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Archiv "Bundesfreiwilligendienst: Mehr Interessenten als Stellen" (03.09.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 35–36

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3. September 2012 A 1745 BUNDESFREIWILLIGENDIENST

Mehr Interessenten als Stellen

Viele Hilfsorganisationen hatten zunächst Mühe, Bundesfreiwillige als Ersatz für Zivildienstleistende zu gewinnen. Nun wächst die Nachfrage. Doch es stehen nicht genügend Plätze zur Verfügung.

D

ie Sorge in den Krankenhäu- sern war groß nach dem 1. Juli 2011. Denn zu diesem Tag endete die allgemeine Wehrpflicht und mit ihr die Arbeit der Zivil- dienstleistenden. Doch der Gesetz- geber steuerte frühzeitig gegen und erfand den Bundesfreiwilligen- dienst (BFD), der den Zivildienst beerben sollte. Die Bundesfreiwilli- gen aber kamen zunächst nur zöger- lich. Die Sorgen an den Kliniken blieben (siehe DÄ, Heft 39/2011).

Heute, über ein Jahr nach Beginn der neuen Ära, hat sich die Lage ge- ändert. Die Bundesfreiwilligen sind doch noch gekommen. Und zwar mehr als vorgesehen waren. „Die Nachfrage vor allem junger Leute übersteigt das Angebot bei wei- tem“, sagte der Präsident des Deut- schen Roten Kreuzes (DRK), Ru- dolf Seiters, vor einigen Wochen in Berlin. „Wir könnten mehr als 5 000 Plätze besetzen. Doch nur die Hälfte dieser Plätze ist vorhanden.“

Als der Bund die Anzahl der BFD-Stellen im vergangenen Jahr festlegte, hatte er sich an den ande- ren Jugendfreiwilligendiensten, wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr, ori- entiert. So bewilligte er Haushalts- mittel für 35 000 Plätze. Zu wenig, meinte Seiters. „Weil der Bund nicht die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, ist es dem DRK nicht möglich, mehr Stellen zu schaffen“, kritisierte der frühere Bundesinnenminister. Für das kom- mende Jahr forderte er den Deut- schen Bundestag daher auf, mehr Plätze zur Verfügung zu stellen.

Insgesamt beschäftigt das DRK etwa 2 500 Bundesfreiwillige – die Zahl der Zivildienstleistenden lag mit zuletzt 7 900 deutlich höher.

Die entstehenden Lücken in den so- zialen Diensten wurden durch Eh- renamtliche und Minijobber ersetzt.

Ähnlich wie dem DRK geht es auch den Johannitern. „Es gibt in vielen

Regionen mehr Interessenten, als wir Stellen zur Verfügung stellen können“, sagt Verena Goetze von der Johanniter-Unfall-Hilfe. Und auch die Johanniter mussten nach dem Ende des Zivildienstes Ausfäl- le kompensieren. Im Jahr 2010 hat- te die Hilfsorganisation 701 Zivil- dienstleistende beschäftigt. Bun-

desfreiwillige sind es bislang 420.

„Insbesondere die Fahrdienste hat- ten unter dem Personalausfall zu leiden, so dass mancherorts solche Angebote eingestellt werden muss- ten“, berichtet Goetze. Nicht zuletzt die Gewährung des Kindergeldan- spruches Ende 2011 habe jedoch zu einem ständigen Anstieg der Inte- ressenten geführt.

Beim DRK arbeiten die soge- nannten Bufdis am liebsten im Krankentransport oder in der Not- fallrettung (19 Prozent), in Kran- kenhäusern (19 Prozent) oder in Altenpflegeheimen und Sozialsta- tionen (16 Prozent). Vier von fünf

Bufdis sind dabei unter 27 Jahre alt.

Knapp die Hälfte hat Abitur oder ei- ne Fachhochschulreife. „Das belegt die These, dass viele jüngere Men- schen nach der Hochschulreife un - sicher sind, was sie später ein mal beruflich machen wollen, und den Freiwilligendienst als Orientie- rungsphase nutzen“, erklärte Seiters.

Ähnlich war es auch bei Simone Fliegel. Die 19-jährige Fachabitu- rientin wollte eigentlich Sozialpä- dagogik studieren. Doch sie bekam keinen Studienplatz. Um die Warte- zeit sinnvoll zu nutzen, hat sie sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden. Jetzt arbeitet sie im Sozialdienst des Johanna-Etienne- Krankenhauses in Neuss. Hier un- terstützt sie die Sozialarbeiter bei der Betreuung der Patienten. Sie sucht nach Plätzen in Pflegeheimen oder Hospizen. Sie organisiert eine Kurzzeitpflege oder einen Schwer- behindertenausweis. Sie erklärt den Patienten und ihren Angehörigen, wie es nach dem Klinikaufenthalt weitergehen kann.

„Am besten gefällt mir der Kon- takt mit den Patienten“, erzählt sie.

„Es ist schön, wenn man den Men- schen in der schwierigen Situation, in der sie sich befinden, helfen kann.“ Heute ist sie nicht mehr trau- rig, dass sie nicht sofort einen Stu- dienplatz bekommen hat. Denn:

„Früher habe ich vermutet, dass mir die Arbeit als Sozialarbeiterin Spaß macht. Heute weiß ich es.“

Ob der Bund die Anzahl der BFD-Stellen im kommenden Jahr erhöhen wird, kann Peter Schloß- macher vom zuständigen Bundes- amt für Familie und zivilgesell- schaftliche Aufgaben noch nicht sagen. „Wir gehen heute davon aus, dass es bei den 35 000 Plätzen bleibt“, erklärt er. „Ob es doch noch mehr werden, ist eine politische

Entscheidung.“

Falk Osterloh Das Gespräch mit

den Angehörigen ist Teil der Aufgabe von Simone Fliegel (rechts) während ihres Bundesfreiwil- ligendienstes.

Am besten gefällt mir der Kontakt mit den Patienten.

Simone Fliegel

Foto: privat

P O L I T I K

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