Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 37|
13. September 2013 A 1647D
er junge Arzt wirkt sympathisch. Erst der zwei- te Blick fällt auf das Euro-Zeichen auf dem Stethoskop, das er lächelnd in die Kamera hält. Und auf die aus der Kitteltasche quellenden 200- und 100-Euro-Scheine. „Die große Ärzte-Abzocke“ als di- cke Schlagzeile mit dem Zusatz „Wie Mediziner ihre Patienten abkassieren“ ist fast überflüssig. Wohin die Tendenz der Titelgeschichte in der „Hörzu“ vom 5. Juli geht, erfasst jeder Leser auch so. Grund genug für Dr.Bernd Gatermann aus Wuppertal, das Abonnement der Programmzeitschrift zu kündigen, wie er dem Deut- schen Ärzteblatt geschrieben hat. Auch wer nicht
„Hörzu“ liest, kennt ähnlich tendenziöse Berichte in den Medien, die darauf abzielen, Ärzte pauschal zu verunglimpfen.
Szenenwechsel: Das Institut für Demoskopie Allens- bach hat im Frühjahr für die regelmäßig erstellte Be- rufsprestigeskala 1 570 Personen, die 16 Jahre und älter sind, befragt. Das Ergebnis: Der Beruf des Arztes hat das höchste Ansehen in der Bevölkerung. Aus einer Liste von 18 Berufen zählten 76 Prozent der Befragten den Arzt zu den fünf Berufen, die sie am meisten schät- zen. Den zweiten Rang belegt mit 63 Prozent die Kran- kenschwester, gefolgt vom Polizisten und Lehrer. Am Ende der Allensbacher Prestigeskala rangieren Politi- ker, Fernsehmoderatoren und Banker.
Das große Ansehen, das Ärztinnen und Ärzte genie- ßen, belegte im vergangenen Jahr auch eine Forsa-Um- frage im Auftrag des Beamtenbunds. Dort kam der Arzt hinter Feuerwehrmann sowie Kranken- und Altenpfle- ger auf Rang drei. Allensbach weist auf ein bemerkens- wertes Ost-West-Gefälle hin: Das Ansehen des Arztes ist in neuen Ländern deutlich höher als im Westen.
Wichtiger aber ist: Der Arzt gehört zu den Berufen, de- ren Ansehen in den vergangenen beiden Jahrzehnten er- staunlich stabil ist. Seit 20 Jahren zählen regelmäßig deutlich mehr als 70 Prozent der Bürger den Arztberuf zu den angesehensten Professionen.
Liegt es vielleicht gerade an dem unverändert hohen Ansehen des Berufs, dass sich manche Medien gern an
den Ärzten abarbeiten? Eines jedenfalls ist klar: So är- gerlich das Ärzte-Bashing sein mag, so kühl kalkuliert es rein zufällig gerade dann betrieben wird, wenn wich- tige Verhandlungen oder politische Entscheidungen an- stehen: Die Wirkung darf nicht überschätzt werden.
Denn die meisten Menschen sind mit ihrem Arzt sehr zufrieden, wie andere Umfragen regelmäßig belegen.
Das persönliche Erleben als Patient ist tausendmal nachhaltiger als alle Medienberichte.
Positiv bleibt auch zu vermerken, dass im Bundes- tagswahlkampf, dem Titelthema dieses Heftes, bisher keine Ärztebeschimpfung zu registrieren war. So stan- den bei den Redaktionsgesprächen mit den gesund- heitspolitischen Sprechern der beiden großen Bundes- tagsfraktionen sowie bei Auftritten des Gesundheitsmi- nisters vor Niedergelassenen die Sachthemen im Vor- dergrund. Unverkennbar war ja im Verhältnis von Ärz- ten zur Politik in den vergangenen Jahren eine Klima- verbesserung eingetreten. Es bleibt zu hoffen, dass nach der Wahl – wie auch immer sie ausgeht – keine neue Eiszeit folgt. Abseits aller programmatischen Un- terschiede ist die Frage, ob Partei und Kandidat Gewähr dafür bieten, konstruktiv mit dem ärztlichen Berufs- stand zusammenzuarbeiten und sich ernsthaft mit ärztli- chen Belangen zu befassen, nicht das schlechteste Kri- terium für die Wahlentscheidung.
BERUFSPRESTIGE
Ärzte weiter ganz vorn
Heinz Stüwe
Heinz Stüwe Chefredakteur