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Archiv "Lebensqualität in der Medizin: Schlagwort oder Forschungsansatz: Schlußwort" (18.07.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Lebensqualität in

der Medizin: Schlagwort oder Forschungsansatz

Lebensqualität, einfach

Es ist herzerfrischend, die über 2000jährige Diskussion der Philoso- phen und damit selbstverständlich auch den verlängerten Arm, „die Philologen", zu beobachten bezüg- lich dieses Themas: quid est .. . läuft . . . und läuft . . .

Den Autoren ist zu empfehlen, einmal basal den Begriff Lebensqua- lität zu erfassen, was medizinisch darunter zu verstehen wäre: Sie sol- len einmal eine kräftige vollkorpu- lente Diabetikerin beim Genuß von einer Kirsch-Sahnetorte (selbstver- ständlich verbotenerweise) unter In- sulin-Therapie beobachten, oder ei- ne 70jährige Dame im langen Kleid bei ihrem Ehrentanz, der nur mög- lich ist dank zweier künstlicher Hüft- gelenke, oder aber auch einen 75jährigen Bauern nach der Sonn- tagsmesse beim Skattisch, der „Ge- nuß ohne Reue" praktiziert, indem er Schnaps und Bier in sich hinein- schüttet, weil er weiß, daß er normal pinkeln kann, dank einer Prostata- operation.

Dr. med. H. Hainz St. Laurentiusstraße 4 5568 Daun

Heimatgefühl

Bei den unter der Überschrift

„Was ist Lebensqualität?" aufge- führten vier Qualitätsmerkmalen fehlt meines Erachtens die Kompo- nente „Heimatgefühl". Sie umfaßt die emotionalen Bindungen einer Gruppe zu einer bestimmten geogra- phischen Landschaft und ihrer Be- wohner untereinander. Also: den gemeinsamen Dialekt, gemeinsa- me geographische Bezugspunkte (Hauptort, Fluß, Berg, Wälder, See), nostalgische Erinnerungspunkte des einzelnen: „Da war damals . . .",

„Da habe ich seinerzeit . . .".

Zu dem Editorial von Dr. phil. Monika Bullinger und Professor

Dr. phil. Ernst Pöppel in Heft 11/1988

Das Gefühl, „zuhause" zu sein, meint auch: Leute zu kennen, be- kannt zu sein, Bekannte zu treffen in Kaufhäusern, Gaststätten, auf der Straße, mit Bekannten weitere Be- kannte gemeinsam zu kennen, kurz alle Imponderabilien, die der einzel- ne mit diesem Gefühl verbindet.

Dr.med. U. Krause Mühlenstraße 16 3260 Rinteln 1

Schlußwort

Wir danken Dr. Krause für den Hinweis auf die Bedeutung des Hei- matgefühls und Dr. Hainz für die er- frischenden Anmerkungen zum Thema Lebensqualität; letzterer hat pointiert ausgedrückt, wie sich eine unzweifelhaft hohe Lebensqualität für den einzelnen Patienten nach ei- ner geglückten Therapie äußern kann.

In der Tat ist die Beschäftigung mit dem, was gutes Leben ausmacht, nicht gerade neu — neu ist allerdings der Versuch, dieses Phänomen zu messen — überhaupt und in der Me- dizin. Daß dies nicht ganz einfach ist, leuchtet unmittelbar ein, be- denkt man das Universum der Fak- toren, die die individuelle Lebens-

qualität ausmachen. Die Gretchen- frage ist, was (Gegenstand) womit (Methode) zu messen ist und wie universell (Generalität) das Gemes- sene ist.

Dabei erscheint es durchaus an- gebracht, krankheitsübergreifende Aspekte der Lebensqualität zu iden- tifizieren. In unseren Grundlagen- studien zum Begriff Lebensqualität haben wir genau dies getan und bei Gesunden wie auch an unterschied- lichen Krankheiten leidenden Perso- nen bisher eine bemerkenswerte Übereinstimmung in generellen Komponenten der Lebensqualität gefunden (Bedeutung der sozialen Beziehungen, des psychischen Be- findens und der körperlichen Ver- fassung).

Das heißt nun nicht, daß es kei- ne krankheitspezifischen Aspekte der Lebensqualität gäbe. Beein- trächtigungen durch Krankheit und Therapie (aber auch Verbesserun- gen des Lebensgefühls nach der Therapie) lassen sich ebenfalls erfas- sen — sie können nämlich als zusätz- liches „Modul" zu den oben be- schriebenen generellen Komponen- ten einbezogen werden. Diesen An- satz haben wir in verschiedenen kli- nischen Studien verfolgt, in denen die Lebensqualität der Patienten un- tersucht wird.

Im Sinne der Vergleichbarkeit der Ergebnisse über verschiedene Personen hinweg haben wir dabei auf die Berücksichtigung individual- spezifischer und verhaltensbezoge- ner Indikatoren der Lebensqualität (Tanzen, Bier trinken, Verzehr von Sahnetorten o. ä.) verzichtet. Ob- wohl sie unbestrittenermaßen für den einzelnen wichtig sind, können damit schwerlich Aussagen über Therapieeffekte erzielt werden. Ent- sprechendes gilt auch für das Hei- matgefühl — da nicht zu erwarten ist, daß es sich durch die Therapie än- dert, erscheint eine weise Beschrän- kung auf therapierelevante Aspekte der Lebensqualität sinnvoll.

Dr. phil. Monika Bullinger Prof. Dr. phil. Ernst Pöppel Institut für

Medizinische Psychologie Goethestraße 31

8000 München 2 A-2090 (58) Dt. Ärztebl. 85, Heft 28/29, 18. Juli 1988

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