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ie Entscheidung des Bun- desverfassungsgerichts, Stu- diengebühren grundsätzlich zuzulassen, hat die Kranken- hausärztegewerkschaft Mar- burger Bund (MB) kritisiert.„Dies kann eine große Ge- fahr für das Gesundheitswe- sen bedeuten, wenn künftig nicht mehr die qualifizierte- sten Mediziner, sondern die mit ausreichend Geld ausge-
bildet werden“, erklärte MB- Studentensprecher Michael Foti am 26. Januar. Sollte die Studiengebühr kommen, rech- net er im Fach Humanme- dizin bei 13 Semestern Re- gelstudienzeit mit einer finan- ziellen Mehrbelastung von 7 500 Euro. „Das bedeutet ei- ne drastische Verschärfung des sozialen Numerus clausus.“
Mit Blick auf die Ankündigung einiger CDU-regierter Länder warnte Bundesbildungs- ministerin Edelgard Bul- mahn nach dem Urteil davor, „im Schnellver- fahren Gebühren ein- zuführen, ohne vorher Mindeststandards für die soziale Ausgestal- tung sichergestellt zu haben“. Jeder junge Mensch müsse unabhän- gig vom Geldbeutel der Eltern die Chance auf eine akade- mische Ausbildung erhalten.
Junge Menschen dürften nicht von einem Studium abge- schreckt werden. „Wir brau- chen nicht weniger, sondern mehr Menschen mit einem Studium, wenn wir Wohl- stand und Beschäftigung in Deutschland sichern wollen“, sagte Buhlmann. hil
A K T U E L L
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A240 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 5⏐⏐4. Februar 2005
vCJD
Geringes Risiko
Übertragung durch Gerin- nungfaktorpräparat gilt als unwahrscheinlich.
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as Robert Koch-Institut und die Bundesärztekam- mer raten zu Ruhe und Be- sonnenheit. Eine Erkrankung an der Variante Creutzfeldt- Jakob-Krankheit (vCJK) als Folge der Applikation der Charge 5676641 von Haema- te HS/P1000 erscheine unwahrscheinlich, heißt es in einer Stellungnah- me des „Arbeitskreises Blut“ vom 18. Januar.Die Information betrof- fener Patienten solle durch den behandeln- den Arzt in angemesse- ner Form erfolgen.
Am 10. Januar hatte die Firma ZLB Behring das Paul-Ehrlich-Insti- tut (PEI) in Langen in- formiert, dass im Jahr 1996 Plasma einer fran- zösischen Spenderin, die 2004 an vCJK erkrankte, in ein Zwischenprodukt zur Herstellung einer Charge Hae-
mate HS/P 1000 verwendet wurde. Als das PEI die Char- genfreigabe im November 1997 wegen nachträglich be- kannt gewordener Mängel der Spenderauswahl in der französischen Blutspendeein- richtung wieder zurücknahm, waren von 1 494 Packungen, die in Deutschland in den Verkehr gebracht worden wa- ren, 1 269 Packungen bereits verbraucht worden.
Dennoch schätzt auch das PEI das Risiko, dass Patien- ten sich durch Anwendung der betroffenen Charge mit vCJK infiziert haben könn-
ten, als äußerst gering ein.
Bisher habe es keinen be- stätigten Fall und auch keine Verdachtsfälle einer vCJK- Übertragung durch Plasma- derivate gegeben. Nach einer Risikokalkulation für die be- troffene Charge enthält nur eine von 2 500 bis 25 000 Pak- kungen eine infektiöse Ein- heit an Prionen. Auch für Pa- tienten, die mehrere Packun- gen aus dieser Charge er- halten haben, sei deshalb das Risiko einer Infektion noch gering.
Auf europäischer Ebene wird schon seit einigen Jahren über die Sicherheit der aus Plasma hergestellten Produk- te diskutiert. Ein Positionspa- pier des bei der Europäischen Arzneimittelagentur angesie- delten Ausschusses für Hu- manarzneimittel vom Juni 2004 stellte fest, dass auch bei Verwendung französischen Plasmas ein ausreichender Si- cherheitsabstand gegenüber einer Infektion mit Prionen
bestehe. ER
Praxisgebühr
Weniger
Patienten beim Arzt
Kein Rückgang bei den ernsthaft Erkrankten
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ie Praxisgebühr hat dazu geführt, dass 2004 weni- ger Menschen als im Vorjahr zum Arzt gingen. Im Ver- gleich zu –8,7 Prozent bei den Behandlungsfällen ist aber die Zahl der Praxiskon- takte mit –2,9 Prozent weni- ger stark zurückgegangen.Das bedeutet vermutlich, dass Patienten mit ernsthaf- ten und damit behandlungs-
intensiven Erkrankungen ih- re Arztbesuche nicht einge- schränkt haben. Zu diesen Ergebnissen ist das Zentral- institut für die kassenärztli- che Versorgung in der Bun- desrepublik Deutschland (ZI) gelangt.
Nach Erkenntnissen des ZI aufgrund von Stichpro- ben reduzierten sich die Fall- zahlen bei Allgemeinärzten 2004 im Jahresdurchschnitt um 6,7 Prozent. Die Zahl der Praxiskontakte stieg dagegen sogar leicht an, ebenso bei Anästhesisten, hausärztlichen Internisten und Kinderärzten.
Einbußen im zweistelligen Bereich mussten zahlreiche Facharztgruppen bei den Fall- zahlen hinnehmen, darunter Augenärzte (–10,9 Prozent), Chirurgen (–11,6), Gynäko-
logen (–15,1), Hals-Nasen- Ohren-Ärzte (–11,1), Haut- ärzte (–17,5) und Orthopä- den (–11,3).
Am häufigsten verzichte- ten Versicherte zwischen 20 und 29 auf den Arztbesuch (Fallzahlrückgang: –16,2 Pro- zent). In der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen be- trug der Rückgang noch 9,1 Prozent. Dagegen lag er bei Patienten über 60 Jahre nur bei sechs Prozent. Als Er- klärung schreibt das ZI, viele in dieser Altersgruppe seien wegen chronischer Erkran- kungen in Behandlung und häufig auch von der Praxis- gebühr befreit.Am schwäch- sten fiel der Fallzahlrück- gang bei zuzahlungsbefrei- ten Kindern und Jugendli- chen aus (–4,7 Prozent). Rie
Studiengebühren
Sozialer Numerus clausus
Marburger Bund fürchtet um Qualität der Medizin.
Protest gegen Gebühren: MB rechnet mit 7 500 Euro für Medizinstudierende.
Blutprodukte: In der EU gelten hohe An- forderungen an die Spenderauswahl.
Foto:ddp
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