HONOR AR S TREIT
Zu den Protestaktio- nen der niedergelas- senen Ärzte (DÄ 37/
2012: „Honorar- streit: Mehr Geld – oder Proteste“ von Sabine Rieser)
Mehr Freiheit
Jeder Mensch möchte ein gutes Le- ben. Dazu gehören eine befriedi- gende und erfolgreiche Arbeit, aus- reichender Lohn, Glück in der Fa- milie und vor allem ausreichende Zeit zur Rekreation, für Gemein- schaft, Hobby, Kultur. Ohne genü- gend freie Zeit gibt es kein gutes Leben. Und gerade hierin mangelt es bei den Ärzten, denn auch sie wollen ein gutes Leben. Sie schuf- ten an ihrer Kapazitätsgrenze von früh bis abends in den Kliniken und Praxen und werden zudem von
Nachtdiensten, Wochenenddiensten und Vertretungen so zugemauert, dass keine Verschnaufpausen blei- ben, keine Zeit für Familie, Ge- meinde, Natur, Kultur. Das macht unzufrieden und wütend. Nicht alle, aber sehr viele. Und hier wäre doch der logische Ansatz, für mehr Stel- len zu kämpfen, für mehr Personal.
Die Stellen werden sogar gestri- chen, und mir wurde von der Kas- senärztlichen Vereinigung auf Pro- testbriefe mehrfach bescheinigt, dass unsere Region beispielsweise mit Kinderärzten, Orthopäden und Neurologen „überversorgt“ sei, ob- wohl ich als Ombudsmann der Ärz- tekammer feststellen musste, dass die Patienten entweder stundenlang warten mussten und müssen oder überhaupt keinen wohnortnahen Arzt fanden. Die Richtwerte der Bedarfsplanung von Gesetzgeber und Kassen stimmen einfach nicht mehr. Und dagegen müsste man
kämpfen und streiken, für mehr Ar- beiter im Weinberg. Das ist der Hauptmissstand. Das würde den Pa- tienten zugutekommen und den Ärzten wieder Luft und Lebensqua- lität verschaffen. Stattdessen wird um Geld gestreikt. Als wenn das Geld das Problem wäre! Die Ärzte brauchen nicht mehr Geld, sondern mehr Freiheit . . .
Mehr Lohn für abhandengekom - menes Leben – das wäre ein Judas- lohn!
Prof. Dr. Peter Stosiek, 02827 Görlitz
O O S
Z n s 2 s o S
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ANONYM
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