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Archiv "Penizillinresistente Gonorrhoe in der Bundesrepublik Deutschland" (13.08.1982)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

AUS DER PRAXIS

Penizillinresistente Gonorrhoe

in der Bundesrepublik Deutschland

Wolfgang P. Herrmann und Konrad Thimm

Aus der Dermatologischen Klinik

(Direktor: Professor Dr. med. Wolfgang P. Herrmann) des Zentralkrankenhauses St. Jürgen-Straße, Bremen

mit einer endemischen Ausbreitung penizillinresistenter Gonorrhoe ge- rechnet werden, wie aus den Erfah- rungen in Liverpool eindeutig her- vorgeht (1). Die Isolierung, Identifi- zierung und Eliminierung penizilli- nasebildender Gonokokken ist da- her von eminenter epidemiologi- scher Bedeutung.

Bei Penizillinversagern sollten daher unbedingt bakteriologische Unter- suchungen mit Resistenzanalyse und gegebenenfalls Penizillinase- nachweis veranlaßt und einschlägi- ge Fälle an die Venereal Diseases and Treponematoses Unit in Genf gemeldet werden.

Zur Behandlung der Gonorrhoe gilt Penizillin seit mehr als 30 Jahren als Mittel erster Wahl. Die Penizillin- empfindlichkeit der Gonokokken hat im Lauf der Zeit zwar allenthalben auf der Welt beträchtlich abgenom- men, doch waren völlig penizillin- resistente Stämme bis vor kurzem unbekannt. Die verminderte Wirk- samkeit des Penizillins gegenüber weniger empfindlichen Keimen ließ sich daher durch höhere Dosierung und gegebenenfalls Vorgabe von Probenecid immer noch ausglei- chen (3).

Diese Situation hat sich grundle- gend geändert, seit im Januar 1976 der erste absolut penizillinresistente Gonokokkenstamm isoliert worden ist. Solche Stämme verfügen über ein Enzym, welches den ß-Laktam- ring des Penizillinmoleküls sprengt ((3-Laktamase = Penizillinase) und das Antibiotikum dadurch unwirk- sam macht.

In Ostasien, wo penizillinasebilden- de Gonokokken zum ersten Mal auf- getreten sind, haben sie sehr rasch eine weite Verbreitung erfahren. Auf den Philippinen sollen bereits 20 bis 40 Prozent der gonorrhoekranken Prostituierten derartige Keime be- herbergen. Von hier aus sind penizil- linasebildende Gonokokkenstämme durch Touristen und Seeleute mitt- lerweile in alle Erdteile verschleppt worden, zunächst nach England und USA, in der Folgezeit aber auch nach Europa. Ein weiteres Ur- sprungsgebiet penizillinasebilden-

der Gonokokken ist Westafrika.

Nach einer Aufstellung der WHO von 1978 waren penizillinasebildende Gonokokkenstämme bereits damals aus 21 Ländern gemeldet worden, unter anderem aus unseren Nach- barländern Dänemark, Belgien, Nie- derlande und Schweiz; im interna- tionalen Schrifttum werden sie all- gemein als PPNG-Infektionen (Peni- cillinase Producing Neisseria Go- norrhoeae) bezeichnet.

In der Bundesrepublik Deutschland sind penizillinasebildende Gonokok- ken erstmals 1978 in München aufge- taucht (4), und 1979 wurde übereinen weiteren Fall aus Cuxhaven berichtet (2). Anfang 1981 sind in Bremen drei weitere Erkrankungsfälle festgestellt worden, und zwar bei einem Touri- sten und zwei Seeleuten, die sich in Thailand bzw. Westafrika und USA infiziert hatten (5).

Man wird daher in Zukunft auch in anderen Teilen der Bundesrepublik mit absolut penizillinresistenter Go- norrhoe rechnen müssen.

Die Eigenschaft mancher Gonokok- kenstämme, Penizillinase zu bilden, beruht nicht auf einer Mutation. Sie wird vielmehr durch sogenannte

„Plasmide" von einem Bakterien- stamm auf den anderen übertragen.

Eine solchermaßen erworbene Peni- zillinresistenz kann nach mehreren Wirtspassagen wieder verlorenge- hen. Dennoch muß bei Übertragung derartiger Keime auf Prostituierte

Bisher sind penizillinasebildende Gonokokkenstämme in der Bundes- republik Deutschland nur vereinzelt aufgetreten. Penizillin ist deshalb bei Gonorrhoe nach wie vor das Mit- tel der Wahl.

Spectinomycin sollte demgegen- über unbedingt für Problemfälle re- serviert werden, insbesondere für Patienten mit penizillinresistenter Gonorrhoe oder Penizillinallergie, da bei genereller Anwendung von Spectinomycin alsbald erhebliche Resistenzsteigerungen zu erwarten wären.

Literatu r

(1) Arya, 0. P.; Percival, A.: Outbreak of go- norrhoea due to ß-lactamase-producing gono- cocci in Liverpool (a short report), WHONDP/

77415 (1977) 1-7 — (2) Gründer, K.; Petzoldt, D.;

Schoop, H. J.; Eidmann, E.: Erneutes Auftreten penicillinasebildender Neisseria gonorrhoeae in Deutschland, Z. Hautkr. 54 (1979) 465-468 — (3) Herrmann, W. P.; Steigleder, G. K.: Haut- und Geschlechtskrankheiten, in: Antibiotika- Fibel, 4. Aufl., hrsg. von H. Offen, M. Plempel und W. Siegenthaler, Stuttgart: Thieme (1975) 926-951 — (4) Milatovic, D.; Machka, K.; Galla, 0.; Braveny, I.: Betalactamase-bildende Gono- kokken in München, lnfection 6 (1978) 1063-1064 — (5) Thimm, K.; Abromeit, G.; v.

Pritzbuer, E.; Herrmann, W. P.: Erstmaliges Auftreten penicillinasebildender Gonokokken in Bremen, Z. Hautkr. 56 (1981) 847-850

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. med.

Wolfgang P. Herrmann Dr. Konrad Thimm

Dermatologische Klinik des Zentralkrankenhauses St. Jürgen-Straße 2800 Bremen

44 Heft 32 vom 13. August 1982 79. Jahrgang

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Ausgabe B

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