Fortschritte wie auf kaum ei- nem anderen Gebiet sind bei der Therapie der Hepa- titis C zu verzeichnen. Zu den Verbesserungen gehören 56 Prozent dauerhaftes viro- logisches Ansprechen bei Kom- binationsbehandlung, indivi- dualisierte Therapie mit re- duzierter Ribavirindosis, frü- hes Abschätzen des Thera- pieerfolges – insgesamt eine verbesserte Behandlung bei reduzierten Kosten und ge- steigerter Lebensqualität.
Wahrscheinlich seien durch eine Langzeittherapie auch bei initialen Non-Respon- dern Komplikationen (Fibro- genese, hepatozelluläre Kar- zinome) zu beeinflussen, hofft Prof. Stefan Zeuzem (Frankfurt/Main). Das jüng- ste pegylierte Interferon al- pha-2a – ein verzweigtketti- ges und damit lang wirksames Produkt (Pegasys®), das über eine Woche konstante Wirk- spiegel zeigt – hat bei chroni- scher Hepatitis C in Kombi- nation mit Ribavirin einen Zugewinn von elf Prozent Heilung erbracht. Wie Prof.
Michael Manns (Medizini- sche Hochschule Hannover) ausführte, ist das neue Inter- feron in 130 klinischen Studi- en bei rund 25 000 Patienten geprüft worden.
Mithilfe der Viruslast den Therapieerfolg abschätzen Bei Infektionen mit Genotyp 2 und 3, die leichter zu behan- deln sind, reicht eine 24-wö- chige Therapie mit 180 µg pegyliertem Interferon alpha- 2a pro Woche in Kombina- tion mit einer mittleren Do- sis Ribavirin (800 mg/die) aus, um Heilungsraten von 78 Prozent zu erzielen; bei HCV- Erkrankungen vom Geno- typ 1 dagegen ist bei Re- spondern eine 48-wöchige Therapie mit der Ribavirin-
Standarddosis (1 000 bis 1 200 mg) nötig. Hier lassen sich Heilungsraten von 51 Prozent erreichen, wie Zeuzem dar- legte.
Neben diesem „Meilen- stein“ sieht Manns einen Fortschritt in der frühen Ab- schätzung des Therapieerfol- ges: Wenn ein Patient mit HCV-Genotyp 1 nach der zwölfwöchigen Basistherapie einen Abfall der Viruslast um zwei Log-Stufen zeigt, ist in 86 Prozent eine Heilung möglich, wenn die Therapie fortgesetzt wird. Sinkt die Vi- ruslast in diesem Zeitraum weniger stark, kann die The- rapie abgebrochen oder ge- ändert werden, da die Hei- lungschancen nur bei rund 14 Prozent liegen. Dies erspare einerseits dem Patienten die nicht ganz nebenwirkungsar- me Behandlung und führe an- dererseits zu einer Kostenre- duktion.
Bessere Verträglichkeit und niedrige Abbruchrate
Gegenüber dem Standard-In- terferon weist das neue Pro- dukt eine bessere Verträg- lichkeit auf. Die grippeähn- lichen Symptome seien um ein Viertel reduziert, was sich auch in niedrigeren Abbruch- raten widerspiegele, so Zeu- zem. Für die Zukunft kün- digte der Referent sowohl ein neues Ribavirin mit weniger Nebenwirkungen an als auch die Perspektive, dass durch eine Langzeitbehandlung mit Interferonen die Fibrogenese und mit großer Wahrschein- lichkeit das Auftreten hepati- tis-assoziierter hepatozellulä- rer Karzinome reduziert wer- den kann. Dr. Renate Leinmüller
Einführungspressekonferenz „Pegasys®: Beste Hoffnung auf Heilung bei Hepati- tis C“ der Firma Hoffmann-La Roche in Frankfurt/Main
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4615. November 2002 AA3121