Kostenfaktoren "Miete für die Pra- xis" und "Kraftfahrzeug", die je- doch erheblich gegenüber dem Ko- stenfaktor "Personal" zurückblei- ben. Die weiteren neun aufgeführ- ten Einzelkosten sind im einzelnen so gering und differenziert, daß eine genaue Interpretation nicht er- forderlich ist.
Die Zukunft läßt
nicht auf Besserung hoffen
Die Analyse der Kostenfaktoren zeigt jedoch, daß der überwiegen- de Teil der Kosten in Arztpraxen in Bereichen entsteht, die durch eine besonders dynamische Entwick- lung geprägt sind. Einkommens- steigerungen des angestellten Per- sonals in der Größenordnung von 10 bis 18 Prozent, wie sie in jüng- ster Zeit zu beobachten sind, wer- den die Praxiskosten in Zukunft ebenso weiter ansteigen lassen wie· die erhöhten Aufwendungen für Mieten und Pachten und nicht zuletzt die stark erhöhten Anfor- derungen für die Kraftfahrzeughal- tung. Darüber hinaus ist auch bei den anderen Kostenfaktoren nicht mit einer Verringerung :zu rechnen.
Daraus darf man schließen, daß sich die Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt und der prozentuale Anteil der Einnahmen, der als Ko- sten für die Arztpraxis aufgewendet werden muß, steigen wird. Beson- ders gravierend fällt dabei ins Ge- wicht, daß die Kosten nicht nur schneller als die Einnahmen stei- gen_- von 1967 bis 1971 stiegen die Bruttoeinnahmen um 47,7 Pro- zent, während die Kosten um 54,7 Prozent stiegen -, sondern daß auch die steigenden Einnahmen aus ärztlicher Praxis hinter den Einkommensverbesserungen aus nichtselbständiger Arbeit zurück- bleiben - 47,7 Prozent gegen 51,4 Prozent.
Damit wird das Nettoeinkommen
·der Ärzte in zweifacher Hinsicht geschmälert: Die Kosten für den Unterhalt der Praxis sind mit 54,7 Prozent enorm gestiegen und die Einnahmen bleiben mit 47,7 Pro-
Kostenstrukturerhebung
zent erheblich hinter den Steige- rungsraten aus unselbständiger Tä- tigkeit zurück. Damit hat sich die Situation der Ärzte gegenüber an- deren Gruppen unserer Gesell- schaft erheblich verschlechtert. Da seit 1971 die negativen Faktoren in- folge der spürbaren Inflationsten- denzen noch stärker ins Gewicht fallen, dürfte dieser Trend auch noch zur Zeit anhalten und in na- her Zukunft weiterbestehen.
Kostensteigerungen bremsen!
Die Praxiskosten haben eine pro- zentuale Größenordnung erreicht, die nicht mehr überschritten wer- den dürfte, wenn eine ausreichen- de Wirtschaftlichkeit erhalten blei- ben soll. Da die Kostenfaktoren der Praxis jedoch in einem Bereich an- gesiedelt sind, der durch beson- ders hohe Kostensteigerungen ge-
kennzeichn~t ist, können die Ko- sten für die Praxis nur dann in ei- ner zurnutbaren Höhe gehalten werden, wenn alle Möglichkeiten·
der Rationalisierung konsequent genutzt werden. Dazu ist es not- wendig, daß regelmäßig eine Kon- trolle der anfallenden Kosten er- folgt und überflüssige Ausgaben vermieden werden. Ein Vergleich mit den in Tabelle 2 aufgeführten Kosten kann dabei erste Hinweise geben, welche Kosten in der Praxis des einzelnen Arztes aus dem Rah- men fallen und gesenkt werden können. Bei dieser Gelegenheit könnte die Praxis ·in allen ihren Funktionen überdacht werden, um weitere Einsparungsmöglichkeiten zu finden. Dabei sollten auch Inve- stitionen - selbst wenn es sich um bauliche Veränderungen handelt - nicht gescheut werden, denn nur eine wirtschaftlich optimal gestal- tete Praxis gibt dem niedergelasse- nen Arzt ausreichende Verdiens.t- möglichkeiten in seinem Beruf.
Anschrift des Verfassers:
Klaus Gehb Diplomvolkswirt 5 Köln 41 (Lindenthal}
Haedenkampstraße 1
Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen AUS DEM BUNDESTAG
Mehr Transparenz auf dem Arzneimittelmarkt
Die seitens der Bundesregierung geplante Verminderung der Zahl der Arzneimittel führe zwangsläufig zu einer Ausschaltung der Konkur- renzsituation und damit zu einer Förderung der Konzentration auf dem Arzneimittelmarkt Diese Auf- fassung vertrat .der SPD-Bun- destagsabgeordnete Udo Fiebig
anläßlich einer parlamentari- schen Fragestunde. Der Abgeord- nete gab seiner Befürchtung Aus- druck, daß sowohl die Unterneh- menskonzentration als auch die ge- · plante Arzneimittelprüfung erhebli- che Preiserhöhungen auf dem Phar- . mamarkt zur Folge hätten, die im wesentlichen die Krankenversiche- rungsträger und damit die Bei-·
tragszahler zu übernehmen hätten.
Staatssekretär Professor Dr. med.
Hans-Georg Wolters, Bundesmin- sterium für Jugend, Familie und Gesundheit, lehnte eine Argumen- tation in dieser Folgerung ab. Zwar sei, erklärte er, nicht auszuschlie- ßen, daß sich der in den letzten Jahren zu beobachtende Konzen-· trationsprozeß in der pharmazeuti- schen Industrie fortsetzen werde.
Die Bundesregierung erwarte je- doch auf Grund der geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Transparenz auf dem Arzneimittel- markt (auf Grund der Kabinettsvor- lage des interministeriellen Arbeits- kreises unter Leitung von Ministe- rialrat Karl Bauer vom Preisreferat des Wirtschaftsministeriums} nicht eine Verringerung, sondern viel- mehr eine Verstärkung des Wettbe- werbs. Inwieweit bzw. zu welchem Umfang sich möglicherweise die neuen Prüfungsvorschriften· auf die Arzneimittelpreise auswirken, wer- de gegenwärtig von der Bundesre- gierung geprüft. Zur Klarstellung wies Staatssekretär Professor Wol- ters darauf hin, daß die Bundesre- gierung bei allen Überlegungen im Rahmen der geplanten Neuord- nung des Arzneimittelrechts si7 eherzustellen suche, daß die Erfor- schung neuer Wirkstoffe nicht be-
einträchtigt wird. DÄ
DEUTSCHES ARZTEBLATI' Heft24 vom 13.Juni 1974 1787