• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ärztemangel im Krankenhaus: „Junge Ärzte wollen Full Service“" (20.08.2012)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ärztemangel im Krankenhaus: „Junge Ärzte wollen Full Service“" (20.08.2012)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 33–34

|

17. August 2012 [99]

B E R U F

ÄRZTEMANGEL IM KRANKENHAUS

„Junge Ärzte wollen Full Service“

Etwa 6 000 Arztstellen sind im stationären Bereich nicht besetzt. Die Krankenhäuser müssen sich deshalb etwas einfallen lassen, um junge Ärzte für sich zu gewinnen.

Vier Experten berichten von ihren Strategien.

E

s sei nicht einfach zu akzep- tieren, räumt Prof. Dr. med. Dr.

Martin Bauer ein, dass die nachfol- gende Generation junger Ärzte sich überhaupt nicht für die Hierarchie interessiere, „die wir uns erarbeitet haben“. Die jungen Ärzte wollten stattdessen, dass man sich um sie kümmere, sagt der stellvertretende Direktor der Abteilung Anästhesio- logie am Zentrum Anästhesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin der Georg-August-Universität Göttin- gen. Wenn man beispielsweise per- sönlich auf eine E-Mail antworte, werde das sehr geschätzt.

Das Menschliche gewinnt an Bedeutung

Die Verantwortlichen in den Kran- kenhäusern müssen umdenken.

Konnten sie sich früher aus einer Vielzahl von Bewerbern den besten auswählen, ist es heute umgekehrt.

Infolge des Ärztemangels im statio- nären Sektor sind es nun die jungen Ärzte, die sich den Klinikarbeit - geber auswählen können, der ihren Bedürfnissen am meisten entspricht.

„Wir übersehen, wie sehr sich die Welt in der Medizin verändert hat“, sagt auch der Geschäftsführer der Asklepios Medical School, Dr. med.

Jörg Weidenhammer, der beim Hauptstadtkongress in Berlin neben Bauer beim Workshop „Knappes Gut Arzt – Krankenhäuser im Bie- terwettstreit“ auf dem Podium saß.

„Wir haben jetzt eine Welt, in der sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenüberstehen und den Ausgleich ihrer Interessen verhandeln.“ Das müsse menschlich auf einem guten Niveau geschehen.

Auch Bauer betont die Bedeu- tung des Menschlichen. Bei einem Small Talk im Fahrstuhl könne man zum Beispiel etwas Persönliches über einen jungen Kollegen erfah- ren. „Plötzlich kenne ich eine Anek-

dote über ihn, mit der ich beim nächsten Mal in das Gespräch ein- steigen kann“, sagt Bauer. Das sei nicht nur gut für das Betriebsklima, nach einem solchen Gesprächsbe- ginn könne man auch fachliche Kritik so anbringen, dass sie nicht allein negativ aufgefasst werde.

Stattdessen werde sie als Teil eines kollegiales Gesprächs eher hono- riert und angenommen.

„Man muss von vornherein ehr- lich sein“, rät Gerhard Hallenberger, Vorstand der Agaplesion gAG, eines Verbunds christlicher und sozialer Einrichtungen, der unter anderem 22 Krankenhäuser unterhält. „Das Schlimmste ist, etwas zu verspre- chen, das man nicht einhält. Das las- sen die jungen Ärzte nur einmal mit sich machen und nicht öfter.“ Bei je- dem Mitarbeiter müsse man deshalb die Partnerschaft offen leben. „Die Bindung zu den jungen Ärzten fängt bei uns schon relativ früh an“, sagt Hallenberger. „Zusammen mit dem Marburger Bund machen wir Wei- terbildungskurse für Studierende, Notfallsimulationen und EKG-Be- fundungen, um junge Menschen in unsere Einrichtungen zu bringen.“

Dabei sei ein Krankenhausverbund von Vorteil. „Wir können den jun- gen Ärzten eine genaue Karriere - planung anbieten“, erklärt der Aga- plesion-Vorstand. „Wir sagen, an welchen Standorten und zu welchen Zeiten die Ärzte ihre Weiterbildung absolvieren können.“ Darin enthal- ten seien dann sowohl die Grund- versorgung in sehr ländlichen Ge- bieten als auch eine sektorale Spit- zenmedizin. „Wir haben auch eine kleine Akademie in Heidelberg“, berichtet Hallenberger weiter. Dort bietet das Unternehmen Seminare für Oberärzte an, in denen Führungs- aufgaben und Betriebswirtschaft ge- lehrt werden. Hallenberger: „Das sind alles Dinge, die man heute be-

rücksichtigen muss, damit die Ärzte länger in der Einrichtung bleiben.“

Falk H. Miekley, geschäftsführen- der Gesellschafter der Personalbera- tung MHC search, weist darauf hin, dass kleine Krankenhäuser in struk- turschwachen Regionen nicht unbe- dingt einen großen Aufwand betrei- ben müssten, um junge Ärzte für sich zu gewinnen. Die angesprochene persönliche E-Mail eines Chefarztes sei zum Beispiel nur ein kleiner Auf- wand. Dafür brauche das Kranken- haus kein Marketingkonzept. „Doch so etwas kann im Endeffekt den Aus- schlag geben“, sagt Miekley.

Flexiblere Arbeitszeiten sind gefragt

Von Bedeutung seien auch Mikro- elemente, die plötzlich eine Rolle spielten, ergänzt Weidenhammer.

„Ich bin an jedem zweiten Sonntag- nachmittag im Büro, das ist eine Marotte von mir.“ Von den Studie- renden sei schnell registriert wor- den, dass er sonntags im Büro sei und Zeit für ein Gespräch habe. „So etwas wird sehr wertgeschätzt“, er- klärt Weidenhammer. Attraktiv für junge Ärzte seien auch flexible Ar- beitszeiten, betont Bauer. „Wir ha- ben bei uns Teams aus zwei Ärzten, die sich absprechen können, wer von beiden am nächsten Tag kommt.“

Außerdem gebe es Joker, die bei Engpässen einspringen. Das sei sehr hilfreich und maximal flexibel.

„Wir sind alle bemüht, frühzeitig eine Bindung aufzunehmen“, sagt der Göttinger Anästhesiologe. Dafür müsse man jedoch zuhören, was die jungen Ärzte wollten. Einer habe ihn einmal gefragt, ob es schon einen Plan für seine Habilitierung gebe.

Dabei sei er noch gar nicht promo- viert gewesen. Bauer: „Die jungen Ärzte wollen einen Full Service. Dar - auf müssen wir uns einstellen.“

Falk Osterloh

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Tatsache, dass der Mann die schwere Operation verschwiegen habe, lasse den Schluss zu, dass er sich zielge- richtet verhalten habe, um den Abschluss der Lebensversiche- rung

Nach Überzeugung der Projekt- gruppe „Junge Medizin“ führten drei Faktoren zur „desolaten“ Arbeitssitua- tion im Krankenhaus: die Delegation nichtärztlicher Tätigkeit

Nach Befragungen der DKG werden 14 Prozent der Krankenhäu- ser die interne Budgetierung erst mittel- oder langfristig einführen, nur 16 Prozent aller befragten

Nachdem der erste Praxis- schock überwunden war, reflektierte ich die ersten Probleme des Berufs- einstiegs: Wie kommuniziere ich mit erfahrenen Krankenschwestern und -pflegern?.

Patricia Klein, Ärztliche Geschäftsführerin der Sächsischen Landesärztekammer, referierte zum Thema „Chancen für Ärzte in Sachsen“.. Ebenso fand eine Führung durch die

Stirbt einer der Teilhaber vor Vertragsende, tritt der „Todes- fall“ ein: Mit der fällig werden- den Summe können Erban- sprüche abgegolten werden, ohne dass die Firma in

Bei den berufstätigen Ärzten hat die Zuwachsrate ebenfalls deut- lich über dem langfristigen Durch- schnitt gelegen: fast 6500 Ärztinnen und Ärzte Netto-Zugang bedeutet über

Tatsäch- lich sind das durchaus keine Einzelfälle, sondern so geht es vielen, und die fragen sich jetzt, was sie denn bloß falsch gemacht haben; nicht die richtigen Aktien