Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 49⏐⏐8. Dezember 2006 A3329
B R I E F E
niken gezielt in den einsatzmedizini- schen Schwerpunkten fort- und wei- tergebildet und in Übung gehalten werden, ohne sich der täglichen Rou- tine der Patientenversorgung hinge- ben zu müssen . . .
Dr. med. Andreas Stegmaier,Nelkenstraße 21, 90542 Eckental
KRANKENHÄUSER
Nach dem Tarif- abschluss wollen Klinikverwaltungen die Arbeitsabläufe effizienter gestalten (DÄ 39/2006:
„Klinik der Zukunft hat mehr ,arztfreie Zonen‘“ von Dr. med.
Birgit Hibbeler).
Rechenbeispiel
Es ist nicht zu fassen! Dass ich nun selbst im DÄ lesen muss, dass es
„deutliche Gehaltssteigerungen“ für Ärzte gegeben habe, die jetzt dazu führen, dass bisher ärztliche Tätigkei- ten auf den Prüfstand gehoben wer- den sollen, hinterlässt bei mir eine mittelschwere Karotis-Zerrung.
Schlimm genug, dass die Lüge von den Gehaltssteigerungen in der öf- fentlichen Presse nicht totzukriegen ist. Ist denn wirklich – frei nach V. Pispers – das einzig noch Kritische am Journalismus in diesem Land sein Geisteszustand? Also noch mal – für alle und zum Mitschreiben: Gehalts- steigerungen ergeben sich nach dem neuen Tarifabschluss (an kommuna- len Kliniken) im Vergleich zum BAT im Jahr 2005 (und nach TVöD-Über- leitungstarif bis 31. Juli 2006) ledig- lich für den typischen 32-jährigen, kinderlosen leitenden Oberarzt. Die in Ihrem Artikel angeführten Aufgaben jedoch, bei denen überdacht werden müsse, ob sie auch in Zukunft noch von „gut bezahlten“ Ärzten erledigt
werden müssten (Viggos legen, Blut abnehmen, Untersuchungstermine or- ganisieren, Diagnosen verschlüsseln), werden doch wohl ausschließlich von Assistenzärzten erledigt. Ein Assis- tenzarzt, der bereits vor dem 1. Okto- ber 2005 an einem kommunalen Haus beschäftigt war, hat aber in jedem Fall Gehaltseinbußen, wenn man berück- sichtigt, dass das Weihnachts- und Ur- laubsgeld bereits in die monatlichen Grundgehälter eingerechnet ist, also nicht mehr zusätzlich gezahlt wird. . . In meinem persönlichen Fall erhalte ich nach neuem Tarifvertrag ab jetzt aufs Jahr gerechnet 1,74 Prozent mehr Gehalt als 2005 (inkl. Weihnachts- und Urlaubsgeld), muss jedoch dafür 3,9 Prozent (40 Stunden/Woche statt bisher 38,5) mehr arbeiten. Meine Ar- beit wird also auf den Stundenlohn gerechnet billiger. Auf 38,5 Stun- den/Woche heruntergerechnet, ergibt sich bei mir ein Minus von mehr als zwei Prozent, entsprechend gut 1000 Euro/Jahr. Kinderbezogene Ortszu- schläge, wie ich sie nach BAT noch erhalten hätte, sind bei zukünftigen Kindern nicht mehr vorgesehen, spa- ren dem Arbeitgeber also zusätzliches Geld. Ähnliche Rechenbeispiele las- sen sich für den Tarifabschluss TdL aufstellen. Gehaltssteigerungen erge- ben sich also lediglich im Vergleich zu den von Verwaltungsseite erhoff- ten, im TVöD vorgesehenen drasti- schen Gehaltskürzungen, die durch den neuen Tarifvertrag nun allen- falls teilweise abgewendet werden konnten . . . Sicherlich wird es auch ohne Gehaltssteigerungen für Ärzte Personal geben, das weniger verdient und so den Verwaltungen zusätzliche willkommene Einsparmöglichkeiten bietet. Mit Gehaltserhöhungen für Ärzte kann es jedenfalls nicht zusam- menhängen, da diese schlichtweg für den Großteil der Ärzte nicht existie- ren . . .
Dr. med. Cyrus Pachutani
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