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Archiv "Der Arzt der Zukunft — heute" (09.02.1978)

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Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Die Vereinigung „Right to Life", die den Kongreßbeschluß er- kämpft hat, will weitermachen: Als nächstes soll durchgesetzt wer- den, daß auch bei zukünftigen Bundesgesetzen über eine natio- nale Krankenversicherung Zahlun- gen für Abtreibungen ausge- schlossen und daß Abtreibungen in Militärkrankenhäusern verboten werden. bt

Studiengebühren

Überaus unterschiedlich sind die Gebühren, die die verschiedenen amerikanischen Medizinhoch- schulen von ihren Studenten kas- sieren — und dies gilt erstaunli- cherweise gleichermaßen für pri- vate wie für staatliche Hochschu- len. Die billigste öffentliche Hoch- schule und gleichzeitig die billig- ste überhaupt ist die Medizinhoch- schule an der Technischen Univer- sität in Texas mit einer Jahresge- bühr von 267 Dollar. Auf dem Pa- pier steht an der Spitze die eben- falls staatliche Universität von Ne- vada, die von Studenten, die nicht aus Nevada kommen, 14 500 Dol- lar verlangt — allerdings studiert kein einziger Auswärtiger an die- ser Hochschule.

Es folgt die private Georgetown- University in Washington, D. C., mit 12 500 Dollar pro Jahr. Die bil- ligste private Hochschule ist eben- falls in Washington, D. C., die Ho- ward-University. Im Durchschnitt sind nach Unterlagen des Verban- des der Medizinschulen in den Vereinigten Staaten die Gebühren von 1976 bis 1977 um 10 Prozent gestiegen.

Neben der Kostenentwicklung spielt hierbei eine Rolle, daß die Bundeszuschüsse an die Medizin- hochschulen geringer geworden sind. Eine Reihe von Hochschulen wollen in Zukunft auf Bundeszu- schüsse überhaupt verzichten, dann nämlich, wenn ein Gesetz in Kraft treten sollte, das die Schulen zwingt, Studenten aufzunehmen, die ihr Studium im Ausland begon- nen haben. amn

Der Arzt

der Zukunft - heute

Wie soll der Arzt der Zukunft sein?

Das hatte die Evangelische Akade- mie Tutzing den 175 Teilnehmern einer Tagung als Themenfrage vorgelegt — aber: Unglücklicher- weise hatte diese Überschrift auch eine Unterzeile: „Bildung, Ausbil- dung — und die Konsequenzen".

Und so kam es, daß trotz aller Mü- hen hochkarätiger Referenten aus der Frage nach einem zukünftigen Arztbild über große Strecken hin eine erbitterte, manchmal auch polemische Diskussion über die Erfahrungen mit der Approba- tionsordnung wurde. Sicher ha- ben die beiden Dinge viel mitein- ander zu tun. Aber bei solcher Ge- wichtsverteilung wird es schnell fraglich, ob das Arztbild die Appro- bationsordnung bestimmt oder ob wir diejenigen Ärzte bekommen, wie sie eine aus welchen aktuellen Elementen auch immer zusam- mengesetzte Approbationsord- nung produziert.

Im günstigsten Fall konvergieren die beiden Themen. Ist die Medizin überhaupt eine Wissenschaft, oder ist sie eine Tätigkeit, die sich der Wissenschaft(en) und wissen- schaftlicher Methoden bedient?

Billroth sprach vom Arzt als von einem „wissenschaftlichen Kunst- gewerbetreibenden", so zitierte der Pädiater und Medizinhistoriker Seidler (Freiburg), und Seidler be- hauptete, daß die Approbations- ordnung, weil sie vom naturwis- senschaftlichen Positivismus aus- geht, ein Relikt des 19. Jahrhun- derts sei, das bis zum Beginn des 3. Jahrtausends, also in den näch- sten 20 Jahren, auf ein neues Me- dizin- und Wissenschaftsverständ- nis umgestellt werden müsse. Dar- an ließ sich dann auch die Kritik an der Approbationsordnung in der Tat leicht aufhängen: sie fördere lediglich den Erwerb kognitiven Wissens und lasse alles außer acht, was außerdem zum Arzt ge-

höre. Zum Erwerb des kognitiven Wissens, das Gegenstands- und Prüfungskataloge der Approba- tionsordnung erfordern, bräuchte es jedoch nur 1260 Stunden, kon- terte der Direktor des Zentralinsti- tuts für medizinische und pharma- zeutische Prüfungsfragen (Mainz), Kraemer, den Hochschulen blie- ben also immerhin 3240 Stunden, um auch Ärztliches zu lehren.

Was aber ist das? Bundesärzte- kammer-Vorstandsmitglied Hoppe (Düren) verwies darauf, daß die jetzige Approbationsordnung das Ausbildungsziel „Arzt" im Gegen- satz zur früheren Bestallungsord- nung nicht definiere. Der Psychia- ter Bochnik teilte den Arzt auf in die Elemente „Gesundheitsinge- nieur" und „Vertrauensträger";

beides müsse der Arzt sein, wenn auch in verschiedenen Graden bei den 30 oder 50 verschiedenen Arzttypen, die es in diesem vielsei- tigen Berufsbild gibt. Der Pädiater Schmid (Aschaffenburg) versuch- te die Definition eines „Arztes für Gesamtmedizin" — Dr. medicinae universalis, nicht communis, wie man „Allgemeinmedizin" fälsch- lich übersetzen könnte. Die vom Sozialhygieniker Jacob (Hei- delberg) vorgetragene amerikani- sche Definition des „family physi- cian" entspricht dem weitgehend.

Kienle (Herdecke) schüttete aller- dings am Schluß das Kind mit dem Bade aus, als er die Wissenschaft- lichkeit heutiger Medizin praktisch total leugnete und mit der Anwen- dung quantenmechanischer Er- kenntnistheorie auf medizinische Tatbestände schließlich zu Mor- gensternschen Dimensionen kam („Die Theorie entscheidet, was im Wahrnehmungsfeld als Tatsache anzusehen ist" — in die Negation umgekehrt, heißt dieser Satz, daß nicht sein kann, was nicht sein darf).

Keiner unter den Teilnehmern wußte aber auch nur halbwegs verbindlich, was der Arzt der Zu- kunft sein wird. Was allerdings die meisten wußten: daß die Universi- tät ihn heute nicht liefert. Aber warum — auch darüber gab es kei-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 9. Februar 1978 285

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MEINE

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Die Information:

Bericht und Meinung Der Arzt der Zukunft

nen Konsens, wohl aber eine Konvergenz im Ergebnis. Ist die Approbationsordnung schlecht?

Oder funktioniert sie nur deshalb nicht, weil sie, für 5000 Studienan- fänger pro Jahr konzipiert, heute auf 11 000 angewandt wird?

Rheindorf (Frankfurt) wies, beru- hend auf den Erfahrungen eines

Ärztekammer-Geschäftsführers, darauf hin, daß es zwar denkbar wäre, Mängel der Ausbildung in der Weiterbildung aufzufangen, daß aber in absehbarer Zeit nur noch halb soviel Weiterbildungs- stellen zur Verfügung stehen, wie Approbierte von der Universität kommen. Erst dies führte bei den anwesenden Politikern zu Reak- tionen:

110- Qualitätsbedenken sind in der Tat das einzige Argument, das ge- gen die heutige auf Quantität ab- gestellte (und so auch vom Verfas- sungsgericht abgesegnete) Hoch- schulpolitik ins Feld geführt wer- den kann.

Diese Qualitätsbedenken wurden dann auch in der Diskussion auf das ausgiebigste von den anwe- senden Hochschullehrern belegt.

Der Einstieg für die daraus zu zie- henden Konsequenzen ist jedoch nur in geringerem Maße die Ap- probationsordnung, es ist die ge- genwärtige Methode der Kapazi-

tätsberechnung an den Hochschu- len und damit die Hochschulzulas- sung.

Das Bild vom Arzt der Zukunft blieb also auf der Strecke, gemalt wurde das Bild vom unzureichend ausgebildeten Arzt der zumindest nahen Zukunft. Das war zwar schon etwas, aber nicht das ei- gentliche Tagungsziel. Vielleicht konnte es aus zwei Gründen nicht

ZITAT

Akademikerschwemme

„In der Bundesrepublik Deutschland studieren heute rund 900 000 Studenten. Das sind doppelt so viele wie vor zehn Jahren. 110 000 ,davon sind Arbeiterkinder, das sind viermal so viel wie vor zehn Jahren ... Sehr viele Akade- miker werden sich darauf einrichten müssen, daß ihre Einkommen künftig nicht höher liegen als die von Facharbeitern. Ein Studium begründet keinen lebens- langen Einkommensan- spruch...

Aus einer Zeitungsanzeige des Presse- und Informa- tionsamtes der Bundesregie- rung, Dezember 1977

erreicht werden. Zum einen: Man hatte bei der Planung versäumt, danach zu fragen, was denn der Patient der Zukunft sein wird und was dieser Patient vom Arzt verlangen wird. Die Patienten kamen in Referaten und Gesprä- chen kaum vor. Nun ist das natür- lich auch sehr schwer. Der Patient ist etwa ebenso verschiedenartig wie der Arzt, und er verändert sich wohl auch noch schneller. Aber es gibt doch gewisse Konstanten, die zu finden das zweite Versäumnis verhinderte:

Dem Bild vom Patienten wie vom Arzt muß und kann ein Menschen-

bild zugrunde gelegt werden – in der pluralistischen Gesellschaft werden es deren mehrere sein.

Dies zu finden wäre eine Aufgabe unter anderem gerade der Evan- gelischen Akademien – und das

hätte in Tutzing geleistet werden sollen. Nicht ein einziges Mal aber geschah bei dieser Tagung etwas, was den Teilnehmer daran erin-

nert hätte, daß er sich in einer Evangelischen Akademie befand – die Veranstaltung hätte ebensogut in einem Hotel stattfinden können.

Die Akademie bot ein Forum, aber – wie so oft im evangelischen Be- reich – sie engagierte weder sich noch die Kirche, noch die Theolo- gie. Nun, die Gespräche sollen auf einer weiteren Tagung fortgesetzt werden... bt

PIT L

286 Heft 6 vom 9. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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