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Archiv "Die Hundertjährigen in der Bundesrepublik Deutschland" (12.09.1974)

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Die ältesten Patienten

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Die Hundertjährigen in der Bundesrepublik Deutschland

Hans Franke, Hermann Bracharz und Lothar Gall9 2)

Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik Würzburg (Direktor: Professor Dr. med. Hans Franke)

Hundertjährige und ältere Personen können nach ihrem körper- lichen und seelischen Zustand in drei Vitalitätsgruppen eingeordnet werden: 1. die auffallend Rüstigen mit bemerkenswerter Vitalität, 2. die Hochbetagten mit mäßig eingeschränkter Lebensfähigkeit, 3. die ständig Bettlägerigen. Hundertjährige und ältere Personen sterben im allgemeinen nicht an Altersschwäche; meistens sind es Infekte, die zum Ableben führen.

Das Problem der Langlebigkeit von Über-Hundert-Jährigen, die sich an der oberen Schwelle der menschli- chen Lebensmöglichkeit befinden, gehört zu den anziehendsten der Gerontologie. Während in früherer Zeit kasuistische Mitteilungen über das höchste Lebensalter im Vorder- grund standen, wendet sich heute die Aufmerksamkeit speziellen pa- thophysiologischen Einzelfragen zu. Sorgfältig erhobene gerontolo- gische Daten tragen sicherlich dazu bei, nicht nur die obere Gren- ze des menschlichen Lebens zu er- forschen, sondern auch jene Fak- toren aufzudecken, die ein Indivi- duum das höchste Alter erreichen lassen. Diese Fragestellung kommt indirekt auch dem verständlichen Wunsch der Durchschnittsbevölke- rung entgegen, ebenfalls ein mög- lichst hohes Alter in körperlichem und seelischem Wohlbefinden zu erreichen.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat uns den Bestand an urkundlich beglaubigten Hundert- jährigen und älteren Personen in der Bundesrepublik Deutschland von 1963 bis 1969 in Beziehung zur

Einwohnerzahl mitgeteilt. Danach hat die Zahl der Hochbetagten von 429 (1963) auf 709 (1967), 656 (1968) und 607 (1969), die der Gesamtbe- völkerung hingegen verhältnismä- ßig weniger, von 57,25 (1963) auf 61,19 Millionen (1969) zugenom- men.

Aus dieser Aufstellung geht auch das seit langem bekannte Überwie- gen der Frauen in den höchsten Al- tersstufen hervor (Frauen zu Män- nern = 2,8 zu 1 bis 3,9 zu 1); in der Gesamtbevölkerung beträgt das Überwiegen hingegen nur: Frauen zu Männern = 1,12 zu 1.

1965 haben wir unsere gerontologi- schen Studien begonnen. Bis 1971 war es uns mit Hilfe eines speziel- len kombinierten Prüfungsverfah- rens möglich, Lebensgewohnheiten und Gesundheitszustand von 177 Hundertjährigen und älteren Perso- nen (48 Männer und 129 Frauen) zu untersuchen. Bis Dezember 1973 haben wir insgesamt 324 Hundert- jährige und ältere Personen West- deutschlands (229 Frauen und 95 Männer) untersucht beziehungs- weise befragt.

Untersuchungsverfahren

CD Zunächst verschickten wir einen Fragebogen mit 153 Einzelfragen.

Ein Kaffeegeschenk trug dazu bei, daß sämtliche Aufgeforderten ent- weder allein oder mit Hilfe ihrer Angehörigen die gestellten Fragen gutwillig beantworteten. Aus Grün- den des statistischen Vergleichs haben wir dieselbe Fragebogenak- tion bei einer vergleichbaren Grup- pe von Fünfzig- und Siebzigjähri- gen mit gleicher Geschlechtsver- teilung durchgeführt. Auf diese Weise erhielten wir eine „transver- sale Übersicht" der höchsten menschlichen Lebensstufe im Sin- ne von Verzär, da damit gleicharti- ge Angaben eines jüngeren Ver- gleichskollektivs vorliegen. Bei un- seren Untersuchungen haben wir nur solche Hundertjährige berück- sichtigt, deren Altersangaben durch kontrollierbare Urkunden be- legt sind.

() Hausärztliche Berichte von 80 Langlebigen übermittelten uns lehrreiche Einzelheiten über Le- bensgewohnheiten und Gesund- heitsverhältnisse in der Längs- schnittperspektive 3).

1) Mit freundlicher Unterstützung durch das Kuratorium der „Deutschen Alters- hilfe".

2) Herrn Professor Dr. med. h. c. Hans- Erhard Bock nachträglich zum 70. Ge- burtstag gewidmet.

3) An dieser Stelle sei allen Kollegen in Stadt und Land für ihre wertvolle stete Mithilfe gedankt.

2644 Heft 37 vom 12. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Hunde tjährige

@ Von 41 Probanden untersuchten wir mit Hilfe des Autoanalyzerver- fahrens zwölf beziehungsweise 18 blutchemische Parameter und ver- glichen sie mit den Werten von jün- geren Personen, um das Verhalten jener biologischen Faktoren zu er- forschen, die einen Menschen das höchstmögliche Alter erreichen lassen.

41 Hochbetagte und fast alle Probanden der Vergleichsgruppe wurden in unserer Klinik, in ande- ren Krankenhäusern oder in ihrem Heim von uns fachinternistisch, speziell im Hinblick auf ihre Herz- und Kreislauffunktion, untersucht.

@ Vier Obduktionsbefunde von un- serer Hundertjährigen-Gruppe er- gänzen das klinische Bild der Al- terspolypathie, beziehungsweise Multimorbidität des Greisenalters.

Ergebnisse

Anamnestische Daten

Die Analyse der Fragebögen er- gab:

a) Die Höchstbetagten stammen zu 63 Prozent aus Familien, in denen Langlebigkeit häufiger zu verzeich- nen ist als in einer Vergleichsgrup- pe von 75- bis 80jährigen. Die Stammbaumtafeln der von uns un- tersuchten Hundertjährigen weisen in vielen Fällen auf die familiäre Langlebigkeit hin. Wir können des- halb das „biologische Horoskop"

auf langes Leben eines Menschen stellen, wenn der Proband aus ei- ner langlebigen Familie stammt.

b) Für das Erlangen des Höchstal- ters spielen neben der Erbanlage auch gewisse exogene Einflüsse von Lebensweise und durchge- machten Krankheiten eine Rolle.

Im allgemeinen haben die Uralten speziell in Krisen- und Kriegszeiten manche Belastungen durchstehen müssen; lebensbedrohlichen Risi- ken ist dieser Personenkreis im all- gemeinen aus dem Wege gegan- gen. Die meisten unserer Proban- den weisen darauf hin, daß sie ein

Abbildung 1: Der ehemalige Senior der Medizinischen Fakultät Würzburg, der Medizinhistoriker Professor Dr. Sticker, an seinem hundertsten Geburtstag

arbeitsreiches und auch mühevol- les Leben hinter sich gebracht ha- ben, jedoch ohne ständige Überla- stung und mit den notwendigen Ruhepausen.

c) Auf die Frage, welche äußeren Faktoren nach ihrer Meinung dazu beigetragen haben, ein derartig ho- hes Lebensalter zu erreichen, ha- ben wir von den Überhundertjähri- gen recht unterschiedliche Antwor- ten erhalten.

Die meisten weisen darauf hin, daß sie Zeit ihres Lebens in allen Din- gen Maß gehalten hätten, sich ei- ner bescheidenen, soliden und ge- regelten Lebensweise befleißigt und sich speziell im Essen und Trinken zurückgehalten hätten.

Deshalb ist auch die Mehrzahl der Uralten untergewichtig.

Die Eßgewohnheiten lassen je nach Land und Herkunft gewisse Variationen erkennen; es gibt kei- ne spezielle Diät, die eine hohe Le- benserwartung begünstigt. Dies

steht im Widerspruch zu den Dar- stellungen in einer gewissen Laien- presse, wonach beispielsweise der jahrzehntelange Genuß von Jog- hurt, Kefir oder Honig das Errei- chen eines Höchstalters fördern soll. Bei den Hundertjährigen sind Kaffee oder Tee und etwas Alkohol durchaus beliebt. Etwa ein Drittel der Männer waren bis zum 80. Le- bensjahr mäßige Zigarren- oder Pfeifenraucher; die Hälfte von ih- nen hat später das Rauchen aufge- geben. Alle verheirateten Hundert- jährigen haben bis zum 80. Lebens- jahr ein mäßiges Sexualleben ge- führt.

d) Es gibt anscheinend keine spe- ziellen Berufe, die eine hohe Le- benserwartung begünstigen. Unter den von uns untersuchten hundert- jährigen und älteren Frauen West- deutschlands waren entsprechend dem Bevölkerungsdurchschnitt über 60 Prozent früher Hausfrauen oder Hausangestellte; das Tätig- keitsgebiet der steinalten Männer reichte vom Universitätsprofessor, Lehrer, Beamten, Unternehmer, An- gestellten bis zum Landarbeiter 4).

Befunde

Ein altersbedingter Abfall der intel- lektuellen Fähigkeiten, wie er dem sogenannten Defizitmodell der Psy- chologen entspricht, scheint bei Höchstbetagten keineswegs gege- ben zu sein. So ist zum Beispiel eine obere Altersbegrenzung für eine gute Gedächtnisleistung spe- ziell bei rüstigen Hundertjährigen nicht festzustellen. Bemerkenswert ist auch oft die Lebensfreude, die sie Zeit ihres Lebens zeigen. Den Vitalen unter den Uralten scheint das Erreichen eines hohen Lebens- alters durchaus erstrebenswert zu sein.

Eine vergleichende, aus 153 Einzel- fragen bestehende Erkundigungs- aktion an zunächst 148 unserer Hundertjährigen und an einer

4) Über die Lebensanamnese von unseren Hundertjährigen haben wir im einzelnen in der Ärztlichen Praxis 7 (1974) 254 be- richtet.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 37 vom 12. September 1974 2645

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177 129 48 insgesamt

Tabelle 1: Gruppeneinstufung von 177 Über-Hundertjährigen

Anzahl Frauen Männer

Gruppe I: Rüstige 58 36 22

Gruppe II: Personen mit einge- engter Lebens- fähigkeit

74 39 20

Gruppe III: ständig Bett- lägerige

45 54 6

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin.

Hundertjährige

gleich großen Anzahl von 70- bis 80- und 50jährigen läßt signifikante Unterschiede in folgenden Parame- tern erkennen:

Bei den Hundertjährigen findet sich eine Zunahme der Schwerhö- rigkeit, der Nykturie, eine vermehr-

te Neigung zu peripheren Durch- blutungsstörungen und zu beidsei- tiger Knöchelschwellung; weiterhin treten unter ihnen vermehrt Ermü- dungserscheinungen auf. Die Hochbetagten weisen hingegen im Vergleich zu jüngeren Altersstufen eine Abnahme der Lärmempfind- lichkeit, der Stenokardien und eine geringere Tendenz zu Hyper- und Hypotonien auf.

Vergleichende kardiovaskuläre Un- tersuchungen an 41 Hundertjähri- gen hatten folgendes Ergebnis:

Langlebigkeit ist durchaus mit dem Vorhandensein von vielfältigen Reizbildungsabnormitäten im Elek- trokardiogramm wie Extrasystolen oder Vorhofflimmern sowie mit mannigfachen Reizleitungsstörun- gen, wie Schenkelblock oder AV- Blockierungen ersten bis zweiten Grades vereinbar. Ein kompletter AV-Block mit Neigung zu Adams- Stokes-Anfällen ist aber bei Hun- dertjährigen nicht zu finden. Der größte Teil von ihnen hat einen normalen systolischen (130 bis 160 mm Hg) und diastolischen (80

bis 90 mm Hg) Blutdruckwert. Nach unseren vergleichenden klinischen, kardiologischen und pathologisch- anatomischen Studien scheint die spezielle, wahrscheinlich genetisch verankerte Manifestationsform der Alterskardiosklerose und der Arte- riosklerose in der Körperperipherie

einschließlich des Gehirns für das Erreichen des Höchstalters mitver- antwortlich zu sein. Nach unseren Obduktionsbefunden bei vier die- ser Hundertjährigen sind es neben Arteriosklerose und mehr oder minder ausgeprägten Involutions- zeichen der inneren Organe mei- stens Infekte, etwa Grippebronchi- tiden oder Zystopyelitiden, die bei einer Vielzahl von ruhenden patho- logischen Veränderungen letztlich zum Ableben geführt haben.

Einteilung der Hundertjährigen nach Vitalitätsgruppen

Nach körperlichem Befund und seelischer Verfassung lassen sich die hundertjährigen und älteren Personen in drei Vitalitätsgruppen einteilen (Tabelle 1).

Gruppe der Rüstigen

Die erste Kategorie der ganz Alten ist trotz mancher Altersgebrechen noch auffallend rüstig. Sie sind mit Recht auf das erreichte Alter stolz;

sie sind nicht pflege- und kaum hilfsbedürftig. Diese leistungsfähi- gen Hundertjährigen unternehmen täglich kleine Spaziergänge und zum Teil größere Reisen. Sie ste- hen als Urahnen im Mittelpunkt ei- ner Familie oder seltener eines Heimes und werden wegen ihrer Vitalität von der Lokalpresse ge- bührend gefeiert (Abbildung 1).

Die rüstigen Hundertjährigen zei- gen in fast allen blutserologischen Parametern ein biologisch jünge- res Verhalten als die anderen Gruppen. Wir hatten die Sera von 41 Hundertjährigen mit Hilfe des Zwölffach-Autoanalyzers und mit der Serum-Elektrophorese unter- sucht. Als Vergleichskollektiv dien- ten 7900 Patienten der Altersgrup- pen zwischen 21 und 90 Jahren.

Die Durchschnittswerte von Kal- zium, Albumin, Gesamteiweiß und Harnsäure entsprechen in der Gruppe I etwa denjenigen von 71- bis 80jährigen.

Objektiv sind auch bei diesen mun- teren Hochbetagten vielfältige, recht unterschiedliche und häufig voneinander unabhängige Leiden und Abnützungserscheinungen im Sinne einer Polypathie nachweis- bar (etwa Alterskardiosklerose, Emphysem, Gefügestörungen der Wirbelsäule, Sklerose der periphe- ren Gefäße, geringe Sklerose der Gehirngefäße). Es handelt sich je- doch um ruhende Altersgebrechen, die bei der üblichen vorsichtigen Lebensführung die Vitalität dieser Personengruppe wenig beeinträch- tigen. An lebensbedrohlichen Krankheiten leiden diese Zentena- re im allgemeinen nicht.

Gruppe mit eingeengter Lebendigkeit Die zweite Gruppe der ganz Alten ist in ihrer Lebensfähigkeit bereits eingeschränkt. Diese Bejahrten sind aber durchaus noch in der Lage, die täglichen Verrichtungen (wie Aufstehen, Anziehen, Verkösti- gung) selbst vorzunehmen. Ihr Le- bensraum ist wegen Gehbehinde- rung, etwa infolge von Koxarthro- se, zunehmender Schwerhörigkeit

2646 Heft 37 vom 12. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Über Vernachlässigung junger Kin- der ist, abgesehen von mehr bei- läufigen Erwähnungen bei der Be- sprechung der Kindesmißhandlung, weder in pädiatrischen Lehrbü- chern oder dem vielbändigen Hand- buch noch im Zentralblatt für Kin- derheilkunde eine ausführlichere Abhandlung zu finden. Auch im ge- richtsmedizinischen Schrifttum ist die Ausbeute nicht viel größer. Dies überrascht um so mehr, als bös- artige Vernachlässigung eines Kin- des sogar einen strafbaren Tatbe- stand darstellt (§§ 170 d und 223 b), wobei der Kinderarzt eigentlich der gegebene Gutachter sein müßte.

Bisher ist Vernachlässigung offen- bar kein „Stichwort", das öfter An- klänge und bestimmte Reaktionen auslöste.

Bei einigem Nachdenken kann es aber keinen Zweifel geben: Wenn der Arzt es sich allgemein zum Ziel gesetzt hat, in Zuständen körperlicher oder seelisch-geisti- ger Bedrängnis die Ursachen auf-

zudecken und auf Abhilfe zu sin- nen, dann sind gerade vernach- lässigte Kinder in jeder Hinsicht seine geborenen Patienten. Ent- sprechend der kürzlich geäußerten Auffassung, daß gerade heute im Ringen um ein neues Selbstver- ständnis des Arztes dieser für den einzelnen Patienten, der oft krank an der Gesellschaft sei, die Rolle eines Anwaltes gegenüber dem Krankheitsfaktor Gesellschaft zu übernehmen habe, trifft dies sogar besonders zu.

Fehlen verbindlicher Kriterien Der Vorwurf an die Eltern, sie ver- nachlässigten ihr Kind, wiegt schwer, und es ist oft sehr schwie- rig zu beweisen, daß echte Bös- willigkeit oder Verantwortungslo- sigkeit vorliegt. Es gibt auch keine allgemein verbindlichen Kriterien, wonach ein Zustand als Vernach-

lässigung anzusehen ist, zumal die- se sich auf den verschiedensten Gebieten auswirken kann. Noch Hundertjährige

oder eines Starleidens auf das Zimmer beschränkt. Viele von ih- nen werden später pflegebedürftig und, zumindestens zeitweise, bett- lägerig. In geistiger Hinsicht ist ein Kontakt mit der gewohnten Umge- bung vorhanden. Größere Bela- stungen führen aber zu körperli- chen und psychischen Ausfallser- scheinungen: Bereits latent vor- handene Altersgebrechen, wie etwa eine Zerebralsklerose, werden danach manifest. Geringfügige Un- fälle führen infolge der Altersosteo- porose häufig zu Schenkelhalsbrü- chen. Der merkliche Vitalitätsver- lust ist aber vor allem auf Infekte, wie Influenza, chronische Emphy- sembronchitis und Zystitis zurück- zuführen.

Gruppe der Pflegebedürftigen Die dritte Gruppe umfaßt die stän- dig bettlägerigen und pflegebedürf- tigen Hundertjährigen; sie sehen in zunehmender Entkräftung, in einer Art „Vita minima", ihrem erlösen- den Ableben entgegen.

Durch das genauere Studium von Biologie und Klinik an Personen in der höchsten menschlichen Alters- stufe wird die Vermutung bestätigt, daß die hundertjährigen und älte- ren Personen biologisch eine posi- tive Selektion der Gesamtbevölke- rung darstellen.

Literatur

Franke, H., Bracharz, H., Laas, H., Moll, E.:

Studien an 148 Hundertjährigen, Dtsch.

med. Wschr. 95 (1970) 1590 — Franke, H., Schmitt, S.: Hundertjährige; Altwerden und Altsein. Begegnung mit Hundertjährigen.

Würzburg, Fränkische Gesellschaftsdrucke- rei 1971 — Franke, H., Gall, L., Gross, W., Moll, E., Weißhaar, D.: Klinisch-chemische Befunde von 41 Hundertjährigen im Ver- gleich mit jüngeren Altersstufen, Klin.

Wschr. 51 (1973) 183 — Graul, E. H.: Um- welt und Lebensweise der Zentenare. Deut- sches Ärzteblatt 70 (1973) 1865 — Leaf, A., Launois, J.: Every Day is a Gift, when you are over 100. National Geographic 143 (1973) 93

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. Hans Franke Medizinaldirektor Dr. med.

Hermann Bracharz

Oberstabsarzt Dr. med. Lothar Gall 87 Würzburg

Klinikstraße 8

WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Vernachlässigung junger Kinder

Ulrich Köttgen

Aus der Universitäts-Kinderklinik Mainz (Direktor: Professor Dr. med. Ulrich Köttgen)

Eine allgemeine oder partielle Vernachlässigung junger Kinder ist nicht selten. Von ihr wird ärztlicherseits noch zu wenig Kenntnis genommen. Die Vernachlässigung ursächlich zu beweisen, ist sehr schwierig. Ein entsprechender Verdacht wird unter anderem dann gestützt, wenn ein dystrophes Kind in der Klinik bei normaler Er- nährung und freundlicher Zuwendung plötzlich zu gedeihen beginnt, ohne eine Medikation erhalten zu haben; etwaige Zweifel werden im Fall einer Wiederholung beseitigt. Die Ursachen einer Vernach- lässigung sind ebenso vielfältig wie ihre Symptome. Um ihr begeg- nen zu können, ist neben dem aktiven Einsatz der Sozialbehörden die Mithilfe des Arztes dringend erforderlich.

2648 Heft 37 vom 12. September 1974 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Referenzen

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