für kranke Menschen da. Sie sollten die Mitarbeiter des MDK am Schlafittchen packen. Dann werden wir se- hen, ob sie weiter Wert auf die richtige Bezeichnung le- gen.
Dr. M. Wriede,
Garstedter Weg 53 c, 22453 Hamburg
Fachärzte
Zu dem Beitrag „Fachärztliche Ver- sorgung vor neuen Belastungen“
von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 5/2003:
Zynisches Konzept
Mit Schaudern habe ich den Artikel von Herrn Dr. Clade gelesen. Da soll wohl um- strukturiert werden auf Teu- fel komm raus. Einerseits soll ein Drittel der 580 000 Kran- kenhausbetten in Deutsch- land via DRG abgebaut, d. h.
im Klartext ein Drittel der Krankenhäuser geschlossen, andererseits die fachärztliche ambulante Betreuung den Niedergelassenen entwunden und an Krankenhäuser ange- bunden werden. Über die notwendigen Investitionen in Struktur und Personal, um diese erhebliche Mehrbela- stung im Ambulanzbetrieb der Krankenhäuser darzu- stellen, wird kein Wort verlo- ren, als ob diese Institutionen derzeit nicht weitgehend am Rande ihrer Kapazitäten ar- beiten, sondern mit der Nase an die Fensterscheibe ge- presst auf Kundschaft warten würden. Auch wird man wohl davon ausgehen dürfen, dass die Effizienz der Arbeit in privatwirtschaftlich organi- sierten Praxen höher liegt als in Krankenhausambulanzen, wo demnächst das Arbeits- zeitschutzgesetz in vollem Maße umgesetzt werden muss. Auch der Blick über den Tellerrand lässt nicht hof- fen, dass mit dem neuen Kon- zept viel gewonnen ist. In Schweden z. B., wo die fach- ärztliche Versorgung ja schon an die Krankenhäuser gebun- den ist, ist die Wahrheit für die Patienten bitter: Die fachärztliche Versorgung ist
dort einfach grottenschlecht.
Die Politik hat das Gesund- heitswesen zum Experimen- tierfeld für fachfremde Dritte erklärt, wo man, ganz köpe- nickianisch, ein bisschen her- umprobieren darf und jeden Mehraufwand, der bisher stets bürokratischer Natur war, budgetneutral auf die immer gleichen Schultern, an Ärzte und Pflegepersonal, weiterreicht. DRG, EuGH- Urteil, TÜV für Ärzte, ein
„neu einzurichtendes Zen- tralinstitut“ für die Zusatzbe- wertung von Arzneimitteln, alles muss durch Umvertei- lung aus der primären Versor- gung von Patienten finanziert werden. Unsere lieben Refor- mer sind wie Wünschelruten- gänger, die erfreut aufjohlen, wenn die Rute ausschlägt, den Brunnen sollen dann an- dere graben: Ärzte und Pfle- gepersonal, mit unbezahlten Überstunden. Ein zutiefst zy- nisches Konzept, das bereits ausgereizt ist. Am besten, sie verstaatlichen das gesamte Gesundheitssystem, dann können sie herumprobieren, wie sie wollen, dann ver- schlüssele ich von mir aus auch den ganzen Tag, und um fünf Uhr nachmittags gebe ich meinen Funk an der Pfor- te ab und geh nach Hause.
Priv.-Doz. Dr. med. A. Klauser, Ascheringerstraße 1a, 82340 Feldafing
Börsebius
Zum Börsebius-Beitrag in Heft 5/2003:
Neue ZNS-Erkrankung:
Anlageberater-Amnesie
Jetzt hat er sie also auch, Ihr Börsebius: Die neuerdings weit verbreitete Anlagebera- ter-Amnesie. Mit Staunen liest der geneigte Leser in Heft 5: „Gehören Sie auch zur Spezies der schlauen An- leger, die bei der Allianz-Ak- tie zugegriffen haben, als der Kurs . . . bei 160 Euro notier- te?“ Noch ist es kein Jahr her, da empfahl ebenderselbe die Aktie bei 200 Euro zum Kauf und bekräftigte ein paar Mo- nate später bei 140 Euro,
langfristig sei ein Geschäft zu machen. Vor Wandelanleihen dagegen warnte er. Und nun?
Die neuartige Erkrankung, früher vor allem bei Politi- kern diagnostiziert (Was geht mich mein Mist von gestern an . . .), wäre als epidemiear- tig auftretende Anlagebera- ter-Amnesie sicherlich eine ICD-Ziffer, vielleicht sogar eine DRG-Einstufung wert.
O tempora – o mores!
Priv.-Doz. Dr. med. A. Schwarz- kopf,Labor L+S AG, Mangelsfeld 4, 97708 Bad Bocklet
Krankenhaus
Zu dem Status-Beitrag „Verwal- tungsaufwand im Krankenhaus“
von Dr. med. Karlheinz Westermann in Heft 6/2003:
Erschütternd
Der Artikel ist sicherlich ge- nauso wahr wie erschütternd.
Wenn es tatsächlich wahr ist, dass jetzt bereits Klinikärz- ten ein Zwangs- oder Straf- geld von 61,40 Euro ange- droht wird für den Fall des Nichtausfüllens eines Erfas- sungsbogens, so ist dies gera- dezu ein Quantensprung in Richtung eines gewissen To- talitarismus. Es ist eine schlimme Entwicklung, wenn der junge Mediziner, der viel- leicht noch mit Enthusiasmus sein Studium absolviert hat, immer mehr als Verschlüsse- lungs- und Dokumentati- onsdepp missbraucht wird.
Wie bei jeder totalitären Ent- wicklung, bedarf es wohl auch hier allerdings der Mit- arbeit von willfährigen Führungskräften. Was würde eigentlich passieren, wenn sich Chefärzte, leitende Me- dizinalbeamte und Verwal- tungsleiter, vielleicht auch KV-Führungen, dem Ver- schlüsselungs- und Doku- mentationswahnsinn verwei- gern würden? Würde man deswegen die Kliniken aus- hungern oder schließen? Be- quemer ist es natürlich, den Bürokratiewahn auf die ge- wissenhaften, belastbaren und unterwürfigen Jungme- diziner (oder Kassenärzte!)
nach unten durchzureichen.
Interessant wäre auch die Frage, wem der ganze Daten- erhebungswahn überhaupt nützt. Wissenschaftlich wer- den wahrscheinlich nur lange bekannte Banalitäten her- auskommen, z. B. die Er- kenntnis, dass Diabetes lang- fristig ungesund sein kann oder, um am Beispiel zu blei- ben, dass ältere Hypertoni- ker eher einen Schlaganfall bekommen als junge Gesun- de. Den Nutzen hat vielleicht allenfalls ein gesundheits- ökonomischer Professor, der sich mit dem Destillat von billig beschafften Daten für höhere Aufgaben empfehlen kann. Bleibt abzuwarten, ob unter den geschilderten Be- dingungen überhaupt noch die Weiterbildungsinhalte er- füllt werden können. Es ist ja zu fürchten, dass der junge Arzt am Ende alles über den ICD-10 und über alle Daten- erhebungs- und Untersu- chungsanforderungsformula- re weiß, aber wenig über den Umgang mit Patienten.
Dr. med. Hanns Dubischar, Gartenstraße 23, 88212 Ravensburg
Mehr Transparenz
Herr Westermann hat Recht, die Bürokratie im Kranken- haus hat in den letzten Jah- ren deutlich zugenommen und wird wohl weiter zuneh- men. Dies trifft derzeit insbe- sondere die (Assistenz-)Ärz- te. Ein Grund ist sicher das beschriebene Abhängigkeits- verhältnis zum Arbeitgeber, ein anderer die Problematik der (unbezahlten) Überstun- den. Leider nennt der Autor aber keine Alternative zu den Ärzten bzgl. der Codie- rung und anderer Aufgaben.
Wer kennt die Patienten bes- ser und kann somit korrekter codieren als die behandeln- den Ärzte? Niemand. Ein Aspekt der Zahlenflut bleibt unerwähnt: Ärzte und ihr Handeln werden transparent.
Davor haben offensichtlich viele Angst.
Dr. med. Dirk Knüppel,Frankfurter Rotkreuz-Krankenhäuser e.V., Scheffelstraße 2–14, 60318 Frankfurt
A
A542 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 928. Februar 2003
B R I E F E