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ie kaufmännischen Geschäftfüh- rer und Verwaltungsdirektoren von freigemeinützigen Kranken- häusern mittlerer Größe (201 bis 300 Krankenhausbetten) erzielen ein höhe- res Einkommen als die Verwaltungslei- ter von öffentlichen Krankenhäusern und die Manager kleinerer Häuser (bis zu 200 Betten). 15 Prozent der als „Ma- nager“ eingestuften Verwaltungschefs verdienen heute brutto mehr als 250 000 DM jährlich. Die Größe eines Krankenhauses, gemessen an den be- triebenen Planbetten, hat zumeist kei- nen Einfluss auf die Personalbesetzung und die Personalkosten der Verwal- tung. Jedenfalls weisen größere Kran- kenhäuser und Kliniken keine geringe- ren personalbedingten Fallkostenantei- le als kleinere Krankenhäuser auf. Die Vergütungen der Geschäftsführer und Verwaltungchefs nehmen allerdings mit der Betriebsgröße des Krankenhauses bis zu einer Grenze von etwa 500 Bet- ten zu. Mit diesen Erkenntnissen ver- mittelt eine repräsentative Erhebung des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Uni- versität zu Köln unterLeitung von Prof. Dr.
med. Dr. sc. Karl W.
Lauterbach einen Blick in die Briefta- schen und in die Öko- nomie des Verwal- tungsmanagements von Krankenhäusern.
Die Umfrage ist im Auftrag der Fachzeit- schrift „f & w führen und wirtschaften im Krankenhaus“ (Bi- bliomed Verlagsge- sellschaft mbH, Mel- sungen) Ende 2000 auf der Basis des Jah- res 1999 publiziert
worden. An der Umfrage haben 126 Krankenhäuser teilgenommen. Die mittlere Fallzahl der Kliniken lag bei 8 657. Die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter betrug 368, die Zahl der Durchschnittsbetriebsgröße, gemessen an der Zahl der betriebenen Betten, 295.
Spitzenverdienst: Mehr als 200 000 DM brutto
❃❃ Die Geschäftsführer von Kran- kenhäusern mittlerer Größe erzielten die relativ höchsten Bruttoeinkünfte. In kleineren Häusern (bis zu 200 Betten) erhalten 8,8 Prozent der Spitzenver- diener unter den Verwaltungsleitern ein Vertragseinkommen von mehr als 200 000 DM (brutto) jährlich. In den Häusern mit einer Betriebsgröße von 201 bis 300 Betten erhält knapp ein Drittel der Geschäftsführer (30,4 Pro- zent) eine Vergütung in Höhe von rund 200 000 DM jährlich (brutto). In Kran- kenhäusern mit bis zu 500 Betten erhal- ten fast zwei Drittel (59 Prozent) ein Jahresbruttoeinkommen von mehr als
200 000 DM. In den Großkrankenhäu- sern (Größe von mehr als 500 Betten) geht der Anteil der höher verdienenden Manager und Geschäftsführer auf 55,5 Prozent geringfügig zurück.
❃❃ Die Verwaltungsleiter öffentlich- rechtlicher Krankenhäuser erzielten vor anderthalb Jahren zu rund 24 Pro- zen mehr als 200 000 DM brutto im Jahr. Verwaltungschefs von freige- meinnützigen Krankenhäusern kamen auf solche Durchschnittseinkommen zu 42,1 Prozent. 15 Prozent der Kliniklei- ter erhielten 1999 eine Jahresvergütung in Höhe von mehr als 250 000 DM.
❃❃ Mit der Klinikbetriebsgröße wächst auch der Anteil der variablen Einkom- mensanteile am Bruttoverdienst der Manager. Eine Ausnahme bilden hier die Häuser mit mehr als 500 Betten, was durch die Trägerschaft bedingt ist, heißt es in der Studie des Kölner Instituts.
42,7 Prozent der Verwaltungsleiter er- halten im Durchschnitt einen variablen, oftmals erfolgsabhängigen Vergütungs- anteil zum Bruttoverdienst (Tantieme).
❃❃ Die Zufriedenheit wächst aller- dings nicht mit dessen Höhe. Während rund 41 Prozent der Klinikverwaltungs- leiter in kleineren Häusern mit ihrem Einkommen zufrieden sind, sind es in der Kategorie der Krankenhäuser mit 201 bis 300 Betten 65,2 Prozent. In Kli- niken mit 301 bis 500 Betten, in denen die meisten Geschäftsführer und ange- stellten Verwaltungschefs relativ hohe Einkommen erzielen, sind nur 49,1 Pro- zent mit ihrem Einkommen zufrieden.
In größeren Kliniken ab einer Größe von 500 Betten empfinden lediglich 41,7 Prozent der Leiter ihr Einkommen als „angemessen“. Hier wirkt sich der relativ hohe Anteil der öffentlich-recht- lichen Krankenhäuser aus.
❃❃ Gegliedert nach der Funktion er- zielten die Abteilungsleiter in der Ver- waltung die relativ höchsten Einkom- P O L I T I K
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A1096 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 17½½27. April 2001
Krankenhäuser
Was Klinikmanager verdienen
Führungskräfte in gemeinnützigen Krankenhäusern zählen zu Top-Verdienern.
Grafik
Position des Geschäftsführers/Verwaltungsdirektors, strukturiert nach Trägerschaft
men unter den Führungskräften. Der Mittelwert liegt im Personalbereich bei 100 000 DM, gefolgt von den Abtei- lungschefs im Finanz- und Rechnungs- wesen mit rund 98 000 DM. Die Ab- teilungsleiter in der Patientenverwal- tung erzielten 1999 eine Bruttodurch- schnittsvergütung in Höhe von rund 80 000 DM. In der Materialwirtschaft, in der Abteilung Organisation/Daten- verarbeitung sowie beim Controlling lagen die Bruttojahresvergütungen der Abteilungsleiter vor bei einer Grö- ßenordnung von durchschnittlich rund 90 000 DM (brutto).
❃❃ Die Jahresbruttovergütung der Führungskräfte der Krankenhäuser steigt regelmäßig in Relation zur Kran- kenhausgröße und damit auch zu einer differenzierten Krankenhausleitung.
Bemerkenswert ist, dass die Leiter der Personalabteilung von Krankenhäu- sern bis zu 200 Betten eine Vergütung in Höhe von durchschnittlich 92 345 DM erzielen. Diese steigt kontinuierlich bis zu einem Betrag von 112 150 DM bei Häusern mit einer Betriebsgröße von mehr als 500 Betten. Bei kleineren Krankenhäusern fällt auf, dass die ge- ringe Dotierung der anderen Abtei- lungsleiter überwiegt.
❃❃ Knapp ein Drittel der befragten Führungskräfte der Krankenhäuser ar- beitet mit befristeten Verträgen (31 Prozent). In öffentlichen Krankenhäu- sern sind es – trotz der vergleichsweise geringeren Vergütung – 34,9 Prozent, in den freigemeinnützigen Krankenhäu- sern dagegen 23,8 Prozent. Bei den Häusern mit mehr als 500 Betten sind es immerhin 62,1 Prozent.
❃❃ Immer mehr Krankenhäuser gehen dazu über, die Bezüge ihrer Führungs- kräfte in einen Festbezugsteil und eine variable Komponente zu splitten. 43 Prozent der Klinikgeschäftsführer gaben an, einen variablen Vergütungsteil ver- einbart zu haben. Je höher die Jahres- bruttovergütung ist, desto höher ist in der Regel der variable Anteil an der Ge- samtvergütung des Verwaltungschefs.
Eine Ausnahme bilden hierbei die Kran- kenhäuser mit mehr als 500 Betten, was durch die Trägerschaft bedingt ist. Bei Krankenhäusern in öffentlicher Träger- schaft ist der variable Anteil an der Ver- gütung deutlich geringer als bei anderen Klinikträgern. Dr. rer. pol. Harald Clade
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A1098 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 17½½27. April 2001
Ärztinnen
Kaum
vertreten
Rund 30 Prozent der KV- Mitglieder sind Ärztinnen. Im Vergleich dazu sind sie in der ärztlichen Selbstverwaltung stark unterrepräsentiert.
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as Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes zur Beteiligung von Ärztinnen an den berufspolitischen Gremien der Kas- senärztlichen Vereinigungen (KVen) kann im Grunde niemanden über- raschen, der als Beobachter häufiger an den Vertreterversammlungen teil- nimmt und dort registriert, dass die männlichen Delegierten bei weitem in der Überzahl sind. In keiner der Kas- senärztlichen Vereinigungen, die die Umfrage beantwortet haben (keine Antwort kam aus Bayern, Bremen, Hessen, Koblenz, Südbaden, Westfa- len-Lippe), entspricht die Beteiligung von Ärztinnen an der Vertreterver- sammlung auch nur annähernd der Mit- gliedschaft der Ärztinnen in den KVen.Der Frauenanteil bei den KV-Mit- gliedern schwankt zwischen 24 Prozent im Saarland und fast 55 Prozent in Sachsen-Anhalt. In den Abgeordneten- oder Vertreterversammlungen liegt der
Frauenanteil mit 4,4 Prozent in Nord- rhein am niedrigsten und mit 35 Pro- zent in Thüringen am höchsten.
Noch drastischer ist das Ungleich- gewicht zwischen Mitgliedschaft und Beteiligung an den Selbstverwaltungs- gremien im Hinblick auf die Vorstände der KVen. In Niedersachsen, Bremen, Nordbaden, Pfalz, Saarland, Schleswig- Holstein, Südwürttemberg, Trier und Südbaden ist keine, in den Vorständen der KVen Bayern, Nord-Württemberg, Sachsen und Westfalen-Lippe nur je ei- ne Ärztin vertreten. Auch dem Vor- stand der Kassenärztlichen Bundesver- einigung gehört keine einzige Ärztin an.
Die Präsidentin des Deutschen Ärz- tinnenbundes, Dr. med. Astrid Bühren, möchte mit dieser Umfrage den Blick auf Strukturprobleme in der ärztli- chen Selbstverwaltung lenken. „Ärztin- nen bringen aufgrund ihrer Biografie Kenntnisse und Kompetenzen in die Arbeit der ärztlichen Körperschaften ein, die dort dringend notwendig sind.
Zugleich benötigen sie gerade deshalb besondere Förderung und Ermutigung, um sich neben Berufstätigkeit und Fa- milienarbeit in den Gremien der Selbst- verwaltung engagieren zu können.“
Ermunterung zur Mitarbeit
Der Deutsche Ärztinnenbund will des- halb in Zukunft über seine Regional- gruppen verstärkt Ärztinnen zur Mitar- beit in den ärztlichen Gremien ermun- tern. Grundkenntnisse über die Gre- mienarbeit sollen vermittelt werden, um so den Einstieg in die Berufspolitik zu erleichtern. Im Hinblick auf die Lan- desärztekammern, wo eine dem Anteil der weiblichen Kammermitglieder ent- sprechende Vertretung in den Gremien auch längst noch nicht erreicht ist, will sich Bühren entsprechend der Rege- lung in Schleswig-Holstein für eine Än- derung der Heilberufsgesetze einset- zen. Das Heilberufsgesetz in Schleswig- Holstein schreibt seit 1996 vor, dass die Zahl der Kandidatinnen auf den Wahl- listen dem Anteil der Ärztinnen an den Kammermitgliedern entsprechen muss.
In der Folge stieg bei den Kammerwah- len 1997 der Ärztinnen-Anteil in der Delegiertenversammlung von 21,4 auf 32,9 Prozent. Thomas Gerst Astrid Bühren: Kenntnisse und Kom-
petenzen von Ärztinnen werden in den Gremien der ärztli- chen Selbstverwaltung dringend benötigt. Foto: Eberhard Hahne