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Archiv "Chronische Hepatitis C: Hohe Heilungsraten ohne Interferon" (06.02.2015)

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A 246 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 6

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6. Februar 2015

CHRONISCHE HEPATITIS C

Hohe Heilungsraten ohne Interferon

Mit der neuen Fixkombination aus Ledipasvir und Sofosbuvir können Hepatitis-C- Virus-Patienten Genotyp 1 zuverlässig behandelt werden. Im Gegensatz

zur Therapie mit Interferon treten gleichzeitig nur leichte Nebenwirkungen auf.

S

eit Dezember 2014 steht eine weitere Therapieoption für die chronische Hepatitis C der Ge- notypen 1, 3 und 4 zur Verfügung.

Es handelt sich um eine Fixkombi- nation aus dem neuen Wirkstoff Ledipasvir, einem NS5A-Inhibitor, und dem bereits zugelassenen Nu- cleotid-NS5B-Polymeraseinhibitor Sofosbuvir. Das sogenannte „Sin- gle-Tablet-Regime“ erzielte in Stu- dien ohne Interferon bei unvor - behandelten und vorbehandelten HCV-Patienten Genotyp 1 mit und ohne Leberzirrhose Heilungsraten von bis zu 99 Prozent.

Die Fixkombination (Harvoni®) wird als eine Tablette (90 mg Ledi- pasvir plus 400 mg Sofosbuvir) ein- mal täglich eingenommen – ohne Interferon und bei den meisten Pa- tienten auch ohne Ribavirin. Die empfohlene Therapiedauer beträgt je nach dem Schweregrad der Le- bererkrankung acht, zwölf oder 24 Wochen (1). Bei unvorbehandelten Patienten (Genotyp 1 und 4) ohne Zirrhose und mit einer HCV-Virus- last von < 6 Millionen IU/mL kön- nen acht Wochen Therapie erwogen werden, ansonsten erhalten unvor- behandelte und vorbehandelte Pa- tienten ohne Zirrhose und mit kom- pensierter Zirrhose und geringem Progressionsrisiko zwölf Wochen lang die Fixkombination. Patienten mit dekompensierter Zirrhose, Pa- tienten vor oder nach einer Leber- transplantation sowie Patienten mit Genotyp 3 sollten zusätzlich Riba- virin erhalten und 24 Wochen lang behandelt werden.

Prof. Dr. med. Stefan Zeuzem, Universitätsklinikum Frankfurt, er- innerte daran, dass sich viele Er- krankte aus Angst vor den Neben- wirkungen gegen eine Therapie mit Interferon entscheiden. Einige Pa- tienten, insbesondere mit einer fort- geschrittenen Lebererkrankung, wa-

ren für eine Interferon-Therapie nicht geeignet. Nun könnten praktisch al- le HCV-Patienten mit Genotyp 1 ohne Interferon behandelt werden, inklusive jenen mit einer HIV- Koinfektion und einer weit fortge- schrittenen Lebererkrankung, er- klärte Zeuzem.

Heilungsraten betrugen in Studien bis zu 99 Prozent

Knapp 2 000 unvorbehandelte und vorbehandelte HCV-Patienten Ge- notyp 1 wurden mit Sofosbuvir/Le- dipasvir im Studienprogramm ION behandelt. Insgesamt 99 Prozent (210/213) der therapienaiven Pa- tienten mit und ohne Zirrhose er- reichten mit zwölf Wochen und 98 Prozent (213/217) mit 24 Wo- chen Sofosbuvir/Ledipasvir eine anhaltend nicht nachweisbare HCV- RNA-Viruslast zwölf Wochen nach Behandlungsende (sustained viro- logiocal response week 12, SVR12) und galten somit als geheilt (2). Die SVR-12-Raten bei vorbehandelten Patienten inklusive jenen mit Zir- rhose und Patienten, bei denen eine vorherige Proteasehemmer-Thera- pie versagt hatte, betrugen in der Studie ION-2 nach zwölfwöchiger Therapie 94 Prozent (102/109) und nach 24-wöchiger Therapie 99 Pro- zent (108/109) (3). In der Studie ION-3 erzielten 94 Prozent (202/215) der therapienaiven Patienten ohne Zirrhose mit acht Wochen Thera- piedauer und 96 Prozent (208/216) mit zwölf Wochen Therapiedauer eine SVR12 (4). Die einzigen Ne- benwirkungen, die häufiger als un- ter Placebo auftraten, waren Kopf- schmerz und Erschöpfung.

Für Prof. Dr. med. Michael Manns, Medizinische Hochschule Hannover, bedeutet die neue Thera- pieoption das vorläufige Ende einer kontinuierlichen Verbesserung der HCV-Therapie seit der Entdeckung

des Virus vor 25 Jahren. Manns geht für Deutschland von 400 000 bis 600 000 Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion aus, von denen nur die Hälfte diagnosti- ziert ist und von denen jeder vierte In fizierte ohne Behandlung im Ver- lauf eine Zirrhose oder ein hepato- zelluläres Karzinom entwickeln wird. Laut einer Modellrechnung werden aufgrund der Infektionen in den 70er und 80er Jahren bis 2030 rund 100 000 Patienten wegen einer HCV-bedingten Folgeerkrankung behandelt werden. 26 000 Men- schen würden an den Folgen der chronischen HCV sterben (5).

Wegen der hohen Kosten für die neuen Therapien kann zurzeit nicht sofort jeder Patient behandelt wer- den, sagte Manns. Nach wie vor gebe es eine Priorisierung. Zu- nächst werden die Patienten be- handelt, die eine dringende Thera- pieindikation haben. Viele Er- krankte könnten mit einer Therapie warten. Manns wies jedoch auch darauf hin, dass nun eine Welle von Folgekomplikationen vermie- den werden kann, würde die An- zahl der behandelten Patienten von 10 000 auf 20 000 pro Jahr gestei-

gert werden (6).

Andrea Warpakowski

Pressekonferenz „Harvoni® – Aufbruch in eine Zu- kunft ohne HCV“ in Frankfurt; Veranstalter Gilead

LITERATUR

1. Fachinformation Harvoni®; Stand November 2014.

2. Afdahl N, et al.: N Engl J Med 2014; 370:

1889–90.

3. Afdahl N, et al.: N Engl J Med 2014; 370:

1483–93.

4. Kowdley KV, et al.: N Engl J Med 2014;

370: 1879–88.

5. Razavi H, et al.: J Health Economics and Outcomes Research 2013; 1: 239–53.

6. Wedemeyer H, et al.: J Viral Hepatitis 2014;

21(Suppl 1): 60–89.

P H A R M A

Referenzen

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