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ie Ausbeutung der Arbeitskraft und die Überlastung insbesondere der jungen Ärztinnen und Ärzte werde nicht länger akzeptiert. Dies war die zentrale Botschaft des 104. Deut- schen Ärztetages vom 22. bis 25. Mai 2001 in Ludwigshafen. Seitdem haben zahlreiche Fernsehsendungen und Zei- tungsartikel die Verstöße gegen das Ar- beitszeitgesetz in vielen Krankenhäu- sern thematisiert. Die Diskussion um das Urteil des Europäischen Gerichts- hofs (EuGH) zur Vergütung von Bereit- schaftsdiensten erhöhte den Druck auf die politisch Verantwortlichen. Im Janu- ar dieses Jahres veröffentlichte die Kas- senärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine Studie, derzufolge es bald zu einem Ärztemangel kommen dürfte; auch weil – bei gleich bleibend vielen Studienan- fängern im Fach Humanmedizin – die Zahl der Ärzte im Praktikum deutlich zurückgeht. KBV-Fazit: Das Berufsbild des Arztes verliert an At-traktivität. Diesen Trend zu stoppen ist das Ziel meh- rerer Initiativen, auch der Projektgruppe „Junge Me- dizin“ und des Arbeitskrei- ses „Junge Ärzte“.
An der Gründung der Projektgruppe „Junge Me- dizin“ war Bundesgesund-
heitsministerin Ulla Schmidt (SPD) maßgeblich beteiligt. Bei einer privaten Geburtstagsfeier des Behindertenbe- auftragten der Bundesregierung, Karl Hermann Haack (SPD, MdB aus Ex- tertal), ermunterte sie im Februar 2001 dessen Sohn – den heute 32-jährigen Krankenhausarzt Dr. med. Jochen Haack –, einen Gesprächskreis junger Ärzte zu gründen. Dieser könne aus der Praxis heraus Lösungsvorschläge erar- beiten und das Ministerium unabhängig und ergänzend zu den verbandspolitisch
bestimmten Beratungsrunden über die Zustände im Krankenhaus informieren – was auch in regelmäßigen Abständen geschieht, wie Jochen Haack gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt bestätigte.
Nach Überzeugung der Projekt- gruppe „Junge Medizin“ führten drei Faktoren zur „desolaten“ Arbeitssitua- tion im Krankenhaus: die Delegation nichtärztlicher Tätigkeit an Ärzte, die Arbeitsverdichtung im Krankenhaus sowie der fehlende Widerstand der Be-
troffenen wegen der Abhängigkeitsver- hältnisse in den Kliniken.
Zur Lösung des Dilemmas empfeh- len die jungen Ärzte, Zeiterfassungssy- steme einzuführen, um die tatsächliche Arbeitsbelastung der Krankenhausärz- te zu dokumentieren. Dadurch könnte dreierlei erreicht werden: die überfälli- ge Durchsetzung zentraler Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes mit den zu er- wartenden positiven Folgen für die Be- handlungsqualität; der Anschub über- fälliger Investitionen in die EDV-Syste-
me der Krankenhäuser sowie die Gene- rierung von validen Daten zur tatsächli- chen Arbeitsbelastung des Kranken- hauspersonals, was auch wegen der Fol- gen einer Umsetzung des EuGH-Ur- teils zu den Bereitschaftsdiensten hilf- reich sei. Der absehbare Konflikt über die Mehrkosten könne durch die Schaf- fung eines Fonds innerhalb einer „Akti- on vernetztes Krankenhaus“ gelöst werden. Dieser Fonds solle durch jene Institutionen finanziert werden, die langfristig profitierten: Staat, Kranken- hausgesellschaften, Krankenkassen und IT-Firmen. „Wir haben hierzu bereits mit Bundeswirtschaftsminister Werner Mül- ler und Vertretern von IBM und Siemens Gespräche geführt“, betonte Haack.
Der Arbeitskreis „Junge Ärzte“ ist bei der Ärztekammer Berlin angesie- delt und wird besonders von Ärztekam- merpräsident Dr. med. Günther Jonitz unterstützt. Auch die Berliner setzen den Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf, die Arbeitsbelastung der Kranken- hausärzte transparent zu machen. Dafür seien aussagekräftige und wissenschaft- lich ausgewertete Daten notwendig, un- terstrich Dr. med. Ulf Schubert vom Ar- beitskreis. Eine Stichprobenerhebung unter Berliner Ärzten soll die tatsächli- chen Arbeitszeiten und -bedingungen evaluieren, um mit konkreten Zahlen besser argumentieren zu können. Die Umfrage basiert auf einem Fragebogen der Landesärztekammer Hessen (dazu auch der folgende Beitrag in diesem Heft), derzeit läuft die Rücklaufphase.
Der Arbeitskreis „Junge Ärzte“ und die Projektgruppe „Junge Medizin“
wollen sich künftig regelmäßig austau- schen, um schlagkräftiger auftreten zu können. Die Gruppen suchen den Kon- takt zu weiteren Initiativen. Ansprech- partner unter: www.ak-junge-aerzte.de oder www.junge-medizin.de. Jens Flintrop P O L I T I K
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 12½½½½22. März 2002 AA757
Ausbeutung der Arbeitskraft
Rückhalt für junge Ärzte
Arbeitsplatz Krankenhaus
Junge Ärzte engagieren sich
Die Projektgruppe „Junge Medizin“ und der Arbeitskreis
„Junge Ärzte“ sind zwei von mehreren Initiativen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen im Krankenhaus einsetzen.
Ein Ausschnitt des DÄ-Titels vom 1. Ju- ni 2001: Der 104.
Deutsche Ärztetag hatte medienwirk- sam auf die Si- tuation der jungen Ärzte aufmerksam gemacht.