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Archiv "Krankenhaus: Wer sind wir Ärzte eigentlich?" (16.09.2011)

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A 1912 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 37

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16. September 2011

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

KR ANKENH A US

Private Träger for- dern Maßnahmen gegen den Ärzte- mangel (DÄ 30/

2011: „Private Krankenhausträger:

Der Ärztemangel wird zum Problem“ von Harald Clade).

P d g m 2 K D wirdzum Problem“v

erledigt. Auch wird sich die Pflege gezwungen sehen, kleine Arbeiten den Ärzten zuzuschieben. So ge- schehen zum Beispiel in der Not- aufnahme des Marburger Universi- tätsklinikums, in der Ärzte unter anderem selbst Infusionen vorbe- reiten müssen, weil die Pflege - kräfte anderweitig beschäftigt sind.

Das kann nicht attraktiv sein . . . Auch dass Privatkliniken oftmals größte Arbeitgeber in einer Region sind, ist keineswegs einer ihrer Ver- dienste, wie es im Artikel anklingt, sondern schlicht ein Standortfaktor, der auf eine kommunale Klinik in gleicher Weise zutreffen würde.

Dieser Standortfaktor wird nicht selten gemeinsam mit dem Outsour- cing zum Lohndumping benutzt, was dem wirtschaftlichen Wohl des Trägers nutzt, aber für das Personal unattraktiv ist und auch zu geringe- ren Steuereinnahmen führt.

Auch die „Sicherstellung der Ver- sorgung ,rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr‘“ unterscheidet eine Klinik unter privater Trägerschaft nicht von einer Klinik anderer Trä- gerschaft, vielmehr stellt sie eine Anforderung an alle Kliniken mit diesem Aufgabenbereich dar, die auch Kliniken in privater Träger- schaft mit aller Selbstverständlich- keit zu erfüllen haben.

Sabine Störmer, 35037 Marburg

Beispiel Schweden

Grundsätzlich hat Deutschland ge- nügend Studienplätze, um seinen Bedarf an Ärzten zu decken. Man tut jedoch alles, um unserem Nach- wuchs die Freude am Beruf zu neh- men. Der BDPK redet von Produk- tivitätsfortschritt und Leistungsver-

dichtung, fordert gleichzeitig die Aufweichung der Arbeitszeitricht - linie und damit das Ignorieren ge - sicherter arbeitsmedizinischer Er- kenntnisse und verlangt eine ange- messene Verzinsung des eingesetz- ten Risikokapitals. Die Prioritäten sind damit klar. Die Abstimmung darüber erfolgt schon seit Jahren mit den Füßen.

Schweden hat schon seit Jahren er- kannt, dass es volkswirtschaftlich günstiger ist, die kostenintensiven Studienplatzkapazitäten abzubauen und fertigen Fachärzten attraktive Gehälter und Arbeitsbedingungen zu bieten. Die deutschen Kranken- hausträger wollen mit Gewalt den umgekehrten Weg.

Die Verantwortung für die Sicher- stellung der Versorgung obliegt kraft Gesetzes in den meisten Bun- desländern den Landkreisen und Städten. Es ist möglich, dass ein Privater die Erfüllung dieser Auf- gaben übernimmt. Es bleibt aber bei der Verantwortung der entspre- chenden Gebietskörperschaft für die Sicherstellung der Versorgung.

Schließt der private Klinikbetreiber ein für die Versorgung notwendiges Haus, wird die Gebietskörperschaft sofort Ersatz schaffen müssen.

Dr. Harald Mertes, 07747 Jena

Wer sind wir Ärzte eigentlich?

Es ist in letzter Zeit so viel zu le- sen über den Ärztemangel in unse- rem Land . . . Es wird so viel ge- schrieben über die Ursachen. Mei- ne Perspektive, die derer vieler meiner Kollegen entspricht, ist je- doch in dieser Diskussion unterre- präsentiert.

Private Träger sind nicht unschuldig

Die Privatisierung von Kliniken trägt nicht dazu bei, den Arztberuf im stationären Bereich attraktiver zu gestalten:

Zur unattraktiven Arbeitsverdich- tung bei Ärzten tragen private Trä- ger von Krankenhäusern doch ger- ne bei, indem sie ihre Investitions- kosten wenigstens teilweise durch Entlassungen oder verzögerte Wie- dereinstellungen finanzieren. So geschehen nach dem Kauf der Uni- versitätskliniken Marburg und Gie- ßen durch das Rhön-Klinikum mit einer massiven Entlassung von Pflegepersonal. Wenn die Pflege mit immer weniger Personal auf der Station einen – möglichst wachsenden – Patientendurchsatz bewältigen soll, dann steht sie für Zusammenarbeit mit Ärzten immer weniger zur Verfügung, weil sie ständig völlig gebunden ist. Gerne werden auch gelernte Kräfte durch ungelernte Kräfte ersetzt, weil die- se billiger sind – mit der Folge, dass man als Arzt auf Fragen und Ansinnen bevorzugt die Antworten

„weiß ich nicht“ und „kann ich nicht“ erhält, was dazu führt, dass man sich für dieselbe Sache eine erfahrenere Pflegekraft suchen muss und dieselbe Sache zweimal

B R I E F E

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16. September 2011 A 1913 Ich stehe kurz vor der Facharztprü-

fung und stehe damit vor einem neuen Abschnitt meiner berufli- chen Laufbahn. Der Blick zurück umfasst sechs Jahre Weiterbil- dungszeit und sechs Jahre Studium.

Wer sind wir Ärzte eigentlich? Wir waren einmal die Hoffnungsträger unserer Abiturjahrgänge. Mediziner- test, Numerus clausus und Physikum mussten absolviert werden. An den Universitäten kamen wir zur Vorle- sung, als all die anderen noch schlie- fen und gingen aus der Bibliothek nach Hause, als all die anderen schon längst auf der Studentenparty waren. Die freien Wochenenden ver- brachten wir im Labor und betrieben Forschung für die Promotion. Nach dem Examen müssen wir eine strikt vorgeschriebene Weiterbildungszeit absolvieren, mussten Weiterbil- dungsbefugnisse überprüfen und in der Regel einige Male den Arbeitge- ber wechseln. Wir arbeiten ständig

nachts und am Wochenende, ma- chen unzählbare unbezahlte Über- stunden und trinken grausigen lau- warmen Kaffee. Wenn wir zur Ar- beit fahren, dann schlafen unsere Freunde noch, die Jura oder BWL oder Philosophie studierten. Wenn wir nach Hause kommen, sind unse- re Freunde aber auch schon wieder zu Hause. Wir nutzen die Ferien und die freien Wochenenden, um auf- wendige und teure Fortbildungen zu besuchen, um Fachkunden und Zu- satzbezeichnungen zu erwerben. Un- ser Arbeitgeber stellt uns dafür in al- ler Regel nicht frei. An den Kosten beteiligt er sich natürlich auch nicht.

Und nebenbei schreiben wir Kubik- meter Papierblätter mit belanglosem Zeug voll, hetzen von Patient zu Pa- tient, und zur Krönung schreiben wir Gutachten für das Sozialgericht und merken bei der Liquidation, dass wir einen Stundensatz berechnen kön- nen, der weit unter 50 Euro liegt.

Und zu Hause liegt die Rechnung der erfolglosen Reparatur der Waschmaschine, der Stundensatz des Monteurs liegt deutlich über 50 Euro . . .

Und jetzt sind wir am Ende unseres Weiterbildungszieles. Da rufen Headhunter an und sind sehr freund- lich und bieten einem eine Füh- rungsposition an in einer schönen Stadt. In schöner Natur. In Mecklen- burg. Da, wo jeder wegzieht, der kann. Über die Bezahlung redet der Headhunter aber nicht so gern. Nur darüber, wie schön es dort doch ist.

70 000 brutto sind kein Gehalt, für das irgendeiner von uns da hingeht und in dieser schönen Stadt sein Da- sein fristet. Das ist eine Unver- schämtheit. Und deshalb findet ihr keine Ärzte und redet vom Ärzte- mangel und schlecht qualifizierten Ärzten. Es gibt motivierte und qua- lifizierte Ärzte wie Sand am Meer.

Die werden aber nicht in einer Kli-

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16. September 2011 nik als angestellter Oberarzt alt wer-

den, die gehen auch nicht in eine Praxis, die sicher unlukrativ ist . . .

Dr. med. Eike Garbers, 10781 Berlin

Fassungslos

Fassungslos nimmt man die Aussa- gen von Frau Katharina Nebel vom Bundesverband Deutscher Privat- kliniken e.V. (BDPK) zur Kenntnis.

Einerseits warnt sie vor künftigen Versorgungsengpässen in Privatkli- niken aufgrund des sich auch dort abzeichnenden Ärztemangels. An- dererseits besteht die Schlussfolge- rung des BDPK und seiner Reprä-

S PENDEN

Die Unterstützung von Patientengrup- pen durch die Phar- maindustrie hat ein Institut zusammen- gestellt (DÄ 19/

2011: „Transpa- renzdatenbank: Zuwendungen an Patientenorganisationen“).

S PENDEN

D v p m I g 2 renzdatenbank: Zuw

samtsumme von 12 500 Euro gin- gen an deutsche Patientenorganisa- tionen.

Richtigerweise hätte das Institut die Angaben für Deutschland aus den veröffentlichten Statistiken der Bayer-Vital GmbH plus die oben genannten 12 500 Euro verwenden müssen, da der Vergleich der Zah- lungen insgesamt nur auf Zuwen- dungen an deutsche Patientenorga- nisationen bezogen war.

(www.bayervital.de/de/engage ment/patientenorganisationen/

projekte_2010/index.php) Die Bayer-Vital GmbH hat im Jahr 2010 Zuwendungen (Spen- den und Sponsorings) an deutsche Patientenorganisationen in Höhe von 226 050 Euro geleistet. Auf unserer Webseite betonen wir, dass wir mit einer Vielzahl von Patientengruppen auf den ver- schiedensten Therapiegebieten zu- sammenarbeiten und dass wir eine solche Zusammenarbeit unter Wahrung der Neutralität und Un- abhängigkeit der Patientenorgani- sationen als wichtigen Bestandteil unserer Arbeit sehen, um die Be- dürfnisse der Betroffenen besser verstehen zu können. Im Zentrum stehen dabei die gegenseitige In- formation und der Austausch von Erfahrungen.

Helmut Schäfers, Leiter Unternehmenskommuni- kation Bayer Vital GmbH, Bayer HealthCare AG, Corporate Communications, 51373 Leverkusen

Die Zuwendungen von Bayer

Das DÄ berichtet über eine Veröffentlichung des IQTG über Zuwendungen einzelner Phar- maunternehmen an Patienten - organisationen.

Allerdings sind die für Bayer HealthCare auf Deutschland bezo- genen Daten nicht korrekt zusam- mengefasst. Das Institut hat Zah- lungen der Bayer-Schering-Pharma AG dargestellt, die zwar aus Deutschland heraus geleistet wur- den, allerdings ganz überwiegend an internationale Patientenorgani- sationen erfolgten, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben. Der von der IQTG gebildete „Zuwen- dungsfinder für Zuwendungen der Pharmaindustrie an Patientenorga- nisationen in Deutschland 2010“

beinhaltet zumindest für Bayer HealthCare zum überwiegenden Teil internationale Zuwendungen, lediglich drei Beträge in einer Ge-

sentantin darin, die Arbeitsbedin- gungen der noch vorhandenen Kli- nikärzte dergestalt zu verschlech- tern, dass – entsprechend einer ge- betsmühlenartig wiederholten For- derung der Deutschen Kranken- hausgesellschaft (DKG) – die Be- reitschaftsdienste in den Kliniken in „aktive beziehungsweise inakti- ve Zeiten definiert werden“ müssen und „Opt-out“-Regelungen weiter angewendet werden müssen.

Glauben der BDPK und Frau Dr.

med. Nebel allen Ernstes, dass sich vermehrt junge Ärztinnen und Ärz- te für eine Tätigkeit an Kliniken entscheiden werden, wenn gezielt Arbeitnehmerschutz auf dem Bo-

den der EU-Arbeitszeitrichtlinie mit derartigen Forderungen um- gangen werden soll?

Was ist letztlich von der Aussage zu halten „Der Ärztemangel wird zum Problem“, wenn die Lösung dieses Problems auf dem Rücken der (noch) vorhandenen Ärzte aus- getragen werden soll?

Forderungen an die Politik sind zwar legitim, zunächst sollte man aber die eigenen Hausaufgaben erle- digen und die Arbeitsbedingungen auch an den Privatkliniken so ver- bessern, dass sie für unsere jungen Kolleg(inn)en attraktiv sind . . .

Dr. med. Helmut Müller, Klinikum des Landkrei- ses Deggendorf, 94469 Deggendorf

ÄRZTEM A NGEL

Die Wertschätzung des Berufs ist wich- tiger als mehr Stu- dienplätze (DÄ 26/

2011: „Nachwuchs- sorgen: Schuldzu- weisungen bringen nichts“ von Eva Richter-Kuhlmann).

ÄRZTEM A NG

D d t d 2 s w nichts“von Eva Rich

Mehrere Ursachen

Der Ärztemangel in Kliniken und Praxen hat mehrere Ursachen . . . Es lohnt sich ein Blick auf die Si- tuation der Kliniken.

Viele Ärzte haben früher freiwillig und selbstverständlich täglich Überstunden gemacht. Arbeitszeit- gesetze lassen regelmäßige . . . Überstunden nicht mehr zu.

Oft war es früher üblich, nach dem Nachtdienst noch etwas weiterzu - arbeiten, was heute definitiv unter- sagt ist.

Die Tatsache, dass dort vermehrt Ärztinnen arbeiten, die in der Pha- se der Familiengründung ausfallen und mit Kleinkindern oft in Teilzeit arbeiten, vermindert ebenfalls die Anzahl der Arbeitsstunden.

Alleine Regelungen der Arbeitszei- ten führen de facto zu einer Ver- minderung der ärztlichen Präsenz um zehn bis 15 Prozent im Kran- kenhaus und dementsprechend zu einem spürbaren Ärztemangel.

Diese Defizite addieren sich zu den

B R I E F E

Referenzen

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