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Archiv "Krebs-Mehrschritt-Therapie: Schlußwort" (22.01.1982)

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Academic year: 2022

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Krebs-Mehrschritt-Therapie

M. v. Ardennes Übersichtsreferat er- hebt den Anspruch, eine neue, von der Schulmedizin bisher verkannte Therapie nun endlich in die Behand- lung von Krebskranken eingeführt zu haben.

Die seriöse naturwissenschaftliche Medizin ist unter anderem dadurch charakterisiert, daß sie ihre Ergeb- nisse nach ausführlicher Schilde- rung der Methodik, dem Fachmann verständlich darstellt.

Da aber schon manche gute Hypo- these der praktischen Beweisfüh- rung nicht standhielt, muß jedes neue Behandlungsverfahren in einer prospektiven, randomisierten Studie im Vergleich zum Kontrollkollektiv einen signifikanten Vorteil aufwei- sen, bevor es in die Praxis einge- führt werden darf: Auf die „Phase-l- Studie" zur Klärung von Wirkung und Toxizität folgen in der „Phase-Il- Studie" die Darstellung der Effektivi- tät im historischen und in der „Pha- se-III-Studie" der aktuelle Vergleich mit der Kontrollpopulation.

Insbesondere in der Onkologie ist zum Schutz des nicht nur soma- tisch, sondern auch psychisch be- sonders belasteten Kranken ein strenger Maßstab an jede neue The- rapie zu legen. Die insbesondere von amerikanischen Onkologen pio- nierten Strategien zur Grundlagen- wie empirischen Krebsforschung sind inzwischen weltweit zum Basis- wissen jedes Onkologen geworden.

Im hier kritisierten Aufsatz von M. v.

Ardenne folgen auf die Hypothese, die sich auf eine inzwischen wider- legte Warburgsche These stützt, laienhafte Experimente, die Fach- wissen vermissen lassen: Durch die Injektion von Evansblau in Ratten ohne und mit 7 g „Krebsgewebe"

wird ein Ergebnis „gemessen" und zur Grundlage einer Therapie aufge- baut, die das Krebsproblem löst.

Tangens, Steuerpult, unscharfe Fo- tografien mit schwarzen Tupfen, Maßeinheiten, neue Sprachschöp- fungen und Enzymaktivitäten wie zum Beispiel die der Beta-Glucoro-

nidase, deren Aktivität in Tumorge- webe bereits in der Lätrile-Affäre ad absurdum geführt wurde, sollen dem Leser Wissenschaftlichkeit sug- gerieren.

Eigenzitate bis zur Nummer 262 mit

„Literaturhinweisen" aus fachfrem- den Zeitschriften, Autoreferaten, Zi- tate von Diskussionsbemerkungen und die endlose Wiederholung eige- ner Thesen bilden den bibliographi- schen Hintergrund. Durch einen Ausblick auf Maßnahmen „Zur Ver- nichtung von ... etwa den Prozeß überlebenden Krebszellen .. im KMT-Konzept" wird der derzeitige

„Stand der Forschung" abgerundet.

Der Einsatz des „Cyanäthylen-Harn- stoffes", von Lätrile beziehungswei- se seinen „Derivaten" wird in den USA strafrechtlich verfolgt. Thymus- Extrakte locken Tumorpatienten in die Arme der Heilpraktiker, und „In- tensivvarianten" der Krebstherapie dienen guten Geschäftsleuten, hilfe- suchende Tumorkranke erbar- mungslos auszunützen.

Nachdenklich stimmt die Tatsache, daß dieser Aufsatz seinen Weg aus der Boulevard-Presse in das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT gefunden hat.

Diese Zeitschrift, die jedem Arzt in der Bundesrepublik Deutschland von seiner Standesorganisation zu- gesandt wird, die nicht nur über Be- rufs- und gesundheitspolitische Fra- gen informiert, sondern sich seit Jahren darum bemüht, in der prakti- schen Medizin Standards zu setzen, trägt eine besondere Verantwortung bei der Auswahl der Autoren. Durch die Publikation der v. Ardenneschen Thesen suggeriert sie dem in der Onkologie unerfahrenen Arzt einen therapeutischen Ausweg aus dem frustrierenden Problem der Behand- lung Krebskranker. Die Onkologie, die erst jetzt nach 30jähriger, müh- samer Arbeit anfängt, effektive Be- handlungsmaßnahmen einzusetzen, steht wie kein anderes Fach der Me- dizin in einer ständigen Auseinan- dersetzung mit pseudowissen- schaftlichen Heilspredigern. Die

„Schulmedizin" ist für jedes neue Therapiekonzept dankbar. Zunächst gilt es aber dessen Wirksamkeit und Vorteil zu beweisen, bevor es der

verantwortungsbewußte Arzt seinem Patienten empfehlen darf. Außensei- termethoden sind unter anderem da- durch charakterisiert, daß sie sich dieser rationalen, naturwissen- schaftlichen Prüfung entziehen — ih- re Vertreter dadurch, daß sie den Vergleich scheuen. Mit ihrem Vor- wurf, von einer „Krebsmafia" unter- drückt zu werden, versuchen sie sich ihrer Pflicht zum Beweis der eigenen Behauptungen zu entzie- hen. So ist ihr Anspruch, der Medi- zin die großen Erfolge beschert zu haben, vermessen. Trotzdem haben engagierte Onkologen solche The- sen immer wieder überprüft und der Wirkungslosigkeit überführt, ohne damit jedoch den journalistischen Hang zur bevorzugten Darstellung pseudomedizinischer Maßnahmen eindämmen zu können.

Durch den hier kritisierten und vom DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT ohne Kommentar publizierten Aufsatz wird diese, insbesondere in Deutschland so dringend benötigte Aufklärungsarbeit sehr zum Scha- den der an einer kompetenten Infor- mation interessierten Tumorkranken erschwert.

Privatdozent Dr. med.

Ulrich R. Kleeberg

(Im Auftrag des Vorstandes) der Arbeitsgemeinschaft für internistische Onkologie in der Deutschen

Krebsgesellschaft e. V.

Max-Brauer-Allee 52 2000 Hamburg 53

Schlußwort

Seit der Autor 1965 auf dem Fest- symposium zum 75. Geburtstag von K. H. Bauer das Prinzip der zweistu- figen Hyperthermie mit Aufstockung der Lokalhyperthermie auf eine 02- gestützte hohe (zum Beispiel 41°C) Ganzkörper-Hyperthermie (1)*) be- schrieb, haben zahlreiche inter- nationale Krebs-Hyperthermie-Kon- gresse (2) (3) (4) (5) (6) (7) den Be- weis erbracht, daß dem Hyperther-

*) Die in Klammern stehenden Zahlen bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 3 vom 22. Januar 1982 69

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Krebs-Meh rsch ritt-Therapie

mie-Schritt weltweit wachsende Be- deutung für die künftige Bekämp- fung des Krebses beigemessen wird.

Kein Wort findet sich in beiden Le- serbriefen zur Erfindung und Ent- wicklung des CMT-Selectotherm- Verfahrens, obwohl erst die bei ihm gegebene Homogenisierung der Energiezufuhr maximale Lokalhy- perthermie (von Körperabschnitten), das heißt maximale Annäherung der Hyperthermiedosis an die Dosis be- ginnender Verbrennung unter klini- schem Einsatz prinzipiell erschließt.

Weiter spiegelt sich in beiden Zu- schriften ein bedrückendes Nicht- verstehen darüber wider, daß mit dem tierexperimentellen und sogar klinischen Gelingen der selektiven irreversiblen Blutgefäßverschlie- ßung in den Krebsgeweben ein neu- es therapeutisches Prinzip der Krebsbekämpfung gefunden wurde.

Es verdient auch deswegen hohe Beachtung, weil die toxischen Ab- bauprodukte aus regressierenden Tumoren nicht mehr stoßartig in den Kreislauf gelangen (klinische Beob- achtungen über gering bleiben- de Kreislaufbelastungen bei Ver- schwinden von Tumormassen mit einigen Kilopond innerhalb 3 bis 4 Wochen).

Zu 1.

Es wird die hinreichende selektive Übersäuerbarkeit der Krebsgewebe durch vielstündige künstliche Anhe- bung der Blutglukosekonzentration, welche eine der Grundlagen un- seres Krebs-Mehrschritt-Therapie- Konzeptes bildet, bestritten und dar- aus der Schluß gezogen, daß es eine klinische Wirksamkeit des KMT-Kon- zeptes nicht gibt.

Begründet wird diese Behauptung auf der bekannten Tatsache, daß Krebsgewebe oft kontinuierlich in das umgebende Normalgewebe übergeht (invasives Wachstum) und daß dann die Milchsäure kritisch in das umgebende Gewebe abfließen soll.

Genau diese Frage haben wir, weil sie für unser Konzept grundlegend

ist, schon vor über 10 Jahren (8) experimentell untersucht. Wir fan- den damals, daß bereits ab Aggrega- ten von 106-Krebszellen eine pH- Senkung um etwa eine pH-Einheit selektiv gelingt.

Auch die Messungen des pH-Profils am Rande optimiert übersäuerter Krebsgewebe, welche den pH-Abfall in einer Schicht von nur etwa 0,5 mm erkennen lassen, gaben damals den experimentellen Hinweis, daß die Frage der Übersäuerbarkeit der Krebsgeweberandgebiete dem KMT- Konzept keine vorzeitigen Grenzen setzt.

Unsere theoretische Betrachtung der beteiligten Diffusionsvorgänge (9) vertiefte 1977 das Verständnis unserer experimentellen Befunde.

Es ist bedauerlich, daß diese Basis- arbeiten Herrn R. Engelhardt offen- bar unbekannt geblieben sind.

Zum Beweis, daß die Einsteuerung des Mechanismus eines irreversi- blen Stops der Mikrozirkulation in Krebsgeweben auch klinisch ge- lingt, wurden der Redaktion Zwil- lingsfotos von Beispielen überge- ben, welche das Verschwinden großvolumiger Krebsgewebe inner- halb weniger Wochen nach KMT do- kumentieren.

Zu 11.

Nach den vorausgegangenen Aus- führungen mögen hierzu folgende Hinweise genügen:

Die Formulierungen von der KMT- Hypothese (?), „die sich auf eine in- zwischen widerlegte Warburgsche These stützt" und von „laienhaften Experimenten mit Injektion von Evansblau" reichen aus, um die fachliche Unwissenheit des Schrei- bers der Krebsgesellschaft zu ent- hüllen: Es wird die berühmte Ent- deckung des aeroben Gärungsstoff- wechsels der Krebszellen und unse- re in Tausenden von Experimenten gemessene Stimulierbarkeit dieses Gärungsstoffwechsels als falsche

„Hypothese"(!) in Zweifel gezogen.

— Es wird von „laienhaften Experi- menten" gesprochen. Zu diesen Experimenten schrieb mir am 18. 12. 80 einer der führenden Rheo- logen: „Ich darf noch einmal wieder- holen, daß ich niemals daran ge- zweifelt habe, daß Ihre Gruppe tat- sächlich eine Mikrozirkulationshem- mung ausgelöst hat, aus methodi- schen Gründen blieb jedoch ein Zweifel über dem tatsächlichen Nachweis. Den haben Sie nunmehr beseitigt. Gratulor!"

Damit ist offensichtlich, daß der Sta- tus des „Laienhaften" auf der Seite des Schreibers der Krebsgesell- schaft e. V. zu orten ist. — Völlig un- verständlich ist, was die „Lätril-Affä- re" mit unserer Entdeckung der Ab- wehrreizung durch Cyanäthylen- Harnstoffe zu tun hat.

Der bisherige Mangel der KMT-For- schung, das Fehlen einer klinischen Station, wird dank Förderung durch den Minister für Hoch- und Fach- schulwesen und den Minister für Ge- sundheitswesen der DDR bis Ende dieses Jahres behoben sein.

Literatur

(1) Doerr, W.; Lindner, F.; Wagner, G.: Aktuelle Probleme aus dem Gebiet der Cancerologie, Springer, Heidelberg (1966) 139, Abb. 5. — (2) 2nd International Symposium on Cancer Therapy by Hyperthermia and Radiation, Es- sen (BRD) June 2-4 (1977)—(3) Conference on Thermal Characteristics of Tumors: Applica- tions in Detection and Treatment, New York (USA) March 14-16 (1979) — (4) Third Interna- tional Symposium: Cancer Therapy by Hyper- thermia, Drugs and Radiation, Fort Collins, Co.

(USA) June 22-26 (1980) — (5) Symposium In- ternational Thermologie Biomedicale, Stras- bourg (Frankreich) June 30—July 4 (1981) — (6) NAHG North American Hyperthermia Group, Clinical and Physiology Meeting. Detroit (USA) August 23-25 (1981) — (7) Europ. Hyperther- mie-Konferenz Rotterdam (Holland), Ende Sept./Anf. Okt. (1981) — (8) Ardenne M. von:

Theoretische und experimentelle Grundlagen der Krebs-Mehrschritt-Therapie, 2. Auflage, VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin (1970/

71) — (9) Ardenne, M. von; Ardenne, A. von:

Berechnung des pH-Profils im Interkapillar- raum der Krebsgewebe für die Fälle mit und ohne Langzeit-Glukose-Infusion, Schlußfolge- rungen für die Gestaltung der Therapie des Krebses. Res. exp. Med. 171 (1977) 177-189

Prof. Dr. rer. nat. h. c.

Dr. med. h.c.

Manfred von Ardenne Zeppelinstraße 7 DDR-8051 Dresden 70 Heft 3 vom 22. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

Referenzen

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