• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Verordnen die Kassenärzte zu teuer?" (13.04.1984)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Verordnen die Kassenärzte zu teuer?" (13.04.1984)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Verordnen die Kassenärzte zu teuer?

Nachhaltige Fragen stellen sich auch an die Verordnungsweise vie- ler Ärzte, die sich nicht in notwendi- gem Umfang an der Preiswürdigkeit von Arzneimitteln orientierten."

Dieser Vorwurf des Bundesarbeits- ministers in seiner Rede vor den Teilnehmern der Konzertierten Ak- tion stützt sich auf Daten des von seiner Fachabteilung Krankenversi- cherung vorgelegten Orientierungs- datenpapiers. Danach hat zwar die Zahl der verordneten Arzneimittel- packungen im letzten Jahr um be- achtliche 10,3 Prozent abgenom- men; dennoch sind die Arzneimit- telausgaben der Krankenkassen um 5 Prozent gestiegen. Dafür seien neben den pharmazeutischen Her- stellern, die bei den Preisen kräftig zugelangt hätten, auch die Kassen- ärzte schuld, erklärte Blüm. Letzte- re verordneten zunehmend teure Arzneimittel. Blüm sieht in diesem Verhalten der Kassenärzte eine Miß- achtung des Wirtschaftlichkeitsge- botes, schätzt er doch das Einspar- potential bei preisbewußter Verord- nungsweise auf mehrere Milliarden DM ein. Ein harter Vorwurf!

Aber so einfach ist die Wirklichkeit doch nicht. Bewegung ins Verord- nungsverhalten der Kassenärzte brachte im letzten Jahr die Einfüh- rung der sogenannten Negativliste.

Klammert man die betroffenen Indi- kationsgruppen (Schnupfen-, Hu- sten-, Grippe- und Abführmittel) aus dem Vergleich aus, so hat für alle übrigen Indikationsgruppen die Zahl der verordneten Arzneimittel- packungen in 1983 gegenüber 1982 um 6,5 Prozent abgenommen. Ent- gegengesetzt wurden aber größere Packungen und höhere Stärken — beides kann medizinisch durchaus sinnvoll sein — verschrieben. Tat- sächlich verringerte sich die verord- nete Arzneimittelmenge um 2,3 Prozent.

Dies ist eine Größenordnung, die auch in den Jahren 1981/1982 er-

reicht wurde. Sie ist Ausdruck des Bemühens der Kassenärzte, insge- samt weniger Arzneimittel zu ver- ordnen.

Aber auch bei dieser Rechnung bleibt eine sogenannte Stukturkom- ponente von 4,4 Prozent übrig, die aus der Verschreibung teurer Arz- neimittel herrührt. Allerdings entfal- len davon über 3 Prozent auf die Verordnung neu auf den Markt ge- kommener Arzneimittel, die in ih- rem Preis zumeist bedeutend teurer sind als der Durchschnitt der soge- nannten Altpräparate. Also ein Tri- but an den Fortschritt?

Viele neue Arzneimittel stellen einen bedeutenden Fortschritt dar, den der Arzt nutzen muß. Aber es gibt da auch nicht wenige sogenannte neue Präparate, die nur im Preis, nicht aber in ihrem therapeutischen Nutzen fortschrittlich sind. Sorg- sam abzuwägen, zu prüfen, ob der höhere Preis den versprochenen Nutzen aufwiegt, ist die nachdrück- liche Bitte an die Kassenärzte. Dies gilt auch für Verordnungswechsel im Altsortiment. Ohne Zweifel gibt es medizinisch positive Entwicklun- gen, die allerdings ihren Preis ha- ben: so ist der Wechsel von den Re- serpin-Kombinationen auf die ne- benwirkungsärmeren Betablocker- Kombinationen in der Hochdruck- therapie pharmakologisch sinnvoll.

Ähnliche Beispiele gibt es viele.

Aber auch der Übergang zu billige- ren Arzneimitteln ist möglich. So haben bei Koronar-Therapeutika oder bei den Diuretika Arzneimittel aus der Gruppe der Generika die höchsten Umsatzzuwächse. Dies ist Ausdruck eines preisbewußten Ver- haltens der Kassenärzte. Hier mehr zu tun ist das Gebot der Stunde.

Schließlich zielt die Strategie des

„soviel ambulant wie möglich"

auch darauf ab, bei den veranlaßten Leistungen zu sparen!

Dr. med. Eckart Fiedler DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Konzertierte Aktion

träger blockierten — und stimm- ten dem wesentlichen Gehalt je- nes Textes am Ende doch zu!

Sie akzeptierten sogar, zum Er- staunen manches erfahrenen Kämpen, das ominöse Wort Grundlohnsumme.

Von der Grundlohnsumme ist in der Ärzteempfehlung nicht die Rede. Die Ärztevertreter hatten sich in den Vorverhandlungen dagegen gesperrt und sich we- der durch die Seelenmassa- ge des Bundesarbeitsministers noch das Drängen der Kranken- kassenvertreter erweichen las- sen. Im abgelaufenen Jahr sind die Ausgaben für ambulante ärztliche Behandlung um 4,8 Prozent gestiegen. Der Erste Vorsitzende der Kassenärzt-

lichen Bundesvereinigung, Dr.

Hans Wolf Muschallik, erklärte das, hierbei unterstützt von den Krankenkassen-Vertretern, da- mit, daß die Politik des „soviel ambulant wie möglich, soviel stationär wie nötig" jetzt greife.

Außerdem führte Muschallik an:

die gestiegenen Praxiskosten (1982 überschritten sie erstmals die 50-Prozent-Marke und lagen bei 51,3 Prozent des Umsatzes) sowie die deutlich steigende Kassenarztzahl (1983: brutto 6,2 Prozent) und damit einherge- hend die Verjüngung der Kas- senärzteschaft.

Zu später Stunde kam die Kon- zertierte Aktion noch auf den

„Fall Dortmund" zu sprechen.

Dr. Muschallik erläuterte die KBV-Auffassung und vor allem den Vorschlag, dem Patienten ein Doppel des Krankenschei- nes auszuhändigen. Die Reak- tion seitens der Krankenversi- cherung zu diesem Vorschlag war zurückhaltend, wenn auch nicht direkt ablehnend; die Re- aktion von Bundesarbeitsmini- ster Norbert Blüm dagegen ein- deutig positiv: er bestärkte Mu- schallik, auf diesem Wege fort- zufahren. Blüm zu Muschallik:

„Sie haben in mir hierbei einen Bundesgenossen." NJ

1148 (20) Heft 15 vom 13. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

gendes. Dies kann nicht den Kas- senärzten angelastet werden. Der Höchstbetrag •verschiebt sich viel- mehr automatisch um den entspre- chenden Überschreitungsprozentsatz

C> weil durch § 14 des Bundes- seuchengesetzes allein nicht mehr sichergestellt werden kann, daß Einrichtungen vorgehalten wer- den, in denen ohne Gefahr für

100 Allgemeinärzte netto mehr. Seit 1976 war der Anteil der Allge- meinärzte an der Summe aller Ärz- te kontinuierlich von 27 Prozent auf 21 Prozent gesunken, seit 1980 allerdings

April 1993 den zwei Wochen zuvor bei Stainach am nördli- chen Ufer der Enns begonne- nen Bauarbeiten, durch eine Baustellenbesetzungerstmals Einhalt geboten..

Nachdem sich BPI und Barmer bereits auf ge- meinsame Kriterien für die Qualität und Deklaration von pflanzlichen Arzneimitteln im Leistungskatalog der Krankenkassen geeinigt

Da das Sexualverhalten und -empfin- den individuell sehr unterschiedlich ist, gibt es kein „sexuelles Verhaltensmo- dell“, zu dem im Bereich der GKV- Richtlinien Vorgaben über den

Allerdings hat sich der Abstand zwischen den Raten verschoben (Nerven- ärzte einschließlich Psy- chotherapeuten plus 10,3 Prozent, Orthopäden plus 3,8 Prozent, Praktische Ärzte

Bernhard Eifrig.. Sie werden kurz beschrieben und im Ver- gleich zu Vorgängerpräparaten kritisch bewertet. Einige Bewertungen fallen hier strenger aus als bei Fricke und