70 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 425. Januar 2008
M E D I Z I N
diesen Tumor möglichst früh zu erkennen. Circa vier bis acht Prozent aller Schilddrüsenmalignome sind C- Zell-Karzinome. Eine frühzeitige Behandlung kann die Prognose dieser Tumoren entscheidend verbes- sern. In großen Studien ergab sich bei Schilddrüsen- knoten eine Detektionsrate für das C-Zell-Karzinom von 0,1 bis 0,3 Prozent. Die Serumcalcitoninbestim- mung bei kalten Knoten ist inzwischen weitgehend anerkannt.
Leitlinien
Kontrovers diskutiert wurden die Leitlinien zur The- rapie und Nachsorge des differenzierten Schilddrü- senkarzinoms, weil hier zum Teil deutliche Unter- schiede zwischen nationalen und europäischen Vorga- ben bestehen. Während die aktuellen deutschen Leitli- nien grundsätzlich eine weitgehende TSH-Suppres- sion vorsehen, wird nach den europäischen Leitlinien bei Niedrigrisikopatienten in kompletter Remission eine reine Substitution mit TSH-Werten im unteren Normbereich als ausreichend angesehen. Eine Anglei- chung der nationalen Leitlinien ist avisiert. Wichtigste Instrumente der Nachsorge sind die Bestimmung des Serumthyreoglobulins, die Sonografie des Halses so- wie die Ganzkörperszintigrafie nach Radiojodappli- kation.
Resümee
Bei den meisten Schilddrüsenerkrankungen sind die therapeutischen Erfolge ermutigend. Defizite bestehen dagegen nach wie vor in der rechtzeitigen Erkennung von Schilddrüsenkrankheiten. Viele Patienten mit Stru- ma oder sonografisch erfassbaren Veränderungen wis- sen nichts davon.
Dtsch Arztebl 2008; 105(4): 69–70 DOI: 10.3238/arztebl.2008.0069
Interessenkonflikt
Prof. Grünwald und Dr. Middendorp haben von der Firma Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Honorare für Vortragsveranstaltungen sowie For- schungsunterstützung und Reisekostenübernahme erhalten.
Das Symposium wurde durch die Firma Sanofi-Aventis Deutschland GmbH – Linie Henning – unterstützt.
Manuskriptdaten
eingereicht: 22. 10. 2007, angenommen: 10. 12. 2007
Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Frank Grünwald Dr. med. Marcus Middendorp
Klinik für Nuklearmedizin der Universität Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt/Main
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REFERIERT
AUTORENHONORAR IN DER RUBRIK MEDIZIN
Mit dem Jahr 2008 beginnt die Medizinisch-Wis- senschaftliche Redaktion des Deutschen Ärzteblat- tes ihren Autoren Original- und Übersichtsarbeiten zu vergüten. Das Honorar beträgt 1 000 Euro. Es wird an alle korrespondenzführenden Autoren aus- gezahlt, deren Beiträge in der Rubrik Medizin er- scheinen. Die Regelung tritt mit dem vorliegenden
Heft in Kraft. MWR
Antivirale Therapie bei Hepatitis C:
16 oder 24 Wochen?
Für die Behandlung der chronischen Hepatitis C der Ge- notypen 2 und 3 wird derzeit in Deutschland eine Kombi- nationsbehandlung mit pegyliertem Interferon-αund Ribavirin über 24 Wochen empfohlen. In etwa 80 % der Fälle gelingt es damit, die Viruslast beziehungsweise die virusspezifische DNA unter die Nachweisgrenze, 6 Mo- nate nach Therapieende analysiert, zu senken.
In einer Studie mit 132 teilnehmenden Zentren wur- den 1 469 Patienten mit chronischer Hepatitis C der ge- nannten Serotypen in 2 Studienarme unterteilt, die ent- weder 16 Wochen lang oder 24 Wochen lang mit 180 µg Peginterferon-alfa wöchentlich sowie zweimal täglich 400 mg Ribaverin behandelt wurden. Die HCV-DNA wur- de nach 4, 12, 16 und 24 Wochen während der Behand- lung sowie 12 und 24 Wochen nach Therapieende be- stimmt. Die Analyse der Studiendaten erfolgte als Nicht- Unterlegenheitsnachweis, ausgehend von einer virologi- schen Response von 10 % nach 24-wöchiger Therapie.
Als Nicht-Unterlegenheit wurde definiert, dass die 16- wöchige Behandlung bei mindestens 74 % ebenfalls ei- ne anhaltende virologische Antwort generieren würde.
Dieses Studienziel wurde nicht erreicht; die 16-wöchige Behandlung war der 24-wöchigen signifikant unterlegen (OR < 0,7).
Fazit: Die Empfehlung der 24-wöchigen Kombinati- onstherapie sollte beibehalten werden; eine 16-wöchige Behandlung bedingt zwar eine Kostenersparnis von 4 000 Euro, führt aber zu deutlich schlechteren Ergeb-
nissen. w
Shiffman MI et al.: Peginterferon alfa-2a and ribaverin for 16 or 24 weeks in HCV geno-type 2 or 3. N Engl J Med 2007; 357: 124–34.
E-Mail: mshiffma@vcu.edu