• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Zukunft der Versorgung: Diskussion über den „Acht-Stunden-Arzt“" (21.03.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Zukunft der Versorgung: Diskussion über den „Acht-Stunden-Arzt“" (21.03.2014)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 488 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 12

|

21. März 2014

ZUKUNFT DER VERSORGUNG

Diskussion über den „Acht-Stunden-Arzt“

Leben, um zu arbeiten: Das kommt für viele junge Ärztinnen und Ärzte

nicht mehr infrage. Zu viele Überstunden auf Kosten des Privatlebens lehnen sie ab.

Das löst weiterhin Debatten aus.

W

ir sind für unsere Patienten da – acht Stunden am Tag.

100 %.“ Mit diesem Slogan und ei- nem Film reagierte vor etwa einem Jahr die Bundesvertretung der Me- dizinstudierenden in Deutschland auf die Imagekampagne „Wir ar - beiten für Ihr Leben gern“ der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Seitdem wird noch intensi- ver als zuvor diskutiert, ob die Ar- beitsvorstellungen der Jungen zum System passen beziehungsweise umgekehrt. Das verdeutlichte eine Diskussionsveranstaltung der KBV Mitte März. Ist der Nachwuchs et- wa demotiviert oder arbeitsscheu?

Nein, befand eine Diskussions- teilnehmerin. „Wir sind eine Gene- ration, die für die Patienten da sein will, aber auch ein gesundes, menschliches und familienfreundli- ches Arbeiten als Arzt möchte“, so Friederike Jahn, die gerade das praktische Jahr an einem Kranken- haus in Neustrelitz absolviert.

Mit dieser Einstellung können einige ältere Kollegen wenig anfan- gen. „Als niedergelassener Arzt empfinde ich die Überstunden nicht als Überstunden, sondern als eine Investition in meine Praxis und in das Wohl meiner Patienten, die ich betreuen darf“, sagte Dr. med. Jo- hannes Gerber, Inselarzt auf Feh-

marn in dritter Generation. Zwar gebe es durchaus Phasen, in denen er mit den Arbeitsbedingungen un- zufrieden sei und das Gefühl habe, zu wenig Zeit für seine Familie zu haben. „Auf der anderen Seite macht mir mein Beruf viel Spaß, und ich empfinde Verantwortung für die Patienten, die mir ihr Ver- trauen schenken“, so Gerber.

„Wir dürfen die Forderungen und Bedürfnisse der jungen Ärzte nicht ignorieren“, mahnte KBV- Vorstand Dipl.-Med. Regina Feld- mann. „Wir haben nicht nur den ge- sellschaftlichen Auftrag, die Bevöl- kerung zu versorgen, sondern auch den, dafür zu sorgen, dass wir Ärzte haben, die nicht ausgebrannt sind und gern arbeiten.“

System den Jungen anpassen Deshalb sei ein sehr enger Dialog mit allen Akteuren notwendig, um die Arbeitsbedingungen durch Bü- rokratieabbau, flexible Arbeitszei- ten und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Bereits jetzt gebe es viele neue Modelle, die mehr Flexibilität bieten. Und die Versorgungslandschaft werde sich in den nächsten Jahren weiter an die Erwartungen der jungen Ge- neration anpassen, so Feldmann.

Raphael Kunisch, Assistenzarzt am

Klinikum Großhadern, begrüßte zwar Verbesserungen der vergange- nen Jahre, aber: „Wenn nicht genü- gend Kollegen da sind, beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn Patienten schickt man nicht nach Hause, und so müssen Ärzte am Ende doch länger arbeiten.“

Kunisch bestätigte damit einen Hinweis des KBV-Vorstandsvorsit- zenden Dr. med. Andreas Gassen zum Generationenwechsel. „Wenn junge Ärzte auf die 40-Stunden- Woche pochen, dann ist klar, dass dies einen niedergelassenen Arzt, der heutzutage im Schnitt 53 Stun- den arbeitet, nicht aufwiegt“, sagte dieser. Die Krankenkassen würden aber die veränderte Einstellung des Nachwuchses ignorieren. „Einige der Wünsche sind auch nicht mit den Ansprüchen der Patienten ver- einbar, die erwarten, dass Ärzte je- derzeit für alle erreichbar sind, bis zur persönlichen Selbstaufgabe“, gab Gassen zu bedenken.

Welche Lösungen gibt es? PJ- lerin Jahn berichtete von positiven Erfahrungen mit arztentlastenden Praxisassistentinnen: „Das sind Projekte, die wir unbedingt fördern müssen.“ Die junge Generation ste- he der Delegation ärztlicher Tätig- keiten, aber auch Entwicklungen wie der Telemedizin sehr offen gegenüber. 85 Stunden habe er in der vergangenen Woche in seiner Klinik arbeiten müssen, berichtete Kunisch: „Zwar wird es honoriert, aber man hat nach wie vor keine Wahl, ob man diese Überstunden leisten will oder nicht.“ Das sei Raubbau an der eigenen Gesund- heit. Das Gesundheitssystem müsse sich radikal verändern, so seine Forderung – damit 100 Prozent Arzt in acht Stunden am Tag auch wirk- lich für alle Beteiligten funktio-

niert.

Eugenie Ankowitsch Veränderungen?

Notwendig, aber nicht einfach umzu-

setzen, befanden die ärztlichen Dis- kussionsteilnehmer

bei „KBV kontro- vers“ (von links):

Johannes Gerber, Regina Feldmann, Moderator Sven Ast heimer, Friederi-

ke Jahn, Raphael Kunisch.

Foto: Georg J. Lopata

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine Behandlungsdiagnose erhält das Zusatz- kennzeichen „G“, wenn der Arzt die nach den medizinisch-wissenschaftlichen Grundsätzen medizinisch sinnvolle und für den jeweiligen

Kienle (Herdecke) schüttete aller- dings am Schluß das Kind mit dem Bade aus, als er die Wissenschaft- lichkeit heutiger Medizin praktisch total leugnete und mit der Anwen-

Ab dem zweiten Termin kann dann der Verband (beispielsweise nach Nr. 200 oder 204 GOÄ) nicht mehr in Rechnung gestellt werden. Die Auslagen für den Verband sind jedoch

Nach Auffassung des BGH bedarf jeder Verkehr mit Betäubungsmitteln nach § 3 BtMG einer Erlaubnis. Ein Arzt kann sich nicht dadurch von dieser Erlaubnispflicht befreien, dass er

Der Bundesbeauftragte für den Daten- schutz forderte für diese Fälle eine Begrenzung auf Ärzte, die forsch- ten, aber auch die Patienten be- handeln würden.. Die Forscher, die

Der Arzt und ärztliches Handeln sind nicht Selbstzweck, keine belie- big austauschbare oder verzichtba- re Funktion. Sondern der Arzt hat bei allen möglichen und vorstellba-

Leider wissen wir natür- lich auch nicht, welches eine Patentlösung für unser krän- kelndes Gesundheitswesen sein könnte, es schmerzt aller- dings schon, wenn die

Daraus ergibt sich logischerweise die gesellschaftliche Forderung, die sich in der Volksweisheit wiederfindet: „Ein guter Arzt muss viel Geld verdienen, sonst wird er irgendwann