Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
AUSSPRACHE
In der oben genannten Arbeit wird auf Seite 1162 ausgeführt „ ... daß man zunächst ‚blind' therapieren muß, z. B. mit lokaler Applikation von Chloramphenicol ..."
Es ist seit langem bekannt, daß es nach der Gabe von Chlorampheni- col dosisunabhängig zu einer Kno- chenmarkaplasie kommen kann.
Zwar ist die Häufigkeit mit 1:25 000 bis 1:40 000 gering, aber die Pro- gnose dieser Knochenmarkschädi- gung ist nach wie vor sehr schlecht.
Dosisunabhängige Entwicklung ei- ner aplastischen Anämie bedeutet, daß sie auch nach lokaler Applika- tion dieses Medikaments am Auge auftreten kann (Rosenthal und Mit- arbeiter, 1965). Oski hat kürzlich nochmals warnend darauf hinge- wiesen.
Es gibt selbstverständlich nach wie vor Indikationen für eine Chlor- amphenicol-Behandlung, aber die
„blinde" Behandlung einer bakte- riellen Konjunktivitis sollte bei den Risiken dieses Medikamentes heute nicht mehr zu den Indikationen gehören.
Literatur
Rosenthal, R. L., Blackman, A.: Bone marrow hypoplasia following use of chloramphenicol eyedrops, JAMA 191 (1965), 136 — Oski, F. A.:
Hematologic consequences of chlorampheni- col therapy, J. Pediat 94 (1979), 515
Professor Dr. med. Jacobi Chefarzt der Kinderabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Celle
3100 Celle Postfach 142
Schlußwort
Das Auftreten einer Knochenmark- aplasie nach oraler oder parentera- ler Gabe von Chloramphenicol ist bekannt.
Bei dieser Applikationsform wird ei- ne Häufigkeit von 1:25 000 bis 1:40 000 genannt.
Nach lokaler Gabe am Auge wurde diese Komplikation nur von einem einzigen Fall berichtet (Rosenthal und Blackman). Dieser Patient hatte über 23 Monate Chloramphenicol- Augentropfen genommen!
Da die Tochter der Schwester des Patienten nach oraler Gabe von Chloramphenicol eine aplastische Anämie entwickelte, nahm Rosen- thaleine angeborene Hypersensitivi- tät oder eine Enzymabnormalität dieses Patienten an.
In der Ophthalmologie werden Chloramphenicol-Augentropfen weltweit als Standard-Antibiotikum täglich einer Vielzahl von Patienten verordnet.
Daß nur ein Fall von Knochenmarks- depression nach lokaler Gabe von Chloramphenicol-Augentropfen in der Weltliteratur bekannt ist, be- weist, daß die Häufigkeit dieser Komplikation so gering zu veran- schlagen ist, daß Chloramphenicol- Augentropfen ohne Bedenken gege- ben werden können.
Oberarzt Dr. med.
Wolfgang Behrens-Baumann Universitäts-Augenklinik Goßlerstraße 12
3400 Göttingen quine ist bei Malaria tropica nicht
indiziert, da Plasmodium falciparum keine sekundär exoerythrozytären Stadien eingeht.
Dr. med. J. H. H. Ehrich Medizinische Hochschule Hannover
Kinderklinik
Karl-Wiechert-Allee 9 3000 Hannover 61
Schlußwort
Die Absicht unseres Aufsatzes war es, die klinische Entität einer „Enze- phalitis" zu charakterisieren in ihrer Differentialdiagnose gegenüber ver- wechselbaren Zuständen. Daß in dem gebotenen Rahmen eine auch den virologischen Spezialisten be- friedigende Differentialdiagnose der einzelnen Ursachenmöglichkeiten nicht gegeben werden konnte, ist si- cher verständlich. Insofern sind wir den Diskutanten für ihre Ergänzun- gen dankbar. Es scheint uns indes- sen nicht überflüssig, auf schwer- wiegende und äußerst ernst zu neh- mende Erkrankungen hinzuweisen, auch dann, wenn sie zur Zeit nicht vorkommen. Wir wissen nicht, wann sie uns wieder einmal beschäftigen werden. Kleinere Diphtherie-Epide- mien in den letzten Jahren haben uns gezeigt, wie rasch solche Er- krankungen in Vergessenheit gera- ten können.
Daß die Herpes-Enzephalitis mit ih- rer temporalen Herdsymptomatik sehr häufig als Tumor verkannt wird, erfährt der Kliniker immer wieder.
Über die Therapie der Herpes-Enze- phalitis mit Adenin-Arabinosid ha- ben wir noch keine eigenen Erfah- rungen, unseres Wissens sind die von Whitley et al. berichteten Erfol- ge auch noch nicht genügend abge- sichert.
Professor Dr. med.
Hans Schliack
Medizinische Hochschule Hannover
Neurologische Klinik und Poliklinik Karl-Wiechert-Allee 9 3000 Hannover 61
Antibakterielle Therapie am Auge
Zum Beitrag von Dr. med. Wolfgang Behrens-Baumann in Heft 17/1979, Seite 1161 ff.
2340 Heft 37 vom 13. September 1979