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Ist auch der niedergelassene Inter- nist "Hausarzt"? Wer danach fragt, weiß aus der berufspoliti- schen Diskussion der letzten Jahre, daß er ein heißes Eisen anfaßt. Die Meinungen gehen, je nach Stand- ort, auseinander. Die Redaktion hat in Zusammenarbeit mit Infratest versucht, einige repräsentative Da- ten zu erheben, die Rückschlüsse auf das tatsächliche Verhalten der Patienten erlauben.
DEUTSCHES lmZTEBLATT
Arztliehe Mitteilungen
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
Ärzte befragen Ärzte (VIII)
Der Internist -
für viele Patienten auch ein ,,Hausarzt"
Unter den Fragen, zu denen Ärzte die Auffassung der Kollegen genauer wissen wollten, tauchten immer wieder solche auf, die um das Verhältnis Internist/Praktischer Arzt und Allgemeinarzt kreisten:
wie häufig wird vom Allgemeinarzt oder "Praktiker" an den Interni- sten überwiesen; überweist der Internist in der Regel zurück; wie viele Patienten suchen den Internisten direkt auf?
Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT ist derartigen Kollegenfragen in Zusammenarbeit mit Infratest Gesundheitsforschung nachgegan- gen. Befragt wurden niedergelassene Ärzte für Allgemeinmedizin und Praktische Ärzte sowie niedergelassene Internisten- insgesamt 250 repräsentativ ausgewählte Ärzte.
Aus den Befragungsergebnissen ergibt sich:
~ Der Anteil der Patienten, die mit einem gezielten Überweisungs- auftrag zum Internisten kommen, ist bemerkenswert gering.
~ Der Anteil der Patienten, die im Internisten einen "Hausarzt"
sehen, ist erstaunlich hoch.
~ Die gezielt überwiesenen Patienten werden in aller Regel von den Internisten wieder an die überweisenden Allgemeinärzte oder Prakti- schen Ärzte zurücküberwiesen.
Die Fragen, die der Repräsentativbefragung zugrunde lagen, und die wichtigsten Ergebnisse im einzelnen:
Frage an die niedergelassenen Allgemeinärzte: "Werden die Patien- ten, die Sie zur Diagnostik zu einem Internisten überwiesen haben, in der Regel an Sie wieder zurücküberwiesen oder nicht?"
7 von 10 Allgemeinärzten (72 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, daß die Patienten von den Internisten-Kollegen nach der Diagnostik wieder zurücküberwiesen werden, jeder zehnte berichtet von gegen- Ausgabe A DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 3 vom 21. Januar 1983 11
Die Information:
Bericht und Meinung Hausarzt
teiligen Erfahrungen. 17 Prozent weisen darauf hin, daß dies vom diagnostischen Befund abhängt.
Die wenigen Praktischen Ärzte, deren Patienten nicht zurücküber- wiesen werden, vermuten bei ih- ren Internisten-Kollegen vor allem
"Einnahmefreudigkeit".
Frage an die niedergelassenen In- ternisten: "Wie hoch ist der Anteil der Patienten, die von Allgemein- ärzten mit einem gezielten Über- weisungsauftrag an Sie überwie- sen werden, an Ihrer Gesamt-Pa- tienten-Klientel?" (Es wurden kei- ne Antworten vorgegeben).
...,_ Der durchschnittliche Patien- tenanteil liegt bei 14 Prozent.
...,_ Die Hälfte der Internisten schätzt den Anteil der von Allge-
meinärzten überwiesenen Patien- ten bis 20 Prozent (an ihrer Ge- samt-Patientenklientel).
...,_ Rund ein Drittel der Ärzte gibt eine Größenordnung bis 30 Pro- zent und mehr an,
...,_ weniger als 10 Prozent der Ärz- te geben an, keine Patienten zu haben, die von einem Praktischen Arzt überwiesen wurden.
Die Antworten auf diese Frage fan- den ihre Entsprechung, als die In- ternisten zu folgender Kontrollfra- ge Stellung nahmen: "Wie hoch ist der Anteil Ihrer Patienten, die Sie direkt gewählt haben, also oh- ne überwiesen worden zu sein?"
(Hier wurden keine Antworten vor- gegeben).
Frage an Allgemeinärzte/praktische Ärzte: Werden die Patien- ten, die Sie zur Diagnostik zu einem Internisten überwiesen haben, in der Regel an Sie wieder zurücküberwiesen oder nicht?
Prozentwerte
Ja, zurücküberwiesen
Nein, nicht zurücküberwiesen . Kommt auf den Befund an . Keine Angabe .
72 10 17 1
Frage an niedergelassene Internisten: Wie hoch ist in etwa der Anteil Ihrer Patienten, die Sie direkt gewählt haben, also ohne überwiesen worden zu sein?
Prozentwerte Bis unter 70% . 70 bis unter90%
90% und mehr.
Keine Angabe .
Durchschnittlicher Patientenanteil in Prozent
22 27 49 3 81
Frage an niedergelassene Internisten: Was glauben Sie, wieviel Prozent Ihrer Patienten sehen in Ihnen ihren Hausarzt?
Prozentwerte Bis unter 70% . 70 bis unter 90%
90% und mehr.
Keine Angabe.
Durchschnittlicher Patientenanteil in Prozent
31 28 40-
1 77
...,_ Der durchschnittliche Patien- tenanteil liegt hier bei 81 Prozent.
..,. Rund die Hälfte der Internisten sagt, fast alle Patienten (90 Pro- zent und mehr) seien ohne Über- weisung d. h. "direkt" zu ihnen gekommen.
...,_ Rund ein Viertel schätzt den Anteil auf 70 bis 90 Prozent.
...,_ Bei etwa jedem fünften liegt der geschätzte Anteil unter 70 Pro- zent.
Frage an die Internisten: "Was glauben Sie; wieviel Prozent Ihrer Patienten sehen in Ihnen ihren Hausarzt?" (Ohne Antwortvor- gaben).
Die Antworten lassen erkennen, daß- zumindest aus der Sicht der Internisten selbst- sie von der ein- deutigen Mehrzahl ihrer Patienten als Hausarzt angesehen werden:
...,_ "Bis 70 Prozent der Patienten sehen mich als ihren Hausarzt an"
sagen: 31 Prozent der Internisten ...,_ "70 bis 90 Prozent der Patien- ten sehen mich als ihren Hausarzt an" sagen: 28 Prozent der Interni- sten
...,_ "90 Prozent und mehr der Pa- tienten sehen mich als ihren Haus- arzt an" sagen: 40 Prozent der In-
ternisten. AKD/DÄ
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Die Serie "Ärzte befragen Ärzte"
wird in loser Folge fortgesetzt.
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Die -früheren Themen der Befra- gungsserie "Ärzte befragen Ärzte"
betrafen die Allgemeinmedizin (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 17/1981), die Arzneimuster (Heft 18/1981 ), die Sozialstationen (Heft 28/1981 ) , Rational isie ru ngsmaß- nahmen in der Praxis (Heft 34/
1981), die Kommunikation zwi- schen Krankenhaus und Praxis (Heft 1/1982), die Altersgrenze für niedergelassene Ärzte (Heft 12/
1982) und den sozialen Auftrag der Ärzteschaft (Heft 18/1982).
12 Heft 3 vom 21. Januar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A