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Archiv "Krankenhäuser: Kein Kellertreppeneffekt" (12.12.2014)

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A 2228 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 50

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12. Dezember 2014 sein, ein menschliches Leben zu töten?

Wer für sein Kind „jedes Risiko ausschlie- ßen“ will, soll überhaupt nicht schwanger werden, denn das Leben ist generell für den Fötus zu gefährlich.

Dr. Ilona Orsolya Mészáros, 32052 Herford

Schwer verharmlost

Der Titel dieses Artikels lässt eine kriti- sche Betrachtung hoffen, aber schon der Untertitel offenbart eine ganz andere Denkart: „Die technische Möglichkeit, na- hezu alle monokausalen gesundheitlichen Störungen Neugeborener vermeiden zu können, ist für die Menschheit revolutio- när.“ Durch eine solche Formulierung wird die Kernfrage sorgfältig umschifft und das Geschehen schwer verharmlost.

Tatsächlich werden nämlich gesundheitli- che Störungen „vermieden“, indem Unge- borene selektiv getötet werden. Großzügig wird behauptet, dass die persönlichen Ent- scheidungen der Schwangeren (in puncto eugenisch begründeter Abtreibungen) zu akzeptieren sei. Aber wieso? Warum soll der Staat die Ungeborenen nicht vor dieser Selektion schützen? Und warum werden nur die Schwangeren erwähnt und nicht die werdenden Eltern? Aber vor allem:

Warum darf in einem Land, in dem die Auswüchse des eugenischen Denkens und Handelns nie vergessen werden dürfen, so liberal behauptet werden, dass jeder doch selber entscheiden soll, welches Leben le- benswert ist? Die rasante Entwicklung der nicht-invasiven Pränataldiagnostik fordert uns dazu auf, endlich klar Position zu be- ziehen für den Schutz der Ungeborenen und gegen einen neuen eugenischen Zug in der Medizin.

Dr. med. Bartholomeus Maris, 47803 Krefeld

UMWELTMEDIZIN

Experten sehen eher positive Auswirkungen der Energiewende auf die Gesundheit (DÄ 43/2014:

„Auswirkungen der Energiewende“ von Falk Osterloh).

Unverständlich

Es ist völlig unverständlich, wenn bei ei- nem Expertenworkshop der Bundesärzte- kammer ausgeführt wird, dass von Infra- schall von Windenergieanlagen „keine ge- sundheitlichen Wirkungen zu erwarten sind“. Man kann im Hinblick auf gesund- heitliche Wirkung nur bewerten, was man

auch wirklich misst. Infraschall gehört je- denfalls nicht dazu, da er in Deutschland streng nach Vorschrift (TA-Lärm) zum ei- nen inadäquat A-gewichtet gemessen und zum anderen erst ab zehn Hz erfasst wird (im Neuentwurf der DIN 45680 ab acht Hz). Zudem gibt es keine belastbaren Studien, die die Unbedenklichkeit von langfristiger Einwirkung tieffrequenten Schalles unterhalb der Hörschwelle be- weisen.

Geforscht wird sicherheitshalber nicht – schon 2007 hatte das Robert-Koch-Institut einen deutlichen Mangel an umweltmedi- zinisch orientierten wissenschaftlichen Studien zu tieffrequentem Schall festge- stellt und großen Handlungsbedarf gese- hen. Die Machbarkeitsstudie zu Wirkun- gen von Infraschall, die im Juni 2014 vom Umweltbundesamt veröffentlicht worden ist, beinhaltet die aktuell umfangreichste Literaturübersicht und sieht unverändert einen dringenden Forschungsbedarf.

Die Kollegen in Schweden haben in der Schwedischen Ärztezeitung im August 2013 auf die Gesundheitsrisiken durch Infraschall hingewiesen und festgestellt, dass 30 Prozent der Anwohner davon be- troffen sind.

In Deutschland werden alle Mahnungen ignoriert und alle Bedenken der bedin- gungslosen Energiewende untergeordnet.

Gesundheitsschutz und Risikovorsorge sehen anders aus!

Es fällt auf, dass in dem Artikel (und da- mit wohl auch auf dem Workshop der Bundesärztekammer) die seltenen Erden, ohne die die Energiewende nicht durch- führbar ist, überhaupt nicht erwähnt wer- den. Eine getriebelose 5-MW-Windkraft- anlage, die mit einem Permanentmagne- ten betrieben wird, enthält zum Beispiel bis zu 800 kg Neodym und 200 kg Dys- prosium. Bei der Gewinnung von selte- nen Erden werden radioaktives Uran und Thorium freigesetzt und es entsteht durch die chemischen Gewinnungs- verfahren ein toxischer Schlamm mit Schwermetallen und anderen heiklen Substanzen. In China, wo über 90 Pro- zent der seltenen Erden gewonnen wer- den, sind schon jetzt ganze Landstriche verseucht. Es ist völlig unverständlich, dass diese gravierenden Gesundheitsge- fahren nicht berücksichtigt werden – oder ist China für die deutsche Energie- wende bequemerweise einfach schön weit weg?

Dr. med. Ulrike Diehl,

Hans Günter Diehl, 37130 Gleichen

KRANKENHÄUSER

Es gilt, ein vernünftiges Maß zwischen Medizin und Ökonomie im Krankenhaus zu finden (DÄ 45/2014: „Krankenhäuser zwischen Medizin und Ökonomie: Die Suche nach dem richtigen Maß“ von Jens Flintrop).

Kein Kellertreppeneffekt

Der Bericht zitiert Michael Simon mit sei- ner These vom „Kellertreppeneffekt“. Tat- sächlich gibt es diesen Effekt nicht und auch keine Abwärtsspirale im DRG-Sys- tem! Die Kalkulation des G-DRG-Sys- tems basiert richtigerweise auf Kosten.

Diese werden in die dimensionslosen Re- lativgewichte umgerechnet. Sie drücken den Anteil der einzelnen DRG an den Ge- samtkosten aus und verschieben sich auf- grund unterschiedlicher Kostenentwick- lung. Zur Berechnung der Relativgewich- te wird die sogenannte Bezugsgröße ver- wandt. Die Höhe der Bezugsgröße wird aber – vereinfacht ausgedrückt – so ge- wählt, dass die Summe der bundesdeut- schen Relativgewichte konstant bleibt.

Bleibt die Summe der Relativgewichte von Jahr zu Jahr gleich, bedeutet dies, dass Relativgewichten, die abgesenkt werden, andere gegenüberstehen, die stei- gen. Was den Erlös betrifft, so ergibt er sich anschließend durch Multiplikation des zugehörigen Relativgewichts der DRG mit dem Landesbasisfallwert. Der Landesbasisfallwert wird aufgrund ge- setzlicher Vorgaben/Bestimmungen zwi- schen den Selbstverwaltungspartnern auf Landesebene verhandelt und vereinbart.

Für die Vergütung entscheidend sind die Relativgewichte. Absenkungen werden durch die Konstanthaltung ihrer Summe systemintern kompensiert. Ein Kellertrep- peneffekt im Sinne einer automatischen Absenkung aller Vergütungen ist ausge- schlossen.

Ein fiktives Beispiel: Die Appendektomie koste im Durchschnitt 5 000 Euro, ermit- telt werde ein Relativgewicht von Zwei.

Nächste Periode: Alle Bedingungen blei- ben gleich, die Kosten der Appendekto- mie seien auf 2 500 Euro gesunken, ermit- telt wird jetzt ein Relativgewicht von Eins. Unterstellt, es werden 100 000 Ap- pendektomie-DRGs abgerechnet, dann fehlen jetzt gegenüber dem Vorjahr 100 000 Relativgewichte. Nun wird (durch Anpassung der Bezugsgröße) die Summe der Relativgewichte auf das Vor- jahresniveau gehoben. Das führt dazu, dass alle anderen Relativgewichte jeweils

B R I E F E

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PRIORISIERUNG

Mit Workshops wollen die Ärztekammern unter ihren Mitgliedern für das Konzept der Priorisie- rung werben (DÄ 44/2014: „Ärzte sollen über- zeugt werden“ von Thomas Gerst).

Markt und Transparenz

Die Führung der deutschen Ärzteschaft hält an der sogenannten „Priorisierung“ fest. Sie nennt sie seit dem letzten Ärztetag euphe- mistisch „ein dickes Brett, an dem es weiter zu bohren gilt“. Nachdem sich bisher alle maßgeblichen politischen Parteien und Bun- desgesundheitsminister gegen Rationierung – in welcher Form auch immer – ausgespro- chen haben, sind es ausgerechnet die Ärzte selbst, die bei der Verteilung von Knappheit

„mitreden“ möchten. Mit dem Argument

„mitreden“ oder „einen Fuß in die Tür be- kommen“ kann man scheinbar jede Ärzte- vertretung zu fast allem rumkriegen. So hof- fen die Priorisierungsbefürworter, an dem eigentlichen Übel so lange „vorbeizureden“, bis die Mehrheit glaubt, es handele sich um

eine moralisch höher stehende Art der Ver- teilung knapper Ressourcen. Priorisie- rung wird auch von den Mitgliedern der ent- sprechenden Arbeitsgruppe gar nicht als Sparinstrument gesehen, sondern als etwas, was im „sympathischen“ Skandinavien be- reits umgesetzt worden sein soll. Dort be- deutet es in Wirklichkeit was ganz anderes:

nämlich Medizin nach Leitlinien. Priorisie- rung ist jedenfalls nicht mehr lustig, wenn sie in der echten Not (s. Griechenland in der Finanzkrise) stattfindet. Es ist nur „schlau“, aber nicht wirklich klug, wenn Ärzte sich jetzt als die „kompetenteren“ Staatsbüttel für Rationierung anzudienen versuchen und sprachlich Rationierung jetzt euphemisch als „Priorisierung“ bezeichnen. Es zeugt nicht von „Verantwortung“, sondern vom Willen politisch mitzumischen. Für die Ver- teilung und Überwindung knapper Ressour- cen hat es immer schon einen viel effizien- teren, eleganteren und humaneren Weg ge- geben als die Planwirtschaft: nämlich ech- ten Markt und Transparenz.

Dr. med. Thomas Kajdi, 66333 Völklingen

um so viel steigen, dass ein Mehr von ge- nau 100 000 Relativgewichten erreicht wird. Das Relativgewicht der Appendek- tomie hat sich im Verhältnis zu den ande- ren Relativgewichten verschlechtert. Aber alle anderen DRGs bringen an Relativge- wichten das Mehr auf, das bei der Ap- pendektomie verloren wurde. Die Summe aller Relativgewichte ist gleich geblieben.

Bis zu diesem Punkt ist von Erlösen noch keine Rede. Jetzt erst kommt der Landes- basisfallwert und erzeugt mit dem jeweili- gen Relativgewicht den Preis der einzel- nen DRG. Das Geld im Topf wird nicht weniger, es wird nur anders verteilt. Eine Abwärtsspirale „im System“ ist nicht möglich . . .

Unter Druck kann nur die Klinik geraten, die ausschließlich Appendektomien macht und zu teuer ist.

Priv.-Doz. Dr. med. Friedrich Heubel, Leiter der Arbeits- gruppe Ökonomisierung der Akademie für Ethik in der Medizin, 35037 Marburg

Dipl.-Ökonom Horst Imdahl, M.A., Mitglied der Arbeits- gruppe Ökonomisierung der Akademie für Ethik in der Medizin, 41239 Mönchengladbach

B R I E F E

Referenzen

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