moderate Cyclophosphamid weder durch eine Dosisintensivierung (Fak- tor 2) noch durch eine Gesamtdosis- erhöhung (Faktor 2) zu einer Verbes- serung der Wirksamkeit führt (8). Die wirksamsten Substanzen aus der Gruppe der Anthrazykline und Taxa- ne lassen sich jedoch aufgrund der Kardio- und Neurotoxizität nur mäßig dosiseskalieren.
Viele Fragen unbeantwortet
Kann also eine „hochdosierte“
Therapie mit wenig effektiven Sub- stanzen besser sein als eine dosisin- tensivierte Therapie mit hocheffekti- ven Substanzen? Ist es der richtige Weg, alle verfügbaren Ressourcen (allein in den USA würde das bei 20 000 bis 25 000 Hochrisikopatientin- nen ein Finanzvolumen von 25 Milli- arden Dollar pro Jahr bedeuten) für diesen Therapieansatz zu verwen- den? Sind wir in Deutschland derzeit überhaupt in der Lage, den Wirkungs- nachweis beim Mammakarzinom zu erbringen? Weisen die derzeit etwa 15 unterschiedlichen deutschen Hoch- dosis-Protokolle nicht allesamt er- hebliche Schwierigkeiten auf, die not- wendige Patientenzahl zu rekrutieren beziehungsweise bei multizentrischen
Studien gleiche Verfahren (beispiels- weise mit oder ohne Purching) anzu- wenden?
Unserer Meinung nach sollte vielmehr versucht werden, effektive Substanzen optimal einzusetzen und neue Substanzen mit weniger Neben- wirkungen zu entwickeln, die Chemo- therapeutika-Resistenz zu modulie- ren oder wirksame Erhaltungsthera- pien gegen eine Minimal Residual- Disease (beispielsweise mit Antikör- pern) zu erproben. Im Rahmen von Studien zur Evaluation von neoadju- vanten Chemotherapien konnte zum Beispiel in bis zu 80 Prozent ein An- sprechen der Mammatumore beob- achtet werden. Die Rate histopatho- logisch bestätigter kompletter Remis- sionen von neun Prozent(!) entspricht exakt der Rate von Patientinnen, die durch Einsatz einer adjuvanten Che- motherapie zusätzlich geheilt werden (15). Wenn sich in Zukunft dieses Sur- rogatkriterium als wirksam erweisen sollte, stellt dieser Therapieansatz ein ideales Modell dar, um Chemothera- pie- und Chemo-Hormontherapie- Kombinationen, Therapiesequenzen, Therapie-Timing und Umgehung von Resistenzbildungen in relativ kurzer Zeit zu beurteilen.
Der Beweis der Effektivität einer Hochdosis-Therapie für die Behand- lung des Mammakarzinoms ist sicher-
lich von hoher Priorität, jedoch, wie oben dargestellt, nur sehr schwierig zu erbringen. Bis dahin sollte dieser Therapieansatz als experimentell an- gesehen werden und aufgrund seiner Toxizität ausschließlich im Rahmen von (in Deutschland höchstens je- weils zwei) kontrollierten randomi- sierten Studien zur adjuvanten bezie- hungsweise palliativen Therapie zum Einsatz kommen.
Ein Editorial zum gleichen Thema ist in der Augustausgabe der Zeitschrift Journal of Cli- nical Oncology erschienen. Der vorliegende Aufsatz ist am 9. Juli bei der Redaktion ein- gegangen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-2835–2837 [Heft 43]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck und über die Internetseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Manfred Kaufmann Direktor der Klinik für
Gynäkologie und Geburtshilfe Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt am Main Theodor-Stern Kai 7
60590 Frankfurt am Main
A-2837
M E D I Z I N KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 43, 24. Oktober 1997 (65) Zehn Jahre nach Einführung ei-
nes nationalen Hepatitis-B-Impfpro- grammes 1984 in Taiwan sank die Ra- te der Hepatitis-B-Virusträger bei Kindern zwischen sechs und 14 Jahren von zehn Prozent auf unter ein Pro- zent ab. Parallel hierzu erkrankten we- niger Kinder an Leberzellkarzinom.
Obwohl das hepatozelluläre Karzinom eng mit der Hepatits-B-Vi- rusinfektion (HBV) zusammenhängt, ist die genaue Relation von Ursache und Wirkung noch nicht bekannt. In Taiwan ist dieser Zusammenhang bei Kindern auffälliger als bei Erwachse- nen: Kinder mit Leberzellkarzinom sind fast zu 100 Prozent seropositiv für das Hepatitis-B-Oberflächen-Anti-
gen (HBsAg), im Vergleich zu 70 bis 80 Prozent an Leberzellkarzinom er- krankter Erwachsener.
Die Autoren der Studie sammel- ten Daten in Taiwans „National Can- cer Registry“ sowie in den 17 größten Krankenhäusern des Landes von Kin- dern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Zwischen 1981 und 1986 be- trug die durchschnittliche jährliche Rate für das hepatozelluläre Karzi- nom 0,70 pro 100 000 Kinder, sie sank auf 0,57 zwischen 1986 und 1990 und auf 0,36 zwischen 1990 und 1994. Die entsprechenden Todesraten aufgrund von Leberkrebs sanken ebenso. Die Leberzellkarzinomraten bei Kindern unter sechs Jahren sanken nicht; bei
Jugendlichen und Erwachsenen über 14 Jahren stieg die Rate zwischen 1981 und 1993 sogar wieder graduell an. Das Auftreten von Gehirntumo- ren bei Kindern blieb gleich.
Diese Daten sprechen für die Möglichkeit der Reduzierung einer spezifischen Krebsart durch Schutz- maßnahmen vor Virusinfektionen in der Bevölkerung. In Taiwan hat die HBV-Schutzimpfung spezifisch das hepatozelluläre Karzinom bei Kin- dern reduziert, was darauf hindeutet, daß das HB-Virus ein solches Karzi-
nom auslösen kann. pb
Chang M H et al: Universal Hepatitis B Vaccination in Taiwan and the incidence of hepatocellular carcinoma in children.
N Eng J Med 1997; 336: 1855-1859.
Dr. Chang, Department of Pediatrics, National Taiwan University Hospital, No. 7, Chung-Shan South Rd., Taipei, Taiwan.