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Mobbing am Arbeitsplatz Krankenhaus

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Krankenhausmanagement & -ökonomie 346 Sonderbeiträge

Special Articles Hospital Management & Health Economics

© Anästh Intensivmed 2011;52:346-347 Aktiv Druck & Verlag GmbH

Vorwort · Einführung

Aus der Kommission des BDA

Gesundheitsschutz am anästhesiologischen Arbeitsplatz

Mobbing am Arbeitsplatz Krankenhaus

Einführung

Getriggert durch die Medien hat der Begriff „Mobbing“ eine hohe Präsenz im Arbeitsalltag [1]. Nicht immer aber trifft der Begriff die eigentliche Sachlage. Oft ist Inakzeptanz einer notwendigen Kri- tik oder Unfähigkeit zur Diskussion der Hintergrund für die Fehlinterpretation

„Mobbing“.

Zeiten, in denen ubiquitär Bildung im Humboldtschen Sinn mit Ausbildung ver - wechselt wird [2], sind keine gute Ba sis für die im Berufsalltag zwingend er - forderliche Kommunikation und Ko ope - ration. Denn hier fehlt die Anleitung zum selbständigen Denken (statt Erler nen von Wissen), zur Übernahme von Ver- antwortung, zu Akzeptanz und Achtung anderer Menschen; vielfach auch die Vorbildfunktion, für sich die Fähigkeit und Bereitschaft auszubilden, sich als Persönlichkeit und evtl. auch als Vorbild zu hinterfragen; oftmals die Verantwort- lichkeit für Mitarbeiter, ihre Leitung und Anleitung; ergo: die soziale Kompetenz.

So gibt es vielfach Probleme im Umgang mit den banalen, alltäglichen und nö ti- gen Meinungsverschiedenheiten, da die für eine Diskussion oder ein Streitge- spräch erforderlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen fehlen: Trennung von wertfreier Benennung eines Mangels zu diffusen Vorwürfen, Unterscheidung von sachlicher Kritik zu Betroffenheit.

Daneben mangelt es dann auf beiden Seiten am erforderlichen Respekt vor einer differenten Ansicht und an der Akzeptanz der Fachkompetenz. Offene,

konstruktive Auseinandersetzung geht in „subkutane“ Stichelei, emotionalen Schlagabtausch, persönliche Abwertung bis zu Diffamierung über: man redet nicht mehr miteinander, nur noch über- einander.

Part ANDERSEN zeigt, dass die Voraus- setzungen für Mobbing-Situationen (Or- ganisation, Führungsverhalten) be reits in normalen Arbeitsstrukturen des deut- schen Gesundheitswesens [3] zu finden sind [1,9].

Auch in anderen Arbeitsbereichen (In - dustrie, Bank, Handwerk) nehmen unab- hängig von der Art hierarchischer Struk- turen und deren Vertretern, Mängel und Mangel an Entscheidungs-Freudigkeit und -Kompetenz zu.

Die Angst vor (Fehl-)Entscheidungen lähmt nicht nur Verantwortliche, Struk- turen und Logistik in der Abteilung zu positionieren; die fehlenden Entschei- dungen lähmen auch die Beschäftigten.

Der Umgang miteinander wird dann von Vorsicht, Verweigerung, Absiche- rung, Misstrauen geprägt. Eine sachliche Kommunikation ist auf allen Ebenen unmöglich geworden.

Die „obere“ Hierarchie-Ebene vermisst Engagement und Motivation bei Mit- arbeitern, diese dagegen bemängeln klare Strukturen und Vorgaben für den Arbeitsprozess [6,8].

Ein „Circulus vitiosus“ von gefühlter Un- verstandenheit und Vermeidung der Klä - rung beginnt. Auf der einen Seite mit zunehmender Ignoranz, auf der anderen Seite mit Versuchen der Ausgrenzung;

Vorwort

Ein vor kurzem im Niedersächsischen Ärzte blatt publizierter Artikel1 weist auf die erheblichen gesellschaftlichen Aus- wirkungen von Mobbing hin. Es wird be- richtet, dass nach volkswirtschaftlichen Berechnungen der gesamtwirtschaftliche Schaden allein in Deutschland ca. 5 Mil - liarden � betragen soll, hervorgerufen durch Krankschreibungen, Arztbehand- lungen sowie Arbeitslosigkeit und vor- zeitige Berentungen. Die Autorin des Beitrags unterstreicht die Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Intervention.

Die Rechtsabteilung des Berufsverban- des Deutscher Anästhesisten (BDA) hat sich immer wieder mit Anfragen zu be - schäftigen, in denen um Hilfe wegen tat- sächlichen oder angeblichen Mobbings gebeten wird2. Die Schriftleitung hat sich deshalb entschlossen, dieses Thema aus der wissenschaftlichen Sitzung der Kom- mission „Gesundheitsschutz am anäs the - siologischen Arbeitsplatz“ auf dem DAC 2008 in A&I zu publizieren. Ganz be - wusst stehen dabei praxisnahe Be trach - tungen einer Arbeitsmedizinerin und einer Dipl.-Psychologin und erfahrenen Me dia- torin im Vordergrund des Problemfeldes, abgerundet durch eine wissenschaftliche Betrachtung basierend auf einer Studie aus der Individualpsychologie.

Dr. iur. E. Biermann, Nürnberg Justitiar des BDA

1 A. Kersting „Mobbing“ – eine Gefahr für die Gesund - heit? Niedersächsisches Ärzteblatt 11, 2010: 23-4.

2 BDAktuell-JUS-Letter, Anästh Intensivmed 2008;

Jg. 49. S. 165 ff.

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Sonderbeiträge 347

Special Articles

© Anästh Intensivmed 2011;52:346-347 Aktiv Druck & Verlag GmbH

Krankenhausmanagement & -ökonomie

Hospital Management & Health Economics

beiderseits Opposition statt Kommuni- kation.

Verständnis-Wille und -Fähigkeit neh men rasch ab, Annäherung ist dann oftmals nur mit Moderation möglich. Der Part HEIMER-DIETZ zeigt hierzu die Not- wendigkeit und Möglichkeiten, um eine Eskalation zu verhindern.

Neben mangelnder sozialer Kompetenz kann auch eine entsprechende Persön- lichkeit Basis für den Beginn einer akti ven Mobbingkampagne sein. Nur wenige Stu- dien haben versucht, das „ideale“ Mob - bingopfer oder eine prädisponierte Per- sönlichkeit für aktives Mobbing zu cha- rakterisieren, wie die Arbeitsgruppe um RAMMSAYER (Part 3). Hier wird klar:

dass die typischen Merkmale nicht den bekannten Verhaltensweisen entspre- chen: eine zutiefst verunsicherte Persön- lichkeit kann mobben und Opfer wer- den, Anstoß geben eher intelligente, kritische Persönlichkeiten.

Sie aggravieren Mängel bei der Kompe- tenz, Führungsqualität und Umgangs- struktur.

Einen Weg aus dieser Phase zu finden, ist problematisch, schmerzhaft und oftmals verbunden mit einem weiten Spektrum an psychischen Veränderungen [4], per - manenter Störung des Arbeitsklimas, all - gemeiner Resignation oder Burnout [5]. Je nach Status des Betroffenen können panische Angst vor dem Arbeitsantritt oder einem Arbeitsplatzverlust resultie- ren [1].

Hier wird die angestrebte Ökonomisie- rung „um jeden Preis“ im Medizinsystem konterkariert, weil Effizienz, Motivation und Kreativität der Mitarbeiter nach- weislich drastisch sinken [6].

Diese Probleme: Ursachen und Prophy - laxe von Mobbing, Erkennen der Si tua - tion, Reaktion Einzelner oder einer Gruppe, Mediationsmöglichkeiten und Ansprechpartner in Phasen einer gefühl - ten Bedrohung waren Thema der wis sen - schaftlichen Sitzung der BDA-Kommis- sion „Gesundheitsschutz am anästhesio- logischen Arbeitsplatz“ auf dem DAC 2008 in Nürnberg.

Unter dem Druck von Ökonomie und politischer Einflussnahme [7] ist auch in der Medizin resp. Anästhesie das Phä-

nomen Mobbing zunehmend präsent, aktuelle Studien und Umfragen belegen es [8,9].

Deshalb soll die vorliegende Publikation das Bewusstsein möglichst bereits in der Frühphase schärfen, eine Basis zum Ver- ständnis des Phänomens „Mobbing“ aus unterschiedlichen Perspektiven schaffen und additiv professionelle Hilfestellun- gen und Ansprechpartner anbieten.

Prof. Dr. med. H. Hagemann, Hannover Federführender der BDA-Kommission

„Gesundheitsschutz am anästhesiologischen Arbeitsplatz“

Literatur

1. Kersting A. Mobbing – eine Gefahr für die Gesundheit? Niedersächsisches Ärzteblatt 2010;11:23-4.

2. Winterhoff-Spurk P. Was den Menschen zum Menschen macht - Sozialisation und Bildung. Forschung&Lehre 2009;

2(16):121-3.

3. Manzeschke A. Global Health – Wirtschaftsethische Anmerkungen zur Ökonomisierung des deutschen Gesundheitswesens. In: Jhrb. Wissen- schaft und Ethik Bd. 10. Berlin:

DeGruyter;2005:129-49.

4. Leicher R. Ausgegrenzt: Mobbing – oder wenn der Arbeitsplatz zur Hölle wird.

Niedersächsisches Ärzteblatt 2003;8:

34-5.

5. Bergener T.M.H. Burnout bei Ärzten.

Schattauer; 2006.

6. Schuler H. Mythen und Möglichkeiten – Kreativität aus der Sicht der Organi sations - psychologie. Forschung&Lehre 2006;

12(13):683-5.

7. Buhr P., Klinke S. Qualitative Folgen der DRG-Einführung für Arbeits- bedingungen und Versorgung im Krankenhaus unter Bedingungen fortgesetzter Budgetierung: Bd SP I 2006-311; WZB Discussion Paper;

Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung; 2006.

8. Heinke W et al. Arbeitszufriedenheit von Anästhesisten in Deutschland. Anästh Intensivmed 2009;50:7-19.

9. Mobbing-Report der BAuA (Hrsg.) 2002 Bremerhaven.

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