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Archiv "Leitlinien: Was Patienten von der Medizin erwarten dürfen" (11.03.2005)

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ualität in der medizinischen Ver- sorgung müsse aus der Mitte der Ärzteschaft entstehen und müsse von ihr vorangetrieben werden, befand KBV-Vorstand Ulrich Weigeldt, als er am 3. März in Berlin das internationale Symposium über evidenzbasierte Ge- sundheitsversorgung eröffnete. Veran- stalter war das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), das da- mit sein zehnjähriges Bestehen beging.

Getragen wird das ÄZQ von der Bun- desärztekammer und der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung. Die hielten es nämlich für angeraten, zu einer gewissen Ordnung auf dem Feld der medizini- schen Leitlinien beizutragen, die seit Mit- te der Neunzigerjahre üppig zu blühen begannen. Und so stand am Anfang des ÄZQ die (formale) Bewertung existie- render Leitlinien, ein Clearing-Verfah- ren. Um vergleichen und bewerten zu können, wurde eine entsprechende Me- thodik erarbeitet, gipfelnd in einer Deut- schen Leitlinie für Leitlinien (1996).

Fruchtbare Zusammenarbeit

Parallel verlief die Leitlinienentwicklung unter dem Dach der Arbeitsgemein- schaft der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften (AWMF). Die- se griff damit eine Forderung des Sach- verständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen auf. Mit großem Enthusiasmus, so AWMF-Präsi- dent Prof. Dr. med. Albrecht Encke bei der Berliner Tagung, sei man ans Werk gegangen und habe bis 2002 exakt 1 001 solcher Leitlinien vorgelegt.

Deren Qualität sei methodisch stän- dig verbessert worden, ergänzte Encke,

denn auch bei der AWMF feilte man an der Methodik und entwickelte ein Drei- Stufen-Konzept für die Klassifikation, sodass nunmehr 946 solcherart klassifi- zierter Leitlinien existieren. Metho- disch orientierte man sich dabei am Konzept der evidenzbasierten Medizin, das gleichfalls Mitte der Neunziger- jahre aufkam.

ÄZQ und AWMF arbeiten inzwi- schen fruchtbar zusammen, wie Encke und ÄZQ-Leiter Prof. Dr. rer. nat. Dr.

med. Günter Ollenschläger bei der Ju- biläumstagung am 3. März nicht müde wurden zu betonen. Ein Zeichen dafür sind gemeinsame Standards, festgehal- ten in einem Leitlinien-Manual.

So weit, so erfolgreich. Das GKV- Modernisierungsgesetz (GMG) stört nun den Frieden, indem ein Institut für Qua- lität und Wirtschaftlichkeit, getragen von der gemeinsamen Selbstverwaltung, etabliert wird, das hinkünftig das Leit- linien„geschäft“ besorgen soll. Prompt sind die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die bisher das Clearing mit trugen, ausgestiegen.

„Dementsprechend endet das Leitlini- en-Clearingverfahren in seiner bisheri- gen Form mit Ablauf des Jahres 2004“, konstatiert das ÄZQ lakonisch. Die 2004 noch geclearten Leitlinien zu Herz- insuffizienz, Rückenschmerz, Demenz, kolorektalem Karzinom und Schlagan- fall sind somit die letzten ihrer Art.

Mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit werde eine Kooperati- on angestrebt, heißt es einstweilen beim ÄZQ. Unabhängig davon wird sich das ÄZQ freilich anderen Tätigkeitsfeldern umso intensiver zuwenden, insbesondere der Erarbeitung von Versorgungsstan- dards und der Patientenberatung. Vorar-

beiten dazu gibt es bereits. Damit betre- ten ÄZQ und ihre Träger heißes Terrain.

Während nämlich das mit dem GMG etablierte Institut für Qualität und Wirt- schaftlichkeit insbesondere ökonomi- sche Vorgaben zu beachten hat (so arg- wöhnen jedenfalls die Kritiker), könnte das ÄZQ aufzeigen, was medizinisch möglich ist, und an den ratsuchenden Patienten weitergeben. „Ich sehe das sehr politisch“, räumte denn auch Bun- desärztekammer-Präsident Prof. Dr.

med. Jörg Dietrich Hoppe unumwunden ein. „Hier haben wir eine Chance als Ärzte darzustellen, was die Medizin kann.“ Die Bundesärztekammer werde das ÄZQ daher weiter fördern. Und die Kassenärztliche Bundesvereinigung gleichfalls, bekräftigte Weigeldt.

Patientensicherheit fördern

Mit Blick auf den Patienten arbeitet das ÄZQ an einem „Leitfaden Patientensi- cherheit“. Dabei geht es darum, Risiken für Patienten zu minimieren, die aus komplizierten Krankheitsbildern und immer komplexeren Behandlungsmög- lichkeiten resultieren. Denn „Ursachen für unerwünschte Ereignisse sind primär Systemfehler, das heißt Organisations- mängel in der Gesundheitsversorgung, und eher nachrangig individuelle Ver- säumnisse der Leistungserbringer“, er- läuterte Berlins Kammerpräsident Dr.

med. Günter Jonitz auf der Tagung des ÄZQ. Fehlergeneigte Situationen müss- ten deshalb erkundet und der Umgang mit ihnen müsse trainiert werden.

Auf der Berliner Jubiläumstagung zeigte sich, dass das ÄZQ international hohes Ansehen hat: Referenten aus Großbritannien, Ungarn, den USA und Finnland,Teilnehmer/-innen aus 13 Län- dern, Einbindung in ein großes wissen- schaftliches Netzwerk. Auch in den deutschen Fachkreisen ist das ÄZQ und seine maßgebliche Rolle in der Ent- wicklung von Leitlinien anerkannt.

„Aber wir haben in den letzten zehn Jahren eher im Verborgenen geblüht“, bemerkte Ollenschläger.

Das könnte sich ändern. Einige Themen des nächsten Deutschen Ärz- tetages betreffen Arbeitsfelder des ÄZQ. Für Öffentlichkeit ist somit gesorgt. Norbert Jachertz P O L I T I K

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A630 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1011. März 2005

Leitlinien

Was Patienten von der Medizin erwarten dürfen

Zehn Jahre nach seiner Gründung steht das Ärztliche Zentrum

für Qualität in der Medizin an einem Wendepunkt: vom

Clearing zu Versorgungsleitlinien und Patienteninformation.

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