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Archiv "Forschende Industrie: Mehr Freiheit für den Arzneimittelmarkt" (13.08.1982)

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NACHRICHTEN

sen Wochen immer wieder ver- breitete Meinung, Zivilschutz sei im Fall des Atomkrieges ohnehin sinnlos. Beim totalen Atomkrieg wird es ärztliche Hilfe nicht mehr geben, kein Gesundheitssicher- stellungsgesetz wird beim totalen Krieg seine Gesundheit sicherstel- len. Das haben er und Lieschen Müller inzwischen kapiert. Aber gibt es nicht auch noch Abstufun- gen zwischen totalem Atomkrieg, dem Einsatz begrenzter taktischer Atomwaffen und konventionellem Krieg?

Auch der „normale" Krieg soll, sieht man die Bilder im Fernsehen und hört man die Väter aus dem letzten Krieg erzählen, schreckli- che Folgen für Leben und Gesund- heit haben. Wäre es nicht Sache eines Gesundheitssicherstellungs- gesetzes auch dafür Vorkehrungen zu treffen? Norbert Jachertz

DR. FLEISS' BLÜTENLESE

Einst, zu Krakau

Kurz vor seinem Tode trug Schiller sich mit dem Gedan- ken, ein Drama über Deme- trius zu schreiben. Der „fal- sche Demetrius", ein russi- scher Mönch, usurpierte mit Unterstützung der Polen und Jesuiten im Jahre 1605 den Zarenthron. Aufständische Bauern schlugen ihn 1606 tot. Unter den vielen Notizen, die Schiller hinterließ, finden sich auch folgende Verse:

„Hier ist nicht Moskau. Nicht Despotenfurcht / Schnürt hier die freie Seele zu. Hier darf / Die Wahrheit wandeln mit erhobenem Haupt. / Ich will's nicht hoffen, edle Her- ren, daß hier/Zu Krakau, auf dem Reichstag, selbst der Polen / Der Zar von Moskau feile Sklaven habe . ."

Dr. Fleiß

Forschende Industrie:

Mehr Freiheit für den Arzneimittelmarkt

Wenn heute, trotz Kostendämp- fungspolitik, immer noch neue Arzneimittel auf den Markt kom- men, dann wegen des der Pharma- Forschung eigentümlichen Verzö- gerungseffektes: Forschung und Entwicklung bis zur Marktreife dauern durchweg zwölf Jahre.

Sollten Eingriffe in die Preisgestal- tung der Unternehmen aber wei- terhin Platz greifen, wird auf Dau- er nicht mehr mit wesentlichen neuen Entwicklungen zu rechnen sein. Denn Forschungskosten können nicht über Kredite finan- ziert werden, sondern nur aus den laufenden Erlösen, also über die Preise. Zu solchen Ergebnissen kommt der Wirtschaftswissen- schaftler Prof. Dr. Walter Hamm (Marburg) in einer Studie: „Staatli- che Bremsen für den pharmazeuti- schen Fortschritt", deren Ergeb- nisse von der Medizinisch-phar- mazeutischen Studiengesellschaft (MPS) vor der Presse in Bonn vor- gestellt wurden.

Hamms Analyse wurde von Privat- dozent Dr. Dietrich Nord (MPS) durch Zahlen gestützt: „Bedingt durch die Begrenzung des Ausga- bevolumens bei unwesentlich ver- änderter Verschreibungsfrequenz haben sich in den letzten Jahren die Marktanteile nichtforschender Firmen zu Lasten der forschenden deutlich ausgeweitet. Relativ sin- kende Inlandsumsätze und Gewin- ne machen es diesen unmöglich, in ähnlich hohem Maße in For- schung und Entwicklung zu inve- stieren, wie dies vor 1977 der Fall war. Lagen die jährlichen Zu- wachsraten dieser Investitionen in jenen Jahren bei jährlich etwa 14 Prozent, so betragen sie heute le- diglich noch 5 bis 6 Prozent. Der rund 70prozentige Personalko- stenanteil der Ausgaben für For- schung und Entwicklung signali- siert dabei, daß diese Erhöhung nunmehr fast ausschließlich durch Lohn- und Gehaltssteigerungen

bedingt ist und nicht durch ein materielles Mehr an Forschungs- kapazitäten."

Hamm sprach sich gegen jegliche Preiseingriffe auf dem Pharma- markt aus; andernfalls müßten sich innovationskräftige Unter- nehmen längerfristig nach ande- ren Märkten orientieren. Hamm:

„Preisreglementierung und Inno- vation — beides gleichzeitig läßt sich nicht haben." Ähnliche, nega- tive Folgen befürchtet Hamm auch von einer Positivliste. Für Pionier- unternehmer würde damit das Ri- siko, mit neuen Arzneimitteln Er- folg zu erzielen, wesentlich er- höht, erklärte er. Von einer büro- kratischen Entscheidung eines kleinen Gremiums hinge es ab, ob ein neues Medikament verordnet werden dürfe. „Ganz abgesehen davon, daß die Therapieentschei- dung der Ärzte nicht mehr frei wä- re und daß das faktisch nutzbare Arzneimittelangebot ganz be- trächtlich eingeschränkt würde, beschritte die Bundesregierung damit einen antimarktwirtschaftli- chen Weg." Hamm setzte sich hin- gegen für eine konsequent ver- folgte Politik des Abbaus interna- tionaler Wettbewerbsbeschrän- kungen und für zuverlässige Marktinformationen für die Ärzte ein; sie seien die besten Mittel zur

„Kontrolle" der Preise für Arznei- mittel.

Professor Walter Hamm sprach sich ferner für eine Verlängerung der Patentzeit bei Arzneimitteln aus. Sie beträgt in der Europä- ischen Gemeinschaft derzeit 20 Jahre. Bei der üblichen Entwick- lungszeit der Pharmaka von 12 Jahren reduziert sich die „nutzba- re Schutzfrist" auf nur acht Jahre und liegt damit unter der anderer Branchen. Prof. Dr. med. Hellmuth Kleinsorge, der Hauptgeschäfts- führer der MPS, regte an, die Lauf- zeit erst mit der klinischen Prü- fung beginnen zu lassen. De facto würde das eine Verlängerung um etwa sechs Jahre bedeuten.

Eine schon längst fällige wissen- schaftliche Auseinandersetzung

Ausgabe B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 32 vom 13. August 1982 19

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„Kranke Kinder brauchen Bücher"

Die Aktion „Das Fröhliche Krankenzimmer" bemüht sich schon seit gut zehn Jahren um den kleinen Patienten und seine psychischen Probleme im Kran- kenhaus. Neuer Träger der Aktion: der Deutsche Ärztinnenbund

Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

mit einem gängigen politischen Postulat lieferte Dr. Dietrich Nord:

die widersinnige Anbindung der Ausgaben für das Gesundheitswe- sen an die Grundlohnsummenent- wicklung (ausführlich behandelt in dem Buch „Die soziale Steue- rung der Arzneimittelversorgung", Stuttgart 1982). Die Koppelung führe zu einer Kontingentierung, wie sie sonst nur Zentralverwal- tungswirtschaften eigen sei, plura- listischen Gesellschaftssystemen jedoch wesensfremd sei. Die An- bindung wird, nach Nord, auch nicht zu einem Ausgleich von An- gebot und Nachfrage nach Ge- sundheitsleistungen führen. Denn die Prämisse, daß sich zwei unter- schiedliche gesellschaftliche Be- reiche — der ökonomische und der medizinische — gleichförmig ent- wickeln, stimme nicht. Nord: „Die Fesselung des medizinischen Sy- stems an die Entwicklungsge- schwindigkeit einer der zahlrei- chen anderen Sozialsysteme wi- derspricht der gesellschaftlichen Entwicklungs-Logik."

Die Frage, ob sich Nord oder die pharmazeutische Industrie folg- lich für eine Steigerung der Bei- tragssätze aussprächen, führte auf der Presseveranstaltung der MPS zu einer aufschlußreichen Diskus- sion.

Zusammenfassend: der Beitrags- satz ist zwar kein Dogma, doch redet derzeit niemand offen einer Erhöhung das Wort. Wenn sich die Krankenversicherung wieder auf ihre eigentliche Aufgabe, die Absi- cherung des Risikos „Krankheit"

beschränkt, also von fremden oder unnötigen Aufgaben entla- stet wird, ließe sich der Beitrags- satz gewiß halten, vielleicht sogar senken. Finanziellen Bewegungs- spielraum gewönne das Gesund- heitswesen dann zurück, wenn die Gesetzliche Krankenversicherung lediglich die Grundversorgung ge- währleiste (die aber „bombensi- cher"), Zusatzbedürfnisse aber nach individueller Entscheidung befriedigt würden — und zwar in merklich größerem Ausmaß als heute. NJ

D

ie Aktion „Das Fröhliche Kran- kenzimmer" verschickt an alle Kinderkliniken in der Bundesrepu- blik zusammen mit ihrem Jahres- bericht eine Buchempfehlungsli- ste mit rund tausend kurz rezen- sierten Büchern, die für eine Kin- derkrankenhausbibliothek beson- ders geeignet erscheinen. Die Pu- blikation kann auch beim Arbeits- kreis für Jugendliteratur (Postfach 43 03 40, 8000 München 43) ko- stenlos bezogen werden.

Mit finanzieller Hilfe der Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V.

konnte die Aktion im vergangenen Jahr in der Haunerschen Kinder-

klinik in München insbesondere Literaturvermittlung vor Ort an kranke Kinder erproben. Der Be- griff „Bibliotherapie" sei zwar bei diesem Modellversuch zu hoch gegriffen — die Arbeit von Thera- peuten solle nicht ersetzt werden

—, doch könne die Aktion dazu bei-

tragen, daß eine Therapie gar nicht nötig werde. Die bibliotheka- rische Arbeit in Kinderkliniken hel- fe, die mit Krankheit und Kranken- hausaufenthalt einhergehenden psychischen Belastungen zu be- wältigen.

Zu den Perspektiven der Aktion heißt es im Jahresbericht, daß man nun bemüht sei, den Modellver- such überregional bekannt zu ma- chen und die Träger von Kinderkli- niken und -abteilungen zu motivie- ren, Bibliotheken und auch ent- sprechende Planstellen für fach- kundige Mitarbeiter einzurichten.

Neuer Träger der Aktion ist seit Mitte Februar dieses Jahres der Deutsche Ärztinnenbund; er hat die Nachfolge des Arbeitskreises für Jugendliteratur angetreten, der satzungsgemäß die Aktion nur in ihrer Initialphase betreuen konnte. ck

20 Heft 32 vom 13. August 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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