar bei der konsequenten Vertretung solcher Prinzipien, sachbezogen und kenntnisreich bis ins Detail, in ungezählten Verhandlungen, Gesprächen, Veranstaltungen, Konferenzen, in Statements und Referaten — jeden Satz selbst for- mulierend — erbringt: zu den Grundfragen der ärztlichen Ver- sorgung unserer Bevölkerung, in der gesundheits- und berufspoli- tischen Umsetzung wissenschaft- lichen Fortschritts, in Sachen Gebührenordnung für alle Ärzte, in Tarif- und Strukturfragen für die angestellten Ärzte, in Gut- achter- und Schiedsstellenfragen, zur Qualitätssicherung in Klinik und Praxis, in Ausbildungs-, Wei- ter- und Fortbildungsfragen (um nur ein paar von Dutzenden Ar- beitsthemen zu nennen), bis hin zur „Außenwirkung" in ärztli- chen Gremien Europas und der Welt, in denen das Votum der deutschen Ärzteschaft hohes Ge- wicht hat. Dieses Wirken hat Karsten Vilmar weit über die Ärzteschaft hinaus auch in der Politik und in weiten Teilen der Öffentlichkeit hohe Achtung ein- getragen. Dies wird ihm an sei- nem 60. Geburtstag gewiß auch öffentlich bekundet werden.

Die Zukunft

Den Geburtstag verbringt er übrigens so, wie es seiner Persön- lichkeit und seiner Aufgabe ent- spricht: bei einem zukunftsorien- tierten Symposion in Bonn mit maßgeblichen Repräsentanten der Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftspolitik aus dem Deut- schen Bundestag und den Bun- desministerien zum Thema „Der Arzt im Jahr 2000". Die Perspek- tiven werden interessant sein für die heutigen und für die kom- menden Arzte . . . r/DA

A-1288

(76) Dt. Ärztebl.

87,

Heft 16, 19. April 1990

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