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Archiv "Krankenhäuser: Nicht nachvollziehbar" (20.02.2015)

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Das Leser-Forum

chen Personalaufwand, denn das hieße ja wiederum höhere Kosten. Sprich: Das Hamsterrad des Versorgungsalltags soll sich noch schneller drehen, als es das so- wieso schon tut – und das meist schon stark ausgelastete Personal, sowohl ärzt - licher- als auch pflegerischerseits, noch schneller verheizt werden. Selbst wenn der zusätzliche Gewinn in weiteres Perso- nal investiert würde, wäre dann nur wie- der der Status idem – bei höherem Durch- satz – erreicht.

Dieser Artikel offenbart wiederum einmal das völlig falsche Fahrwasser, in das unser Gesundheitssystem geraten ist. Die medi- zinische Versorgung der Bevölkerung steht hier gegen kapitalistisches Gewinn- streben – insbesondere bei den privaten

„Playern“ auf dem „Gesundheitsmarkt“, wo Aktionäre steigende Aktienkurse und

KRANKENHÄUSER

Notfälle und elektive Patienten konkurrieren um die Bettenkapazitäten (DÄ 1–2/2015: „Auf- nahme- und Entlassmanagement: Wo sich noch Schätze heben lassen“ von Werner Fleischer).

Völlig falsches Fahrwasser

Bereits in der Überschrift des Artikels of- fenbart der Autor seine meiner Meinung nach grundsätzlich falsche Vorstellung von der Funktion eines Krankenhauses in unse- rem Gesundheitssystem: „Schätze“ sollen dort „gehoben“ werden, und zwar letzten Endes durch eine noch strengere Rationali- sierung der Arbeitsprozesse über das Bele- gungsmanagement, das heißt eine weitere Arbeitsverdichtung. Fallzahlen und CMIs sollen steigen, Verweildauern noch weiter sinken, natürlich am liebsten ohne zusätzli-

Dividenden einfordern, aber auch bei an- deren Trägern, die es ihnen bei klammen Kassen nach Möglichkeit gleichtun. Kran- kenhäuser und Arztpraxen sind aber keine Wurstfabriken oder andere Produktions- stätten beliebiger, austauschbarer Produk- te, in denen sich durch immer stärkere Ef- fizienzsteigerung der „Output“ und „Cash Flow“ weiter und weiter steigern ließe.

Sie dienen der Aufrechterhaltung der me- dizinischen Versorgung der Bevölkerung, nicht dem Gewinnstreben. Nebenbei be- merkt bedeutet im DRG-System bei einem festgesetzten Gesamtbudget ein Zugewinn an Einnahmen an einer Stelle immer einen Verlust an anderer Stelle – ein Teufels- kreis, aus dem auch durch immer weitere Arbeitsverdichtung nicht zu entkommen ist. Im Einzelnen möchte ich auch kritisie- ren, dass der Autor die Situation in einem

B R I E F E

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A 336 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 8

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20. Februar 2015 Akutkrankenhaus mit Notfallversorgung

anscheinend nicht richtig wahrnimmt: Sei- ne angeratenen Maßnahmen sind stark auf elektive, „fitte“ Patienten ausgerichtet – er verkennt aber die Tatsache, dass viele Pa- tienten multimorbide Pflegefälle mit zahl- reichen Komplikationen und oft auch Ver- sorgungsproblemen sind, die sich nicht einfach so durchschleusen lassen. Oft ist der Anteil an Notfallpatienten auch so groß, dass im Alltag jegliche Pläne hin- sichtlich der Belegung im Laufe des Tages durchkreuzt werden . . .

Frieder Bauer, Assistenzarzt, Marien Hospital Düsseldorf, Klinik für Neurologie, 40479 Düsseldorf

Wo sich noch Schaum schlagen lässt

Die exakte Planung des Behandlungsver- laufs schon bei der Aufnahme und so noch vor der endgültigen Diagnose- und Indika- tionsstellung ist genial. Es schafft eine enorme Straffung des Arbeitsablaufs – dass darauf nicht schon vorher jemand ge- kommen ist!

Ein entscheidender Punkt wurde aller- dings sträflich vernachlässigt: die erfor- derlichen zeitnahen Meldungen des Gene- sungsverlaufs an das zentrale Bettenmana- gement. Wie sollte sonst bei einer Notauf- nahme kompetent entschieden werden, wer planwidrig entlassen werden darf?

Mein Vorschlag sind dokumentierte stünd- liche Meldungen rund um die Uhr. Man kann natürlich auch über engmaschigere Meldungen diskutieren.

Also ohne Patienten müsste das System wirklich perfekt funktionieren!

Dr. med. Bergit Behne, 93309 Kelheim

Nicht nachvollziehbar

. . . Der Artikel zeigt deutlich, welch zu- nehmend negativer Einfluss ökonomische Betrachtungsweisen auf unseren medizini- schen Alltag haben. Diese eher an der Ge- winnerzielung ausgerichteten Empfehlun- gen dienen weniger dem Wohl des Patien- ten . . . Wie unmittelbar bei Aufnahme die voraussichtliche Verweildauer festgelegt werden kann, erschließt sich mir nicht.

Zumindest bei internistischen Erkrankun- gen ist in vielen Fällen die Diagnose auch für den Erfahrenen zu diesem frühen Zeit- punkt noch unklar. Die Festlegung auf ei- nen voraussichtlichen Entlasstermin bringt nur weiteren Diskussionsbedarf, wenn der fiktive Termin nicht eingehalten werden kann. Zudem setzt dies die weiter betreu-

enden Ärzte unter ungerechtfertigten

„ökonomischen“ Druck.

In gleicher Weise kann nicht nachvollzogen werden, wie eine exakte Planung des Ver- laufs der Behandlung schon in der Notauf- nahme möglich sein soll. Dies würde vo- raussetzen, dass der aufnehmende Kollege zum Beispiel in allen Fächern der Inneren Medizin auf dem neuesten Stand ist. Ist er das nicht, bringt die Stornierung der bereits bei Aufnahme festgelegten Termine zusätz- lichen Frust und Ärger. Der nächste konse- quente Vorschlag wäre dann, dass beim ärztlichen Personal auf den Stationen ein- gespart werden kann, da ja alles schon fest- gelegt ist und nur noch ein Fallmanager die Patienten rechtzeitig zu den Untersuchun- gen führen muss. Dieser Vorschlag ähnelt früheren Empfehlungen von Behandlungs- pfaden, die die ärztliche Betreuung von Patienten mit einem industriellen Herstel- lungsprozess verwechselten. Kranke Men- schen lassen sich eben nicht wie „Flugzeu- ge durch Fluglotsen“ steuern. Die Proble- me im Krankenhaus sind wesentlich kom- plexer, da kein „Fall“ dem anderen gleicht.

Wir Ärzte sollten uns geschlossen gegen derartige Vorschläge von Beratungsunter- nehmen oder Managern wehren . . . Ziel unseres ärztlichen Handelns kann es nicht sein, dass „Häuser, die diesen (vor- geschlagenen) Wandel vollzogen haben, von steigenden Fallzahlen mit hohem Case-Mix-Index bei gleichzeitig sinkender Verweildauer berichten“. Unser Ziel sollte es sein, dass primär der Patient und nicht die Ökonomie im Vordergrund unserer Überlegungen stehen. Berichten die Patienten von einer guten Behandlung, braucht sich der Träger des Krankenhau- ses keine Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft des Hauses zu machen.

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. med. Axel Holstege, Medizinische Klinik I, Klinikum Landshut, 84034 Landshut

dizin – die andere Therapie“. Ich finde nicht, dass die Palliativmedizin so „anders“

ist. Von den drei ärztlichen Aufgaben

„manchmal heilen – oft lindern – immer trösten“ liegt in der Palliativmedizin das Schwergewicht eben besonders auf den letzten beiden Punkten. Ansonsten ist sie ein junges medizinisches Spezialfach, das sich erfreulich entwickelt – nicht mehr, nicht weniger. Sie sollte ihren Platz mitten im Mosaik der medizinischen Disziplinen suchen, anstatt sich als „anders“ zu begrei- fen. Es gibt eine Tendenz bei manchen Palliativmedizinern, sich als die ganzheit - licheren, pfiffigeren und empathischeren Ärzte zu sehen, was leider wenig Demut spüren lässt. Wir Palliativmediziner sollten auf Verzahnung, Kooperation und gegen- seitige Bereicherung setzen, nicht auf Abgrenzung.

Dr. med. Michael Hunze, Internist, Hausarzt, Palliativmedizi- ner, 75173 Pforzheim

Eine Frage der Würde

Sicherlich gibt es zahlreiche, nachvoll- ziehbare und einsichtige Argumente, um die ärztlich assistierten Suizide weiterhin zu unterbinden.

Doch wenn man die hunderte, nein tau- sende Kasuistiken verschiedenster Quel- len kennt, kann man sehr wohl anderer Meinung werden: Je differenzierter der todkranke Patient, je mehr Schmerzen, je mehr er/sie ein früher selbstbestimmtes Leben nicht mehr aufrechterhalten kann, desto eher ist der Gedanke an ein men- schenwürdiges, gegebenenfalls vorzeitiges Sterben möglicherweise gerechtfertigt.

Im Großen und Ganzen geht es bei der Palliativmedizin und/oder dem ärztlich assistieren Suizid, was zwei völlig unter- schiedliche Paar Schuhe sind, um die Würde des sterbenden Patienten.

Und wie immer in einem solchen Kontext ist die individuelle Leidensfähigkeit völlig unterschiedlich! Der/Die eine kann mit der im Prinzip weit entwickelten Palliativ- medizin in Deutschland sehr gut bis an das alters- oder krankheitsvorgegebene Ende, also ein natürliches Lebensende, zu- rechtkommen, andere sind durch ihre indi- viduellen krankheitsvorgegebenen Ein- schränkungen so extrem lebensverändert, dass sie unbedingt einen Tod durch Suizid vorziehen. Und wenn man als Arzt die meist nicht nur berufsbedingte Empathie leben will, kann man sich diesen Wün- schen häufig nicht entziehen . . .

Dr. med. Wilhelm Kröncke, 27570 Bremerhaven

PALLIATIVMEDIZIN

Sie ist nicht auf Hightechmedizin ausgerichtet, aber dennoch lebensbejahend – eben die an- dere Therapie (DÄ 4/2015: „Medikamente, Pfle- ge und Trost“ von Gisela Klinkhammer und Eva Richter-Kuhlmann).

Eben nicht „anders“

Ich habe mich sehr über die neue Serie zur Palliativmedizin gefreut. Bedenkenswert finde ich aber den Untertitel „Palliativme-

B R I E F E

Referenzen

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