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Archiv "Multimorbidität: Beim Hausarzt eher die Regel" (04.05.2012)

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A 906 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 18

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4. Mai 2012

MULTIMORBIDITÄT

Beim Hausarzt eher die Regel

Viele Patienten in der hausärztlichen Versorgung sind multimorbide. In Baden- Württemberg wird derzeit ein Case-Management erprobt, das die Versorgung dieser Patienten verbessern und Krankenhauseinweisungen reduzieren soll.

A

ls multimorbide gilt ein Pa- tient, wenn er über einen län- geren Zeitraum an mehr als einer Erkrankung leidet. Die Zahl dieser Patienten nimmt seit Jahren zu.

„Zwischen 1985 und 2005 hat sich die Prävalenz chronischer Erkran- kungen in Industriestaaten verdop- pelt. Doch die Anzahl von Patienten mit vier oder mehr Krankheiten hat sich im selben Zeitraum verdrei- facht“, erklärte der Ärztliche Direk- tor der Abteilung Allgemeinmedi- zin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg, Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, auf der Fachtagung Multimorbidität beim AOK-Bundesverband. „Mul- timorbidität nimmt sowohl mit stei- gendem Alter als auch mit abneh- mendem sozioökonomischem Sta- tus zu.“ Betroffen seien insbeson- dere Frauen.

Szecsenyi berichtete von einer 79-jährigen multimorbiden Frau, die in einer US-amerikanischen Studie untersucht worden war. Sie litt unter anderem an koronarer Herz- krankheit, Osteoporose, Hypertonie und chronisch obstruktiver Lungen- erkrankung. „Hätte man diese Frau leitliniengetreu behandelt, hätte sie zwölf verschiedene Arzneimittel nehmen und ihre Ernährung in acht Bereichen auf die Therapie abstim- men müssen“, sagte Szecsenyi. Das

sei aber für den Arzt und für den Patienten unmöglich. Deshalb müs- se man bei multimorbiden Patienten Prioritäten setzen.

Behandelt werden Menschen mit mehreren Erkrankungen vor allem von ihrem Hausarzt. „Multimorbide Patienten sind in der Hausarztpraxis eher die Regel als die Ausnahme“, so Szecsenyi. Daher habe man dort eine große Chance, eine angemes- sene Versorgung zu organisieren.

Krankenhauseinweisungen stehen im Fokus der Studie

Wie eine solche aussehen kann, wird zurzeit in Baden-Württemberg getestet. Dort nehmen 115 Praxen aus der hausarztzentrierten Versor- gung und mehr als 2 000 Patienten an dem indikationsübergreifenden Hausarztpraxis-basierten Case-Ma- nagement bei chronisch kranken Patienten teil, kurz PraCMan. Das Projekt wurde in Szecsenyis Abtei- lung der Uniklinik Heidelberg ent- wickelt und wird gemeinsam vom AOK-Bundesverband und der AOK Baden-Württemberg finanziert.

„Das primäre Studienziel ist eine Reduktion der Krankenhauseinwei- sungen innerhalb von zwölf Mona- ten“, erklärte der Projektkoordinator Dr. med. Tobias Freund. Zunächst spricht eine geschulte Medizinische Fachangestellte (MFA) mit dem Pa-

tienten, erfragt seine Therapietreue bei der Medikamenteneinnahme, seine Befindlichkeit und besucht ihn zu Hause, um zum Beispiel Gefah- renquellen für Stürze zu erkennen.

Gemeinsam mit dem Patienten pla- nen Arzt und MFA dann die indivi- duellen Ziele für das Case-Manage- ment: etwa ein Selbstmonitoring, mehr Bewegung oder den Beginn ei- ner Suchttherapie. Alle sechs Wo- chen, bei Bedarf auch häufiger, ruft die MFA dann beim Patienten an und fragt anhand von Checklisten nach Befinden, Therapietreue und Umset- zung der vereinbarten Ziele.

Der Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin des Universi- tätsklinikums Jena, Prof. Dr. med.

Jochen Gensichen, wies darauf hin, dass die Depression eine relevante Komorbidität sei. Sie werde bei 45 Prozent der Patienten mit Angststö- rungen, bei 40 Prozent der Patien- ten mit Herzinsuffizienz und bei 60 Prozent der Schmerzpatienten dia - gnostiziert. Sie gelte als komplizie- render Faktor, der die Behandlungs- ergebnisse negativ beeinflusse.

Deshalb sei es sinnvoll, so Gensi- chen, bei multimorbiden Patienten eine Depression frühzeitig zu be- handeln, um den Patienten über- haupt in die Lage zu versetzen, an seiner Therapie mitzuarbeiten.

Falk Osterloh

Die Hausarztpraxis bietet eine große Chance, multimorbide Patienten angemessen zu behandeln.

Foto: Your Photo Today

P O L I T I K

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