mie bewegt sich in der Startphase
immer exponentiell, läßt sich aber nach einer bestimmten Zeit durch ei- ne logistische Funktion exakter be- schreiben.Die logistische Funktion zeich- net sich dadurch aus, daß sie gegen ein Maximum strebt (Sättigung) und einen Wendepunkt mit maximaler Anstiegsgeschwindigkeit besitzt. Die AIDS-Fallzahlen bei Homosexuellen lassen sich zum Beispiel heute schon bedeutend besser durch eine logisti- sche als durch eine exponentielle Funktion beschreiben. Dies trifft für andere Gruppen nicht zu.
Wenn der Zeitverzug zwischen Infektion und Test und die Test- wahrscheinlichkeit unverändert blei- ben — diese Annahme ist für die Jah- re 1988 und 1989 vertretbar, obwohl hierzu keine belastbaren Daten vor- liegen —, müßte eine gegenüber frü- her (sagen wir 1986) erhöhte Ver- breitungsgeschwindigkeit mit einem Anstieg der neuentdeckten Infektio- nen einhergehen und in den Daten der Laborberichtspflicht ablesbar sein. Dies ist nicht der Fall (1). Also kann die Hypothese einer sich erhö- henden Inzidenz verworfen werden.
Damit wäre anzunehmen, daß die Zahl der jährlich entdeckten HIV- Infektionen mit ihrer Belastung durch unerkannte Doppelmeldun- gen auch ein Höchstwert für jähr- liche Inzidenzen entdeckter HIV-In- fektionen darstellt und bei hohen Testwahrscheinlichkeiten von Perso- nen mit erhöhtem Risiko ein halb- wegs tauglicher Schätzer für die tat- sächliche Inzidenz. Halbwegs taug- lich deshalb, weil nicht ohne weiteres von einem gleichen Risiko für eine HIV-Infektion bei getesteten und nicht getesteten Personen ausgegan- gen werden kann.
Das Postulat einer „sicheren Höchstzahl" kann allerdings nur dann gelten, wenn HIV nicht mit derselben Dynamik in weitere Bevöl- kerungsschichten eindringt, wie es bei Homosexuellen und i. v. Drogen- abhängigen der Fall war. Zwar stei- gen einerseits die Anteile von nicht aus den klassischen Gruppen mit er- höhtem Risiko stammenden AIDS- Erkrankten, andererseits können wir aufgrund der Ergebnisse bei Unter- suchungen von Schwangeren und
von Blutspendern, die
tendenziell abnehmende Punktprävalenzen zei- gen, zum jetzigen Zeitpunkt eine sol- che Entwicklung nicht sehen. Der scheinbare Widerspruch zwischen steigenden Anteilen von wahrschein- lich heterosexuell infizierten Er- krankten zu abnehmenden Punkt- prävalenzen in dieser Gruppe läßt sich durch eine tendenzielle Sätti- gung in der Gruppe der Homosexu- ellen erklären, die nach wie vor 70 Prozent der AIDS-Fälle insgesamt ausmachen.Interferon
bei Hepatitis C wirksam
Von mehreren Arbeitsgruppen konnte bestätigt werden, daß die Transfusionshepatitis heute fast aus- schließlich durch das Hepatitis-C- Virus ausgelöst wird. So ließen sich bei 16 Anti-HCV-positiven Patien- ten in 14 Fällen (88 Prozent) Anti- HCV auch im Serum des Blutspen- ders nachweisen, obwohl nur 33 Pro- zent dieser Spender einen erhöhten Alanin-Aminotransferase-Wert auf- wiesen.
Zwischenzeitlich liegen auch die ersten Therapiestudien über die Be- handlung der chronischen Hepatitis C mit rekombinantem Interferon al- pha vor. In der ersten Studie erhiel- ten 21 Patienten 2 Mio. I. E. Interfe- ron alpha subkutan 3 x wöchentlich über sechs Monate, 20 Patienten er- hielten Plazebo. Unter der Interfe- ron-Therapie kam es zu einer signifi- kanten Besserung der Transamina- senwerte und des histologischen Be- fundes; bei zehn fielen die Transami- nasenwerte sogar in den Normbe- reich ab. Nach Absetzen der Thera- pie kam es jedoch zu einem erneuten Transaminasenanstieg, nur bei zehn Prozent verblieben die Werte im Normbereich.
In der zweiten Studie wurden 166 Patienten mit chronischer Hepa- titis C entweder mit 3 Mio. oder 1 Mio. I. E. Interferon alpha 3 x wö- chentlich für 24 Wochen behandelt.
Unter der höheren Dosierung kam es
Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. Dr. Josef Estermann Bundesgesundheitsamt AIDS-Zentrum
Fachgebiet Epidemiologie Reichpietschufer 74-76 1000 Berlin 30
FÜR SIE REFERIERT
zu einer Normalisierung der Trans- aminasenwerte bei 46 Prozent; unter der niedrigen Dosierung in 28 Pro- zent. In einer unbehandelten Kon- trollgruppe war dies nur bei acht Prozent der Fall. Auch hier kam es sechs Monate nach Absetzen der Therapie bei rund der Hälfte der Pa- tienten zu einem Rezidiv.
Der Einsatz von Interferon muß nach den vorliegenden Studien nicht nur bei der chronischen Hepatitis B, sondern auch bei der chronischen Hepatitis C diskutiert werden. W
Alter, H. J., R. H. Purcell, J. W. Shih et al.:
Detection of Antibody to Hepatitis C Vi- rus in Prospectively Followed Tranfusion Recipients with Acute and Chronic Non- A, Non-B-Hepatitis. N. Engl. J. Med: 321:
1494-1500, 1989
Department of Transfusion Medicine, Warren Grant Magnuson Clinical Center, National Institutes of Health, Bethesda, MD 20892, USA.
Bisceglie A. M., P. Martin, C. Kassianides et al.: Recombinant Interferon Alfa Ther- apy for Chronic Hepatitis C. A Rando- mized, Double-Blind, Placebo-Controlled- Trial. N. Engl. J. 321: 1506-1510, 1989 Liver Diseases Section, Digestive Diseases Branch, National Institute of Diabetes and Kidney Disease, National Institute of Health, Bethesda, Maryland 20892.
Davis G. L., L. A. Balart, E. R. Schiff et al.:
Treatment of Chronic Hepatitis C with Re- combinant Interferon Alfa. A Multicenter Randomized, Controlled Trial. N. Engl. J.
Med: 321: 1501-1506, 1989
Division of Gastroenterology, Hepatology and Nutrition. J. 214 JHMHC University of Florida Gainesville, FL 32610
A-2478 (50) Dt. Ärztebl. 87, Heft 33, 16. August 1990