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Archiv "Krankenhäuser: Immer mehr freie Arztstellen" (08.10.2010)

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A 1890 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 40

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8. Oktober 2010

KRANKENHÄUSER

Immer mehr freie Arztstellen

In den Krankenhäusern fehlen 5 500 ärztliche Vollzeitkräfte – Tendenz steigend.

D

er Ärztemangel wird zu ei- nem immer gravierenderen Problem für die Krankenhäuser.

Nach einer Erhebung des Deut- schen Krankenhausinstituts (DKI) hatten zu Jahresbeginn 2010 bereits drei Viertel der Krankenhäuser Pro- bleme, ihre Stellen im ärztlichen Dienst zu besetzen. Je Einrichtung fehlten durchschnittlich 3,6 ärztli- che Vollzeitkräfte. Hochgerechnet waren demnach 5 500 Arztstellen in den Kliniken vakant. Für die im Auftrag der Deutschen Kranken- hausgesellschaft erstellte Studie

„Ärztemangel im Krankenhaus – Ausmaß, Ursachen, Gegenmaßnah- men“ hatte das DKI 450 Kranken- häuser schriftlich befragt.

2019 fehlen 37 000 Ärzte – die meisten in den Kliniken

„Der Ärztemangel in den Kliniken ist längst nicht mehr regional be- grenzt“, erläuterte Studienleiter Dr.

Karl Blum am 27. September beim 6. Personalkongress der Kranken- häuser in Köln. Nur in Bayern und Baden-Württemberg trete das Pro- blem derzeit noch vergleichsweise selten auf. Zwischen den alten und neuen Bundesländern gebe es hin- gegen keine Unterschiede mehr.

Weitere Ergebnisse der Reprä- sentativbefragung: Kleinere Kran- kenhäuser, Psychiatrien und Kran- kenhäuser auf dem Land haben deutlich mehr Schwierigkeiten, ihre Stellen im ärztlichen Dienst zu be- setzen. Bislang weniger vom Ärzte- mangel betroffen sind demgegen- über Universitätskliniken und Kran- kenhäuser in privater Trägerschaft.

Besonders viele offene Arztstellen gibt es in der Psychiatrie, in der In- neren Medizin und in der Chirurgie.

Gesucht werden vor allem Ärzte in Weiterbildung und Fachärzte.

Leidtragende des Ärztemangels sind in erster Linie die Klinikärzte selbst. 86,2 Prozent der befragten Krankenhäuser geben an, dass ihre

Ärzte überlastet sind, weil sie die Unterbesetzung in den Kliniken kompensieren müssen. In 92,3 Pro- zent der Einrichtungen verursacht der Ärztemangel Schwierigkeiten mit der Arbeitsorganisation. In 41,9 Prozent der Krankenhäuser ist der Betriebsfrieden gestört. Die Patien- tenversorgung beeinträchtigt sehen immerhin 37 Prozent.

Für die kommenden Jahre pro - gnostiziert das DKI sogar noch ei - ne Verschärfung des Ärztemangels:

„Wenn nicht unverzüglich gegenge- steuert wird, könnten dem Gesund- heitswesen bis zum Jahr 2019 mehr als 37 000 Ärztinnen und Ärzte feh- len – die meisten davon in den Kli- niken“, warnte Studienleiter Blum vor den 250 Klinikmanagern in Köln. Zur wirksamen Bekämpfung des Ärztemangels müsse man vor- rangig die Schwundquoten wäh- rend des Medizinstudiums sowie in der Übergangsphase zwischen Stu- dium und Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit senken: „Es gilt, das Me- dizinstudium attraktiver und praxis- näher zu gestalten und neben dem Numerus clausus weitere Auswahl- kriterien zu entwickeln.“ Vor allem aber seien die Studienkapazitäten in der Humanmedizin sukzessive zu erhöhen, meinte Blum.

Marburger Bund sieht die Arbeitgeber in der Pflicht

So einfach könnten sich die Klinik- arbeitgeber nicht aus ihrer Ver - antwortung stehlen, intervenierte Lutz Hammerschlag. „Wir kommen doch aus diesem Dilemma nur her - aus, wenn wir die Attraktivität des Arbeitsplatzes Krankenhaus erhö- hen“, betonte der Tarifexperte und Verhandlungsführer des Marburger Bundes (MB) und verwies auf vier Bausteine:

Wertschätzung bei der Gestal- tung der Arbeitszeit. Den Ärzten ge- he es vor allem um die Planbarkeit ihrer Arbeitszeit. Zudem sei es un-

redlich, Bereitschaftsdienste als Er- satz für Vollarbeit zu missbrauchen.

Wertschätzung für die Arbeit zu ungünstigen Zeiten. Nachtzu- schläge für nächtliche Vollarbeit in Höhe von 1,28 Euro je Stunde drückten wenig Respekt gegenüber der ärztlichen Tätigkeit aus.

Verbesserung der Unterneh- menskultur. Wichtige Stichworte seien hier die Verbesserung des Ar- beitsalltags, die Sicherstellung von Weiter- und Fortbildung, die Ver- einbarkeit von Beruf und Familie, neue Angebote für die Ärztegenera- tion 55 plus sowie der Status und die Autonomie des Arztes.

Wertschätzung durch Vergü- tung. Und natürlich müssten auch die Verdienstmöglichkeiten für die Ärzte im Krankenhaus attraktiv ge- staltet werden, um die Abwande- rung in andere Berufsfelder oder andere Länder zu begrenzen.

Dass eine deutliche Erhöhung der Ärztegehälter den Ärztemangel im Krankenhaus beseitige, sei ein altbekannter Trugschluss des Mar- burger Bundes, meinte hingegen Joachim Finklenburg, der für die Vereinigung kommunaler Arbeit - geberverbände die Tarifverhand - lungen mit dem MB führt: „Denn wenn ich dem einzelnen Arzt mehr Geld gebe, mache ich es nur teurer für die Krankenhäuser – habe aber keinen einzigen Arzt mehr.“ Bei ge- deckelten Budgets in den Kranken- häusern, wie sie der Gesetzgeber auch für 2011 und 2012 plane, führ- ten Lohnsteigerungen für die Ärzte zwangsläufig zu Personalabbau an anderer Stellen.

„Wenn wir in den Tarifverhand- lungen der vergangenen Jahre auf die Budgets der Krankenhäuser Rücksicht genommen hätten, dann wäre das Problem des Ärztemangels in den Krankenhäuser heute noch viel, viel größer“, konterte Ham- merschlag dieses Argument. ■ Jens Flintrop

P O L I T I K

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