A 1494 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 31–32|
9. August 2010 Das erst vor gut einem Monat ver-abschiedete Arzneimittelsparpaket ist nach einem Medienbericht be- reits von den Pharmakonzernen unterlaufen worden. Wie das Maga- zin „Der Spiegel“ berichtet, nutzen die Unternehmen eine von Experten
„Preisschaukel“ genannte Gesetzes - lücke, um den auf 16 Prozent er- höhten Zwangsrabatt abzumildern.
Dem „Spiegel“ zufolge erhöhten die Konzerne Mitte Juli kurzfris - tig ihre Preise, nur um sie zwei Wochen später wieder abzusenken.
Diese jüngsten Preissenkungen könn - ten sie sich nun auf den Rabatt an- rechnen lassen. Das Bundesgesund- heitsministerium drohte den Firmen mit Konsequenzen, wenn sie die Regelungen zum Preisabschlag un- terlaufen.
ARZNEIMITTEL
Pharmaindustrie unterläuft Sparpaket
Der erste Teil des Arznei- mittelsparpaketes war am 1.
August mit dem „Gesetz zur Änderung krankenversiche- rungsrechtlicher und ande- rer Vorschriften“ (GKV-Än- derungsgesetz) in Kraft ge- treten. Demnach steigt der Herstellerabschlag für Arz- neimittel ohne Festbetrag von sechs auf 16 Prozent, und es besteht ein Preisstopp für alle Arz- neimittel, die von den Kassen be- zahlt werden. Die Regelungen gel- ten bis Ende 2013. Die Bundesre- gierung erhoffte sich dadurch eine Entlastung der Krankenkassen von etwa 1,15 Milliarden Euro pro Jahr.
Die Rehabilitation von älteren Menschen soll künftig stärker mit der Krankenhausbehandlung und der häuslichen Krankenpflege ver- netzt werden. Dies forderten Ärzte, Wissenschaftler, Politiker und Kran- kenkassenvertreter auf dem 1. Fach- kongress für Rehabilitationsfor- schung und Versorgungsmanage- ment am 6. Juli in Berlin.
„Die Forschung zeigt, dass gute Rehabilitation immer individuell und vernetzt ist“, sagte der Vor- standsvorsitzende der AOK Baden- Württemberg, Dr. Rolf Hoberg.
Dieses Ziel will die AOK Baden- Württemberg gemeinsam mit der Universität Heidelberg ab Herbst mit einem Modellprojekt erreichen, bei dem die Reha von älteren REHABILITATIONSFORSCHUNG
Für mehr Vernetzung und Individualität
Schlaganfallpatienten individuell zu- geschnitten wird.
Dieser neue Ansatz ergab sich aus der Studie „ARISE“ (Ange- wandte Rehabilitationsforschung Interdisziplinäre Schlaganfall-Erhe- bung), die das Institut für Geronto-
Zahl der Woche
Prozent der Fälle von Produktpiraterie, in 10
denen die EU-Zollbehörden 2009 aktiv wurden, waren Arzneimittelfälschungen.
Mit dem Gesetz wurde auch der umstrittene Online-Abgleich der Ver- sichertenstammdaten rechtskräftig.
Künftig müssen Krankenkassen On- line-Dienste anbieten, mit denen Ärzte die Gültigkeit der Versicher- tendaten überprüfen und die Kran- kenkassen die Daten auf der elektro- nischen Gesundheitskarte aktualisie- ren können. Ärzte und Krankenhäu- ser sollen die Daten beim ersten Kontakt im Quartal abgleichen. So- mit sollen ungültige, verlorene oder als gestohlen gemeldete Karten iden- tifiziert werden. Die Online-Anbin- dung der Praxis-EDV an die Telema- tikinfrastruktur ist dabei für die Ver- tragsärzte freiwillig. afp/fos
logie an der Universität Heidelberg erstellt hat. Beginnend im Jahr 2003 entwickelte die Einrichtung gemeinsam mit Kooperationspart- nern aus der Akutversorgung und der stationären Rehabilitation ein Prognoseassessment für ältere Schlaganfallpatienten und testete es auf seine Eignung.
„Die Studie hat eindeutig ge- zeigt, dass bei der Entscheidung, ob und welche Rehabilitationsleis- tungen Schlaganfallpatienten er - halten sollen, das Lebensalter nur eine untergeordnete Rolle spielt“, erklärte Prof. Dr. med. Andreas Kruse, Leiter des Instituts. Körper- liche, psychische und kognitive Merkmale müssten unbedingt mit- berücksichtigt werden. ER Um die Zwangs-
rabatte auszu- gleichen hatten die
Firmen vor wenigen Wochen die Preise erhöht, wie der
„Spiegel“ berichtet.
Foto: dpa
Die Potenziale älterer Menschen können durch Rehabilitationsmaß- nahmen gefördert werden.
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