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Archiv "Therapie des Migräneanfalles: Schlußwort" (06.04.1989)

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4 Migräne beim Kind

Die Dosierung der empfohlenen beiden Medikamente sollte nach Ge- wicht des Kindes erfolgen, da erfah- rungsgemäß für das jeweilige Le- bensalter erhebliche Gewichtsunter- schiede bestehen können und somit unter- oder überdosiert werden kann: 1. Paracetamol wird in einer Dosis von 15 bis 20 mg/kg KG als Einzeldosis rektal oder oral verab- folgt. Gebräuchliche Form bei Klein- kindern sind vor allem Zäpfchen, die in einer Dosierung von 125 mg, 250 mg und 500 mg erhältlich sind. Da heftiges Erbrechen bei kindlichen Migräneattacken oft im Vorder- grund des Beschwerdebildes steht, ist eine orale Medikation des akuten Schmerzzustandes häufig nicht mög- lich. 2. Azetylsalizylsäure wird in ei- ner Dosis von 10 bis 15 mg/kg KG ge- geben, es ist nur oral (in Ausnahme- fällen intravenös) zu applizieren. Ei- ne rektale Gabe als Monosubstanz dagegen ist nicht möglich.

Häufig ist die Schmerzdauer beim Migräneanfall des Kindes viel kürzer als beim Erwachsenen, so daß allgemeine Maßnahmen wie sich Hinlegen, Abschirmung von grellem

Schlußwort

In der Therapie der Migräne muß strikt unterschieden werden zwischen solchen Maßnahmen, die der Behandlung eines in Gang ge- kommenen Migräneanfalles dienen, und denjenigen, die im Sinne einer Langzeit-Intervallprophylaxe auf ei- ne Besserung der Migräne mit dem Ziel einer Abnahme von Frequenz, Intensität und Dauer der Migräne- anfälle abzielen. Für diese beiden Zielrichtungen sind unterschiedliche therapeutische Strategien erforder- lich. Was zur Behandlung des Migrä- neanfalles geeignet ist, läßt sich nicht im Sinne einer Langzeittherapie ein- setzen und umgekehrt.

Mein Artikel beschäftigte sich ausschließlich mit der Therapie des Migräneanfalles. Die Hinweise, daß man hier gelegentlich auch mit nicht medikamentösen Maßnahmen be- grenzt helfen kann, werden von Dr.

Kolb damit ergänzt, daß auch eine kalte Kompresse auf die Stirn, die

Licht und lautem Geräusch wichtige und nicht nur begleitende Maßnah- men darstellen. Auch ist jeder Schmerz beim Kinde durch eine Sug- gestivbehandlung leichter zu behe- ben als beim Erwachsenen. Dies soll jedoch nicht bedeuten, daß Kinder mit lang anhaltenden und schweren Kopfschmerzen keiner medikamen- tösen Therapie bedürfen.

Abschließend sei die Bemer- kung gestattet, daß sich jedenfalls bei schwersten kindlichen Migräne- attacken die intravenöse Gabe von Prednisolon, 2 mg/kg KG, als vorzüg- lich und hilfreich erwiesen hat, wo- rauf in dem Artikel von Herrn Kolle- gen Soyka keinerlei Bezug genom- men wird. Jedenfalls haben wir eine derartige Therapie bei den schwer- sten Migräneattacken des Kindes als überlegen einzustufen gelernt, wo auch vorher bereits periphere und mittelstarke Analgetika eingesetzt worden waren.

Prof. Dr. med. G. Jacobi Leiter der Abteilung für Pädiatrische Neurologie

Klinikum der Universität Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7

6000 Frankfurt a. M. 70

Augen- und Schläfenregion schmerz- lindernd wirken kann, was in der Tat zutrifft. Viele Patienten applizieren aus eigener Erfahrung einen kalten Lappen auf die Stirn oder auch in den Nacken. Natürlich ist dies eine unspezifische Maßnahme, die auch nicht immer hilft, aber im Einzelfall doch nützlich sein kann.

Eine dankenswerte Ergänzung bezüglich der Medikamentenwahl und -dosierung bei der kindlichen Migräne stammt von Prof. Jacobi.

Selbstverständlich muß sich die Do- sierung von Paracetamol und Azetyl- salizylsäure bei Kindern am Körper- gewicht orientieren. Eine parentera- le Applikation von Kortikosteroiden kommt nur ausnahmsweise bei sehr schweren Migräneanfällen in Be- tracht. Im Erwachsenenalter läßt sich darauf bei einem sogenannten Status migraenosus zurückgreifen.

Weitere Zuschriften von Dr.

Schönberger und Dr. Holm-Hadulla vermissen Hinweise auf den Wert von Beta-Rezeptorenblockern, Chi-

rotherapie und Akupunktur. Keines dieser Verfahren ist für die unmittel- bare Therapie des Anfalles geeignet, und so gehörte eine Diskussion der- artiger therapeutischer Strategien nicht zum Thema. Richtig ist, daß bestimmte Beta-Blocker heute als Medikamente erster Wahl für die medikamentöse Intervallprophylaxe der Migräne gelten. Von den in Deutschland im Handel befindlichen Beta-Blockern sind nachweislich nur Propranolol und Metoprolol wirk- sam und empfehlenswert.

Die Chirotherapie ist eine bei Migräne ungeeignete Methode. Mi- gräne hat nichts mit der Halswirbel- säule und mit Blockierungen von Kopfgelenken zu tun. Der in der Li- teratur bisweilen auftauchende Be- griff der Zervikal-Migräne ist höchst unglücklich und suggeriert Zusam- menhänge, die tatsächlich nicht exi- stieren. Ein sicher gut geeignetes In- dikationsfeld für Chirotherapie ist der zervikogene Kopfschmerz.

Eine ausführliche Diskussion der Akupunktur ist im Rahmen eines solchen Schlußwortes nicht möglich.

Von zahlreichen Akupunkteuren werden mehr oder weniger nachhal- tige Erfolge bei der Migräne berich- tet, wobei es selbstverständlich auch um eine Intervallprophylaxe geht, nicht um die Behandlung des eigent- lichen Migräneanfalles. Kontrollier- te Studien sind rar. Die Kopf- schmerz-Ambulanz der eigenen Kli- nik ist voll von Migräne-Patienten, die bei langjährigem Verlauf des Lei- dens auch diese Methode längst hin- ter sich haben. Bei der kritischen Be- wertung von Behandlungsmethoden ist zu beachten, daß die Migräne zu den Leiden mit einem sehr hohen Pla- zebo-Effekt gehört, so daß sich die Ei- genwirksamkeit eines Verfahrens nur durch kontrollierte Studien belegen läßt. Aber auch die Ausnutzung eines Plazebo-Effektes ist bei der Migräne ein legitimer Therapieansatz, wenn es dadurch gelingt, wenigstens zeitweilig den Konsum an Ergotamin und Anal- getika zu reduzieren.

Literatur beim Verfasser

Professor Dr. med. Dieter Soyka Direktor der Abteilung

Neurologie der Universität Niemannsweg 147 • 2300 Kiel Dt. Ärztebi. 86, Heft 14, 6. April 1989 (69) A-969

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