emz1ger in Europa 13 Prozent Mehrwertsteuer auf Arzneimittel erhebt, die von den Krankenver- sicherten aufgebracht werden müssen.
Probleme der Überweisung müssen bewältigt werden Prof. Dr. Hans J. Sewering (Mün- chen), Vorsitzender der Kassen- ärztlichen Vereinigung Bayerns, ging noch einmal auf die Polikli- nik-Problematik ein und mahnte, den Landesregierungen erneut die Folgen solcher Regelungen nach- drücklich vor Augen zu führen, wie sie jüngst vom Bundesrat in den Gesetzentwurf' eingebracht worden waren. Er erinnerte aber auch daran, daß die Kultusmini- ster die in Frage stehenden Forde- rungen mit dem Argument erhe- ben konnten, daß sich die Polikli- niken längst zu Spezialambulan- zen entwickelt hätten, die zuneh- mend von niedergelassenen Ärz- ten in Anspruch genommen wür- den.
[> Darin zeige sich ein Mangel an
Kooperation, der es unmöglich mache, den Grundsatz "soviel am- bulant wie möglich ... " zu erfül- len. Solange einzelne Arztgruppen oder Einzelärzte in großer Zahl noch nicht begreifen, daß Koope- ration mit den anderen niederge- lassenen Ärzten das Gebot der Stunde ist und etwa Futterneid das allerletzte, was wir uns in die- ser Situation leisten dürfen, solan- ge bestehe die Gefahr, daß die Kultus- und Finanzminister der Länder etwas durchsetzen, was sich dann in unabsehbarem Um- fang zu Lasten aller Ärzte auswir- ken werde.
,,Sozialpsychiatrische
Beratungsstellen": Sprengsatz gegen freie Arztwahl
Sewering machte außerdem auf die zunehmende Propagierung
"Sozialpsychiatrischer Beratungs- stellen" aufmerksam: Mit diesem regierungsamtlichen Versuch wer- de in die Behandlungslandschaft
Die Information:
Bericht und Meinung KBV-Vertreterversammlung: Diskussion
· Wictltige
:lnfor~ati9nan alle Kassenärzte
Übers· chreUungen · der ·
· .·A : r:zneimittei-Höchstbeträge drohen
Die Konzertierte .Aktion im Gesund-
~ heitswesen hatte für das Jahr 1980
· eine·· ··Anhebung· ··der Arzneimittei- .·Höchstbeträge für die zu lasten der , gesetilichen Krank'enversicherung . verordneten Arzneimittel um 5,9 Pro-
··zent je Mitglied empfohlen.
~ Die von den Spitzenverbänden der Krankenkassen mitgeteilten Daten . über den Ausgabenanstieg für verord- nete Arzneimittel in den ersten drei Quartalen 1980'1iegen sowohl im Er- .satzkass'en!Jereich· als auch im Bun- . 'de·sdurchschnitt der meisten RVO- Krankenkassen und d'er Bundes- knappschaft ·deutlich über dieser empfohlenen Zuwachsrate. Damit be- . steht die. Gefahr· einer nicht nur ge- ringfÜgigen Überschreitung der Arz- neimittel-Höchstbeträge im ganzen Jahr 1980. Erste Analysen haben fol-_
gendes. ergeben:
. · Die Preise.für Arzneimittel sind stär- ker gestiegen als bei der Festlegung der .. Arzneimittei-Höchstbeträge' er- . wartet. Dies kann nicht den Kas- senärzten angelastet werden. Der Höchstbetrag •verschiebt sich viel- mehr automatisch um den entspre- chenden Überschreitungsprozentsatz nach-oben. Dennoch·muß auch mit einer Überschreitung der bei der Fest- setzung der .Arzneimi\tei-Höchstbe- träge. für 1980 zugrunde ··gelegten Verordnungsmenge gerechnet wer- den.
Inwieweit eine solche Entwicklung ganz . .o.der teilweis.e auf medizinisch nicht begründbare und damit gegebe-
I
' neofalls unwirtschaftliche\Verordn·un-. gen zuFückzuführen ist, k~nn erst nach .der ßndgültigeA Feststellung ei- ner Überschreitung der, Arzneimittei-
·Höchstbeträge geprüft werden.
• Der Vorstand der Kassenärztlichen
..
Bundesvereinigung· bittet alle an der
.
\kassen-/vertragsärztlic.~en Versor- g.ung teilnehmenden Arzte, im Rah- men ihrer Verordnungen die in· den
· A.rzneimittei-Richtlinien des Bundes- 3.usschusses enthaltenen Vorschrif- ten über eine wirtschaftliche Verord- nungsweise ~esonders zu beachten.
Er ist sich darüber im klaren, daß die Ausgabenentwicklung für verordnete Arzneimittel in 1980 nicht mehr be- einfloßt werden kann. Dennoch fühlt er sich zum Schutze der Kassenärzte· und im Sinne der mit deri Kranken- Kassen· vereinbarten · ;,Grundsätze zum Arzneimittei-Höchstbetrag" ver- pflichtet, auf diese besorgniserregen- je Entwicklung hinzuweisen. Er bittet daher jeden an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmenden Arzt, sei- 'le Verordnungstätigkeit verantwort-
·Jch zu prüfen. ·
Der Vorstand hat gleichzeitig nach- drUcklieh die ·Krankenkassen gebeten, auf .ihre Versicher:ten dahingehend einzuwirkan, keine unangemessenen
· Verordnungswünsche · zu äußern, · sondern die sachgemäße Verordnung von' Arzneimitteln vertrauensvoll dem
ArZt
zu überlassen. Die Versicherten sollten einsehen, daß nichl jeweils das teuerste und das von ihnen ge- .vünschte Arzneimittel zugleich auch das wirksamste ist.Den Bundesverband der Pharmazeu- tischen 'Industrie hat der Vorstand erneut aufgerufen, endlich dem, Wunsch nach objektiver Information nachzukommen, wie er in der ge- meinsam getragenen Empfehlung der Konzertierten Aktion vom Herbst 1979 zum Ausdruck g~bracht wurde.
· Das betrifft vor allem die in der Arz- neimittelwerb'ung teilweise festzustel- lende und medizinisch unhaltbare Al)sweitung der Indikationsansprüche mancher Präparate. . KBV
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 1 vom 1. Januar 1981 17